Selbsthilfe

Kommen digitale Gesundheits-Apps auf Rezept?

Gesund
28.10.2023 14:00

In Deutschland werden einige DiGAs bereit vom Arzt verschrieben wie ein Medikament und von den Kassen bezahlt. Dafür müssen sie aber als Medizinprodukt zugelassen sein. Der Markt boomt weltweit.  Eine österreichische Anwendung hat das bereits geschafft.

Das digitale Rezept, das auf der E-Card gespeichert wird. Der digitale Impfpass und die digitale Krankschreibung. Viele Österreicher sind mit diesen Tools mittlerweile vertraut oder zumindest in Berührung gekommen. Video-Chats mit dem Arzt oder im Pflegebereich sind mittlerweile ebenso im Aufbau, wie die Erinnerungen für Vorsorge- und Arzttermine als SMS, Mail oder WhatsApp.

Der nächste Schritt wäre nur logisch: Apps mit therapeutischen Informationen, Online-Medikationspläne, Therapieunterstützung - sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen, kurz DiGAs genannt.

Einsatz in der Therapiebegleitung
Im Bereich Sport, Bewegung und Abnehmen sind schon jede Menge Apps im Umlauf, und werden vom Verbraucher auch eifrig genutzt. Hier gibt es aber Folgendes zu beachten: Sie dienen zwar gesundheitlichen Zwecken, werden aber nicht in therapeutischer, medizinischer Form eingesetzt. Dafür müssten sie nämlich als Medizinprodukt klassifiziert sein. Außerdem äußern Experten Bedenken hinsichtlich Datensicherheit bei Gratis-Angeboten aus dem Netz.

Krankheitsmanagment bei unipolarer Depression
DiGAS nehmen an Bedeutung bei der Unterstützung im Management psychischer Erkrankungen zu. Ein solches Beispiel stammt aus Österreich (edupression.com), bei dessen Entwicklung Prof. Dr. Lukas Pezawas, Univ.-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Wiener AKH, mitgearbeitet hat. Zur Anwendung kommt die App zur Psychoedukation bei leichter bis mittelschwerer Depression. Das bedeutet, sie vermittelt Information über die Krankheit und gibt dem Patienten Tools in die Hand, seinen Zustand besser zu verstehen und zu managen. Es gibt die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und evidenzbasierte, medizinische Lerninhalte abzurufen. Vorab findet eine ärztliche Abklärung statt.

Auch in der Prävention hilfreich
Vorteile: Verringerung depressiver Symptomatik, Verbesserung des Behandlungsverlaufs und der Remissionsrate, Verringerung oder gar vollkommener Rückgang depressiver Symptomatik sowie eine Verringerung der Rückfallquote. Bei geringer Symptomausprägung lässt sich so ein Programm auch präventiv einsetzen, sodass es gar nicht erst zur Ausbildung einer krankheitswertigen Depression kommt. Voraussetzung: Erstgespräch beim Arzt.

App oder Gesundheitsprodukt?

Nicht jede App darf sich gleich als eine Digitale Gesundheitsanwendung, also DiGA, bezeichnen. Für Letzteres muss die Anwendung als Medizinprodukt geprüft, sicher und CE-zertifiziert sein, könnte damit auch verschrieben werden. International betrug der Umsatz für Gesundheits-Apps laut Statista bereits im Jahr 2017 2,4 Milliarden Dollar, bis 2025 soll das Volumen auf 11,2 Milliarden anwachsen.

In Deutschland ist diese Anwendung für unipolare Depression zugelassen. Dort wurden bereits einige solcher DiGAs in den Erstattungskatalog der Krankenkassen aufgenommen, doch der Weg von der Entwicklung bis zur EU-Konformitätsprüfung sowie der Zertifizierung dauert ungefähr fünf Jahre, wie die Medien-Plattform „Digital Doctor“ berichtet. Das ist wichtig, denn nur dann wird eine App als Medizinprodukt anerkannt, kann verordnet und erstattet werden. Es führte in unserem Nachbarland aber auch schon zu Insolvenzen von Anbietern, die diese lange Durststrecke finanziell nicht durchhielten.

In Österreich müssen erst noch die Voraussetzungen für DiGAs geschaffen werden. Die Bundesregierung hat heuer den „Digital Austria Act“ als Arbeitsgrundlage etabliert, wo u. a. auf die Datensicherheit im Gesundheitswesen eingegangen und die Rechtsgrundlage erörtert wird.

Teilen Sie Ihre Gesundheitsdaten nicht leichtfertig!
Gesundheitsdaten sind wertvoll. Gewarnt wird vor der unkritischen Nutzung von kostenlosen Gesundheits-Apps, wo Nutzer hochsensible Informationen teilen. Eine Umfrage des Cybersicherheitsunternehmen „NordVPN“ unter 13.000 Menschen aus verschiedenen Ländern zeigte, dass mehr als die Hälfte der Österreicher Daten über Blutdruck, Essgewohnheiten, Gewicht und Krankheiten an solche Gesundheits-Apps weitergeben. Sogar Angaben über seelisches Befinden, Stimmungen, Stresslevel usw. werden Preis gegeben! Experten raten, folgende Tipps zu beherzigen:

  • Wegwerf-E-Mail-Adresse zum Anmelden verwenden
  • Privatsphäre-Einstellungen optimieren und regelmäßig updaten
  • Datenerhebungsprozessen widersprechen, wenn möglich
  • Nur Apps aus offiziellen Stores oder Websites bzw. vertrauenswürdigen Quellen herunterladen
  • Anbieter im Netz überprüfen (Rückverfolgung, Bewertungen, Fotosuche)
  • Geschäftsbedingungen genau lesen
  • Selbsthilfetools nur unbedingt erforderliche Infos bekannt geben
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