Eltern fordern mehr Betreuungsplätze für Menschen mit Behinderungen. Das Land Burgenland verweist auf Konzepte, die sich derzeit in Ausarbeitung befinden.
Als ob man ständig unter Strom steht - so kann man sich den Alltag von Eltern mit behinderten Kindern vorstellen. Die Belastung für Betroffene ist enorm, sei es physisch oder psychisch, denn eine Pause gibt es nicht.
Nie, weiß auch Tanja Pipal-Kainz, die selbst Mama eines beeinträchtigten Sohnes ist und die sich beim Verein „DaHuam4Kids“ mit Sitz in Piringsdorf engagiert. Der Verein, der vor zwei Jahren gegründet wurde, hat es sich zum Ziel gesetzt, ein wohnortnahes „zweites“ Zuhause für Menschen mit Behinderung zu schaffen.
„Nach wie vor gibt es nirgends die Möglichkeit, eine Übergangslösung von einer Tagesstätte zur einer fixen Wohnstruktur zu nutzen. Es braucht aber einen fließenden Übergang. Ein Kind loszulassen braucht Zeit, Kraft und Vertrauen. Wenn ein beeinträchtigtes Kind seine Wünsche und Bedürfnisse nicht klar ausdrücken kann, dann ist dieses Loslassen viel schwerer“, berichtet Pipal-Kainz aus eigener Erfahrung.
852 Plätze gibt es derzeit in Tageseinrichtungen für Menschen mit Behinderungen im Burgenland, 441 Plätze in Wohnheimen, viel zu wenige, schlagen betroffene Eltern aus dem Mittelburgenland Alarm und wünschen sich mehr Rückenwind vom Land.
Die Tagesstrukturen würden aus allen Nähten platzen. Die Wartelisten für einen Platz in einer Wohnstruktur seien lange, schildern die Eltern, die sich mehr teilstationäre Einrichtungen wünschen, die junge Erwachsene in lebenspraktischen Dingen fördern und unterstützen. Damit sie größtmöglich selbstständig sein können und Platz und vor allem Zeit da ist, um ihre Persönlichkeit entwickeln zu können. Ständig begleitet die Eltern auch die Angst, was passiert, wenn sie durch Krankheit, Unfall oder Alter nicht mehr für ihre Kinder sorgen können. Denn auch Kurzzeitpflegeplätze sind rar. Es brauche einen Plan für Menschen mit Behinderung und pflegende Angehörige. Wir kämpfen still und man verlässt sich voll auf unsere Kraft, so die Eltern.
Land arbeitet an Konzept für Wohnmöglichkeiten
Im Büro von Soziallandesrates Leonhard Schneemann zeigt man sich vom Appell der Eltern überrascht und verweist auf erst kürzlich stattgefundene Gespräche. Es gelte etwaige Varianten auf ihre Realisierbarkeit zu prüfen. Es mangle nicht an Plänen und Lösungen für die Zukunft, aber hier dürfe man nichts übers Knie brechen. Das Land sei gerade in Ausarbeitung eines Konzeptes bezüglich Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung. Hier bedarf es aber Fingerspitzengefühl. Die Entscheidungen müssen wohlüberlegt sein, heißt es aus dem Büro Schneemann.
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