Bauch und Gewissen. Othmar Karas verlässt die ÖVP - und was sagt er im Interview mit Conny Bischofberger dazu? Nach einer Tour durch die Bundesländer im Sommer, nach der Bargeld-Debatte, dem „Normal-Sager“ und dem „Burger-Gate“ hätten sein Bauch und sein Gewissen gesagt: „Das geht sich nicht mehr aus.“ Von einem Bundeskanzler der Republik könne man sich erwarten, dass er alle gesellschaftlichen Schichten des Landes vertritt. Diesen Eindruck habe das Video vermissen lassen. Er registriere zwar Nehammers Willen, den Eindruck zu korrigieren, hätte sich aber erhofft, dass er sich dafür entschuldigt. Nach seiner Rückzugsankündigung, erzählt Karas, habe er mit Karl Nehammer telefoniert. Ob das öfter der Fall gewesen sei, oder erst jetzt nach seinem Absprung, will Bischofberger wissen. Nein, Nehammer habe ihn vorher nie kontaktiert. Einmal habe er, Karas, von sich aus das Gespräch gesucht und auch geführt und damals angeboten, dass er immer für Gespräche zur Verfügung stehe. Der EU-Vize-Parlamentspräsident und ÖVP-Politiker sagt: „Was macht es mit mir, dass es nie dazu gekommen ist? Ich verstehe es nicht.“ Ob das bei Sebastian Kurz anders gewesen sein, fragt Conny Bischofberger. Karas dazu: „Mit ihm gab es öfter einen Austausch. Er hat zugehört, und wir haben über unsere unterschiedlichen Positionen, vor allem beim Thema Migration, gesprochen.“ Da gibt Karas Einblicke in das ÖVP-Innenleben, die man so nicht erwartet - gilt doch gemeinhin Karl Nehammer viel mehr als Brückenbauer auch zu Andersdenkenden als sein Vorgänger Kurz. Ein falsches Urteil?
Neuwahlgerücht. Wann wählen wir? Es ist die Frage, die in politischen Zirkeln am häufigsten gestellt wird. Aus der türkis-grünen Regierung hörte man dazu nur Beteuerungen, man werde erst am Ende der Legislaturperiode, also im Frühherbst 2024, wählen. Was nachvollziehbar ist: Denn sowohl für die ÖVP als auch für die Grünen ist klar, dass sie ihre Wahlerfolge von 2019 nicht annähernd werden verteidigen können. Wer vertreibt sich schon selbst gerne vom prall gefüllten Futtertrog? Umso bemerkenswerter, wenn der Grünen-Parteichef plötzlich andere Töne anschlägt. Auf PULS 24 antwortete Vizekanzler Werner Kogler auf die Frage, ob der Herbst-Termin halten werde, mit der mehr als zurückhaltenden Formulierung: „Das hielte ich für sinnvoll.“ Bei der ÖVP bleibt man beim September 24 - nach außen. Doch hört man von großer Nervosität in der Kanzler-Partei. Zuerst das Theater um die missglückte Burger-Ansage, jetzt der mit viel Kritik gespickte Abschied von Othmar Karas (siehe oben). Und kommende Woche der Kurz-Prozess.
Der könnte, meint man, eine Wende einleiten: Wird der Altkanzler freigesprochen, dann wird die Luft für Karl Nehammer noch dünner. Und, so wird gerüchtelt, das könnte die Nehammer-Truppe dazu verleiten, in Wahlen zu ziehen, bevor es Sebastian Kurz tut. Ob da was dran ist? Wir werden es bald wissen.
Kommen Sie gut durch den Sonntag!
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