40 Jahre „Krone“

Flaggschiffe, Erfolgsmodelle und echte PS-Wunder

Kärnten
05.10.2023 08:01

In den vergangenen 40 Jahren veränderten sich Autos nicht nur in ihrem Äußeren, auch das Innenleben unterliegt einem ständigen Wandel. Und von so mancher Kultmarke musste man sich verabschieden.

Während 1983 in Kärnten die „Krone“ das erste Mal erschien, blickten Autoliebhaber ganz gespannt nach Frankfurt (D). Denn für die Internationale Autoausstellung (IAA) hatten die Autohersteller einige Überraschungen angekündigt.

Damals topmodern, heute Oldtimer und rar
Die IAA 1983 wartete – im Rückblick betrachtet – richtige Klassiker auf. Audi stellte seinen Audi 80 quattro mit 2,1-Liter-Fünfzylinder und 136 PS vor, Volkswagen brachte die zweite Auflage der Golf-Reihe auf den Markt, und Renault trumpfte mit seinem Sportcoupe Fuego Turbo auf. Doch alle blickten damals auf den Stand von BMW. Der bayerische Autohersteller stellte nämlich seinen BMW M635 Csi vor.

Die meisten Modelle der IAA 1983 sind heute kaum noch auf den Straßen zu finden. Und wenn, dann sind sie mittlerweile ein kleines Vermögen wert.

Das Jahrzehnt der dicken Brummer
Auf die Achtzigerjahre folgten dann die wilden Neunziger – auch auf den Straßen. Denn den Autoherstellern gelang es durch Weiterentwicklung von Motoren und Technik, auch für kleineres Geld mehr PS zu liefern – und die Tuningszene blühte auf. Audi rief seine RS-Modelle ins Leben und bei Mercedes wurden gemeinsam mit AMG die Pferdestärken ordentlich nach oben geschraubt. Und den Stuttgarter Ingenieuren gelang es, auch den dicksten und modernsten Benz zu bauen: die S-Klasse der Baureihe 140. Navi, Einparksensoren, elektrisch verstellbare Sitze sind nur ein kleiner Auszug aus dem mehr als Jahre alten Technikhandbuch.

Der Verkehr wird zunehmend grüner
Während in den letzten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts noch richtige „Stinker“ im Straßenverkehr unterwegs waren, wurden die 2000-er immer grüner. Denn statt auf viel PS setzten die Autohersteller auf sauberere Motoren. Aber auch Alternativen zu Diesel und Benzin rückten in den Fokus. Anfangs noch etwas zögerlich, trauten sich dann immer mehr Hersteller statt Verbrenner-, Elektromotoren in ihre Modelle einzubauen.

Und 2023: E-Autos sind aus dem Straßenverkehr nicht mehr wegzudenken, aber ob sie die mobile Zukunft sein werden? Man darf gespannt sein ... 

Als „Daisy“ und Co. verschwanden
Unzählige Kärntner verbinden mit ihrer Jugend eine Marke: Puch. Egal, ob VS 50, MV 50, DS 50 oder Maxi, die Mopeds der österreichischen Hersteller waren ein Verkaufsschlager und bei Jungen äußerst beliebt.

Und am beliebtesten war das Modell DS 50. In Himmelblau als normale Version oder in Beige mit verlängerter Sitzbank und vergrößertem Tank, ermöglichten das Moped vielen Teenies die große Freiheit. Doch auch für das beliebteste Modell der Puch-Mopeds war einmal Schluss. Anfang der Achtzigerjahre lief die letzte „Daisy“ - wie sie liebevoll genannt wurde - vom Band in den Grazer Puch-Werken. Und damit wurde eine komplett neue Ära eingeläutet.

Die Sparte von Motorrädern und Fahrrädern wurde an die italienische Piaggio-Gruppe verkauft. Und die Italiener wollten der immer stärker werdenden Konkurrenz Paroli bieten. Anstatt Blech kam bei den Moped-Modellen der Neunzigerjahre vermehrt Plastik zum Einsatz. Eines ließ man sich aber nicht nehmen: den gebläsegekühlten Motor. Dieser wurde in den Modellen Puch Turbo und Puch Maxi verbaut.

Und trotz unverwüstlichen Motors schaffte es die beliebte Mopedmarke nicht bis zur Jahrtausendwende. Kurz davor stellte Piaggio die Produktion ein. Die Konkurrenz wie Aprilia, Kymco und Co. war einfach zu stark geworden.

Von Puch übrig geblieben sind nur noch Erinnerungen und ein paar rare Modelle, die heute noch auf Kärntens Straßen unterwegs sind.

„Krone“-Experte im Interview
Über den Wandel in der Automobilwelt und die Zukunft sprach die „Kärntner Krone“ mit „Krone“-Autoexperten Stephan Schätzl.

„Krone“:In den letzten Jahrzehnten haben sich die Autos bzw. die Motoren stark verändert. Wie haben Sie, als „Krone“-Experte, den Wandel miterlebt?
Stephan Schätzl: Über die Jahre wurden Motoren immer kleiner, die Zahl der Zylinder sank, Hubraum wurde durch Turboaufladung ersetzt. Darunter litt in vielen Fällen der Charakter der Motoren, die Kraftentfaltung ist weniger linear und deshalb unangenehmer. Natürlich sind Motoren heutzutage sparsamer als vor 30 Jahren, das kann man aber nicht pauschal dieser Entwicklung zuschreiben.

Der Wandel bei den Automotoren ist stark davon getrieben, geringe Verbräuche und Emissionswerte auf dem Prüfstand zu erzielen. Das begann mit den sogenannten Downsizing-Motoren, die aus möglichst wenig Hubraum mit immer weniger Zylindern viel Leistung herausholten. Das kann z.B. ein Turbo-Dreizylinder recht gut - im Realverbrauch hat er aber Schwächen. So wurden die Motoren immer kleiner und die Augenauswischerei immer größer. Sie gipfelte im von Volkswagen ausgelösten Dieselskandal, im Zuge dessen ähnliche Machenschaften auch bei anderen Herstellern aufgedeckt wurden. Daraufhin wurden Motoren mit Software-Updates „verbessert“, haben seither aber teilweise ein Problem bei der Haltbarkeit bzw. beim problemlosen Betrieb. Auch Plug-in-Hybride sind das Ergebnis entsprechender Gesetzgebung und werden im Regelfall nicht verbrauchsgünstig betrieben. Denn dazu müsste man regelmäßig ihre Batterie aufladen, was die meisten ihrer Besitzer aber nicht tun. Daher verbrauchen sie im Alltag mehr Sprit als ein vergleichbarer Nicht-Hybrid, schon weil sie einige Hundert Kilogramm schwerer sind.

Am geringsten ist die Diskrepanz zwischen Prüfstands- und Realverbrauch generell bei Saugmotoren (also ohne Aufladung), egal ob nach der alten NEFZ-Norm oder nach der etwas realitätsnäheren WLTP-Norm.

Heutige Motoren sind komplexe Systeme, mit entsprechend vielen Komponenten, die kaputt gehen können. Die Zeiten, da man selbst Hand anlegen konnte, sind längst vorbei. Zum Teil müssen sogar freie Werkstätten Aufträge ablehnen.

Von vielen Autoliebhabern hört man immer wieder, dass die Autos in Vergangenheit viel besser waren. Können Sie dem zustimmen?
Jein. Das kommt auf die Kriterien an, die man anlegt. Motoren strahlten früher sicher eine größere Faszination aus. Der Sound, die Kraftentfaltung, die pure Schönheit in einem kunstvoll konstruierten Verbrennungsmotor sind schon speziell. Neuzeitige Motoren können oft mehr als frühere Triebwerke. Sie halten länger, verbrauchen weniger Sprit und bieten mehr Kraft und Leistung - jedenfalls teilweise. Faszination lässt sich z.B. mit einem Downsizing-Dreizylinder aber nur in den seltensten Fällen erleben. Das Fehlen von Motorklang wird oft dadurch ausgeglichen, dass künstlich generierter Auspuffsound über die Lautsprecher zugespielt wird.

Generell waren Autos früher ehrlicher. Der Klang war echt, der Verbrauch nicht derart prüfstandsoptimiert und was nach Auspuffendrohr oder Luftein-/auslass ausgesehen hat, war auch genau das. Heute sind Auspuffattrappen und Fake-Plastikblenden salonfähig.

Dazu kommt, dass heutige Autos viel schneller ein Totalschaden sind oder sich eine Reparatur nicht mehr auszahlt. Wo man früher einfach eine Stoßstange ausgetauscht hat, müssen heute um Unsummen Sensoren ersetzt werden, ein Parkschaden kann ein Monatsgehalt kosten.

Gibt es Automodelle, die eingestellt wurden und denen man heute noch nachtrauert?
Es ist eine generelle Designentwicklung, die Wehmut entstehen lässt. Die wenigsten heutigen Autos werden in 30 Jahren begehrte Klassiker sein. Viel Plastik, viel Gleichklang die Zeit von Designikonen scheint vorbei. Konkret nachtrauern kann man wirklich leistbaren Klein- bzw. Kleinstwagen, die sich für die Hersteller angesichts Crash-, Assistenz- und Abgasvorschriften nicht mehr lohnen.

Die Automobilindustrie erlebt aktuell einen großen Umbruch. E-Autos rücken immer mehr in den Fokus. Aber werden sie auch unsere mobile Zukunft sein?
E-Autos werden hoffentlich nur ein Teil der mobilen Zukunft sein, und sind damit ein Teil der Lösung des Klimaproblems. Da muss die Politik zur Vernunft kommen. Die aktuell grassierende Verteufelung des Verbrennungsmotors ist der falsche Weg. Es braucht einen Mix der Antriebsarten. Auch eFuels müssen als Teil der Lösung gesehen werden. Das Argument, dass ihre Herstellung zu energieintensiv ist, greift zu kurz.

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