Landflucht

„Die Jungen gehen weg und die Alten bleiben übrig“

Salzburg
18.08.2023 08:00

Im Lungau ist die Rate der Senioren mit Hauskrankenpflege doppelt so hoch wie in vier anderen Salzburger Bezirken. Im letzten Jahrzehnt stieg der Bedarf besonders.

Im Lungau sei noch alles in Ordnung. Das hört Franz Bäckenberger oft von Kollegen aus anderen Gebieten im Bundesland Salzburg. „Aber im Lungau ist eben nicht mehr alles in Ordnung“, sagt der Leiter des Salzburger Hilfswerks im Lungau. Das Sprichwort „Die Jungen ziehen weg und die Alten bleiben über“ sei Realität in Salzburgs höchstgelegenem Bezirk mit rund 20.000 Einwohnern.

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Die Jungen ziehen weg und die Alten bleiben über. Dieses Sprichwort ist im Lungau Wirklichkeit. Unsere Pflegekräfte merken das stark.

Franz Bäckenberger, Leiter Hilfswerk-Geschäftsstelle Lungau

Die Kinder ziehen weg oder haben keine Zeit für Pflege
Das Problem dabei ist: Immer mehr gebrechliche oder demente alte Menschen haben niemanden mehr, der sich um sie kümmert. Sie sind auf fremde Hilfe angewiesen. „Unsere 180 Mitarbeitenden merken diese Entwicklung stark. Die Kinder dieser Klienten sind weggegangen. Oder sie haben wegen der Arbeit keine Zeit für Pflege“, schildert der Hilfswerkleiter.

Von Tamsweg aus fahren Hauskrankenpfleger des Hilfswerks zu rund 170 Senioren im Lungau. 200 bekommen Haushaltshilfe. (Bild: Holitzky Roland)
Von Tamsweg aus fahren Hauskrankenpfleger des Hilfswerks zu rund 170 Senioren im Lungau. 200 bekommen Haushaltshilfe.

Im Sozialbericht „führt“ der Lungau bei der Hauskrankenpflege
Die Zahlen bestätigen seine Wahrnehmung. Laut kürzlich veröffentlichtem Landes-Sozialbericht ist im Lungau die Rate von über 74-Jährigen mit Hauskrankenpflege doppelt so hoch wie in vier anderen Bezirken. 2022 war die Zahl der Betreuten fast um die Hälfte höher als 2012.

Haushaltshilfe wird doppelt so oft bestellt wie 2012
Haushaltshilfe nahmen im Vorjahr doppelt so viele Senioren in Anspruch wie zehn Jahre davor. Mit 105 pro 1000 betreuten über 74-Jährigen „führt“ hier der Lungau in Salzburg. Die Volkshilfe, zweiter regionaler Haushaltshilfe-Anbieter, wollte zu dem Thema nichts sagen.

„Community Nurses“ beraten die alleinstehenden Senioren
Anders eine der sechs „Community Nurses“: Johanna Pfeifenberger besucht und berät als solche Spezialbeauftragte Senioren, wie sie möglichst lange selbstständig leben können - auch ohne Hilfe ihrer Kinder.

„Die Alleinstehenden sind total dankbar, dass man kommt und nach ihnen schaut“, erzählt sie. Ein Lichtblick: Wie Pfeifenberger kehren etliche Weggezogene wieder in ihre Heimat zurück – und arbeiten dann in der Altenbetreuung.

Sabine Deubler 

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