Raubbau an der Natur

So macht die Wildtier-Mafia Milliarden-Gewinne

Ausland
13.08.2023 06:00

Das Abschlachten rarer Arten nimmt durch die global operierende Wildtier-Mafia immer größere Dimensionen an. Ein skrupelloser Raubbau an der Natur!

Für echten Kaviar von gewilderten Störarten werden aktuell mehr als 1700 Euro pro Kilo auf den Tisch gelegt. Wenn dort ein Berufsfischer einen großen Hausen oder einen anderen der gefährdeten Fische aus dieser Artenfamilie erbeutet, kann er Unmengen an Kaviar herausschneiden. Da helfen weder zahnlose Schonbestimmungen noch Strafandrohungen“, wettert der international anerkannte Wiener Gewässerökologe Helmut Belanyecz.

Doch Tierdramen wie diese in den Donaufluten spielen sich auch an Land ab - in den Dschungeln Asiens oder den weiten Savannen Afrikas etc. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen schätzt den Wert des illegalen Handels mit Wildtieren pro Jahr auf bis zu 20 Milliarden Euro! Zusammen mit anderen Umweltverbrechen, wie illegalem Holzeinschlag, gehört die Wildartenkriminalität zum viertgrößten Verbrechen weltweit (nach Drogen, Waffen- und Menschenhandel).

Pro Tag werden durchschnittlich drei Nashörner und 55 Elefanten gewildert. Für die international organisierte Tier-Mafia ein Geschäft, das gewaltige Gewinne abwirft. Denn allein die Hörner der „Rhinos“ haben einen Schwarzmarkt-Wert, der jenen von Gold übersteigt. Der entsetzliche Raubbau an der Natur und an speziell rarer Fauna trifft aber auch die Bestände der Schuppentiere: Von ihnen wurden allein in den letzten 16 Jahren schätzungsweise mehr als eine Million Schuppentiere illegal gehandelt.

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Bei Souvenirs ist Zurückhaltung geboten. Auch kleine, unscheinbare Arten können bedroht und geschützt sein.

(Bild: Zwefo)

WWF-Artenschutzexperte Georg Scattolin

Die Wilderei - also die verbotene Jagd auf streng geschützte Tierarten – hat in den vergangenen zehn Jahren zugenommen. Verantwortlich dafür ist vor allem die gestiegene Nachfrage in den Abnehmerländern Ost- und Südostasiens. In den vergangenen Jahren killten Wilderer rund 20.000 Elefanten. WWF-Experte Scatollin: „Besonders schmerzlich ist nicht nur der Verlust an Individuen und der Artenvielfalt, sondern auch der Umstand, dass Wilderei und Wildtierkriminalität ganze Staaten destabilisieren. Probleme in den Heimatländern betroffener Tiere – wie große Armut oder Korruption - begünstigen das grausame illegale Töten!“

Mehr als 37.000 gefährdete Tier- und Pflanzenarten sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt. Deren Einfuhr ist entweder ganz verboten oder nur mit aufwendigen Genehmigungen erlaubt. Reisenden drohen die Beschlagnahme verbotener Erinnerungsstücke, Geldstrafen von bis zu 80.000 Euro und im Extremfall fünfjährige Haftstrafen.

Krokodile für Modeindustrie geopfert
Doch das hält die international organisierten Öko-Kriminellen nicht ab! 25 Millionen Seepferdchen werden jedes Jahr für die Souvenir-Produktion oder die Verwendung in der traditionellen chinesischen Medizin getötet. Etwa eine Million Krokodile und Warane muss jährlich ihr Leben für die Modeindustrie lassen!

„Wir setzen uns entlang der gesamten Handelskette gegen die Wildtierkriminalität in den Lebensräumen in Afrika und Asien sowie gegen den illegalen Handel mit Produkten, der die halbe Welt umspannt, ein. Im Fokus ist die Senkung der Nachfrage nach Elfenbein oder Nashorn-Horn in Zielländern wie China und Vietnam“, versichert Scattolin.

Bei Souvenirs lieber zweimal hinschauen
Ein Schlüsselanhänger mit dem Zahn eines Hais dran, eine prachtvolle Muschel, Schmuckstücke aus Schildkrötenpanzern oder einfach nur eine kleine unscheinbare Holzfigur - gerne nehmen Touristen ein Andenken von ihrer Reise mit nach Hause. Doch wer unbedacht am Souvenir-Stand zuschlägt, kann sich schnell juristische Probleme einhandeln.

Bei der Ein- bzw. Ausfuhr von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten sind sogar Freiheitsstrafen möglich. Darunter fallen etwa Produkte aus Elfenbein oder Tropenhölzern. Auch innerhalb Europas gibt es Regeln, warnt der ÖAMTC. Dem italienischen Schifffahrtsgesetz zufolge ist es verboten, Sand und Muscheln mitzunehmen.

Kroatien hat’s nicht gern, wenn man geschützte Muscheln und Meeresschnecken außer Landes bringt. Und die griechischen Behörden sind verärgert, wenn sich Touristen an Ausgrabungen oder bei archäologischen Gegenständen bedienen. Davon konnte kürzlich eine Kärntner Familie ein Lied singen.

Vorsicht, auch in folgenden Regionen:

  • Afrika: Verboten sind Produkte aus Elfenbein, Felle von Raubkatzen, Haut von Krokodilen und Schlangen.
  • Amazonas-Region: Der Verkauf von an Land lebenden Wildtieren und daraus hergestellten Souvenirs sind verboten.
  • Karibik: Vorsicht bei Haifischzähnen, Kakteen und anderen Zierpflanzen - Genehmigung notwendig!
  • Russland: Auch wenn nicht gerade ein Trend-Urlaubsland - es dürfen maximal 125 Gramm Kaviar vom Stör ausgeführt werden. Kunstgegenstände von vor 1945 sind tabu.

Wie berichtet, entdeckten die Kinder eines 58-jährigen Villachers beim Schnorcheln Teile einer antiken Amphore, die schließlich im Reisegepäck den Weg nach Österreich fanden. Die Griechen bekamen davon Wind und schicken der Familie die Polizei ins Haus. Mittlerweile wurden die Artefakte zurückgegeben, dem Villacher droht in Griechenland aber ein Strafverfahren - bis zu zehn Jahre Haft!

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