Hydrologe klärt auf:

„Das Wasser ist erst nach einigen Tagen weg“

Kärnten
08.08.2023 08:00

Johannes Moser, der Leiter der Hydrographie-Abteilung des Landes Kärnten, erklärt, warum es nach den Regenfällen so aussieht, wie es jetzt aussieht, und wie lange uns dieses Bild erhalten bleibt.

„Krone“: Die Landschaft bietet derzeit ein bizarres Bild, an manchen Flächen sind richtige Seen entstanden.
Johannes Moser: Die gibt es jetzt quer durch Unterkärnten, vor allem in den flachen Bereichen, wo das Wasser weder abfließen noch versickern kann. Eine geringe Versickerung ist gegeben, wenn der Boden sehr lehmig und dicht ist. Das kann natürliche geologische Gründe haben, zum Beispiel durch Einschwemmungen von Flüssen entstehen, aber auch durch die Last von landwirtschaftlichen Geräten wird ein Boden verdichtet. Ist die Regenmenge größer als die Versickerungsrate, dann entstehen diese Seen.

Wie lange bleiben diese Seen bestehen?
Das ist recht unterschiedlich. Wenn es trocken und warm ist, sind sie in wenigen Tagen bis zu einer Woche versickert bzw. verdunsteten sie auch.

An vielen Stellen schießt noch Wasser aus dem Boden. (Bild: Hronek Eveline)
An vielen Stellen schießt noch Wasser aus dem Boden.

Es drückt an manchen Stellen auch noch immer Wasser aus dem Boden, das richtig heraussprudelt.
Sieht man das bei Kanaldeckeln, dann ist das Kanalsystem überfordert bzw. der Kanal steht unter Druck. Das kann durch zu viel Regenwasser im Kanal oder auch durch sehr hohe Grundwasserstände in der Umgebung hervorgerufen werden. In der Regel beruhigt sich ein Druckausfluss aus dem Kanal bald nach Regenende. Bei Einfluss durch Grundwasser kann es auch noch etliche Tage andauern, bis die Grundwasserstände entsprechend absinken und das Regenwasserkanalsystem entlastet ist.

Wörthersee nicht auf Maximalstand
Wie hat sich der Regen auf die Seen ausgewirkt?
Der Wörthersee zum Beispiel hat einen Pegelstand von 178 Zentimetern erreicht, das entspricht etwa einem 20- bis 25-jährlichen Ereignis. Im Jahr 2000 wies der See 180 Zentimeter Höchstwasserstand auf. Der Mittelwert beträgt 125 Zentimeter, den Maximalstand von 196 Zentimetern gab es im Jahr 1916. Bis sich der Seewasserstand wieder normalisiert, dauert das Wochen, ja bis zu einem Monat. Das hängt auch von den weiteren Niederschlägen ab.

Wasserknappheit haben wir jetzt so bald keine mehr, sind wir versorgt? 
Vieles vom letzten Niederschlag floss oberflächlich als Hochwasser rasch außer Landes. An der Drau bei Lavamünd verzeichneten wir einen Spitzenfluss von 1350 Kubikmetern pro Sekunde im Zuge des Hochwassers. Die Grundwasserkörper sind sehr gut gefüllt, sodass die positive Nachwirkung auf den Wasserhaushalt der Gewässer einige Monate gegeben ist. Zu unterscheiden ist jedoch die Trockenheit der Böden. Diese können bei großer Hitze und durch Wind in wenigen Wochen wieder oberflächlich austrocknen. Insgesamt haben die bisherigen heurigen Niederschläge das Wasserdefizit des letzten Jahres in etwa ausgeglichen. Fazit: Wir müssen mit beiden Extremen, vom Hochwasser bis zur Trockenheit, weiterhin rechnen und entsprechend vorsorgen.

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