






Ob Pestkranke oder Opfer von Naturkatastrophen: Hilfsbereit sind die St. Veiter Goldhaubenfrauen seit 140 Jahren – und äußerst edel gewandet, obwohl das einst sündig war...
„Fluchen, Zutrinken, Spiel und sündige Pracht“ waren ab 1542 bei Strafe verboten. Denn wolle man den anderen in der Kleidung übertrumpfen, „komme es zu Neid, Hass, Unwillen und Abbruch der christlichen Liebe“. Das Leopoldinische Luxuspatent führte 1671 fünf Klassen für die verschiedenen Stände ein, dem niederen Adel waren beispielsweise „ausländische gold- und silberbestickte Stoffe“ nicht erlaubt. Doch das Standesbewusstsein war stärker als das Verbot. Und 1766 verzichtete Regentin Maria Theresia auf Kleiderordnungen.
Was erfüllt die Damen bis heute mit Freude und Dankbarkeit, in den Verein aufgenommen zu werden? Es ist ein tiefer, innerer Zusammenhalt zu spüren, eine Verbundenheit über Generationen hinweg. Bei uns werden Freundschaften fürs Leben geschlossen.
Elisabeth Eschenauer, Obfrau der Bürger- und Goldhaubenfrauen St. Veit
Eine nicht gesicherte Erzählung besagt, in St. Veit hätten mutige Bürgerfrauen Pestkranke gepflegt und Maria Theresia hätte ihnen trotz der damals noch gültigen Kleiderordnung erlaubt, sonntags zum Kirchgang das schwarze Seidenkleid und die Goldhaube zu tragen.
Einer der ältesten Vereine Kärntens
Aus diesen fürsorglichen und selbstbewussten Frauen sollen später die Bürger- und Goldhaubenfrauen entstanden sein. Fix ist deren offizielle Gründung im Jahr 1885, womit die Bürger- und Goldhaubenfrauen St. Veit zu den ältesten Vereinen Kärntens zählen. „Für die damalige Zeit, in der Frauen außerhalb des familiären Umfeldes kaum in Erscheinung traten, war es etwas Außergewöhnliches, dass sich eine Gruppe von selbstständigen Frauen zusammenschloss, um eigene Ideen zu verwirklichen“, zeigt sich die derzeitige Obfrau Elisabeth Eschenauer stolz auf die Frauen von einst.
Auch in Kriegszeiten blieb der Frauenverein bestehen. „Daran lässt sich erkennen, wie wichtig er für das Sozialgefüge der Stadt war“, so Eschenauer.
Die Frauen waren in Suppenküchen aktiv, stellten die ersten Schulbücher bereit, statteten Schulbibliotheken aus, finanzierten Therapiegeräte. „Heute zielt die Unterstützung, die immer still und ausschließlich von den Damen und derzeit sieben unterstützenden Mitgliedern erfolgt, eher auf die Bezahlung von Ganztagsschulplätzen oder auf Hilfe nach Naturkatastrophen in der Region ab“, berichtet die Obfrau. Die Goldhaubenfrauen finanzieren auch alljährlich den Blumenschmuck bei den Erstkommunionen und unterstützten stets die Kinderkrebshilfe.
Die Art der notwendigen Unterstützung hat sich also verändert, aber die Hilfsbereitschaft ist heute genauso groß wie zur Gründung des Vereines. Geblieben ist auch das edle Festtagsgewand: Zum bodenlangen, schwarzen, reich gefalteten Seiden- oder Atlasrock gehören ein eng anliegendes, hochgeschlossenes Leibchen, weiße Handschuhe, ein schwarzer Seidenschirm, ein Täschchen und natürlich die reich bestickte Goldhaube. Die St. Veiter Goldhaube ist die älteste Kärntens. Charakteristisch sind der große, hohe Knauf und das weiße Moiréband. „Zum kulturellen Erbe gehört auch die Handwerkskunst, die in Goldhauben und Kleid sichtbar wird“, so Eschenauer.
Gefeiert wird das Jubiläum am 17. und 18. Mai:
Am Samstag spricht Lisa Lausecker über das „Goldhauben-ABC“, gibt Einblicke in die Geschichte und das Brauchtum rund um die Goldhaube; ab 18 Uhr im Rathaushof St. Veit.
Am Sonntag wird in der Stadtpfarrkirche St. Veit Festgottesdienst gefeiert (10 Uhr).
Die Bürger- und Goldhaubenfrauen sind sich der großen Tradition bewusst, gestalten gern kirchliche und weltliche Feste mit und helfen anderen Menschen. „Wichtig sind uns aber auch die Gemeinschaft, der Zusammenhalt, die Verbundenheit über Generationen hinweg. Unser Motto lautet: Das Gestern ehren, im Heute stehen, nach Morgen blicken“, betont Eschenauer, die mit ihren Kolleginnen zum Jubiläumsfest lädt.
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