Regen in Südsteiermark

Unwetter-Einsätze: „Bleiben Sie bitte zuhause!“

Steiermark
05.08.2023 08:01

Tag zwei der schweren Unwetter im Süden der Steiermark: In der Gegend um Leibnitz musste ein Pflege- und ein Seniorenwohnheim evakuiert werden, mindestens 85 Menschen mussten aus ihren Häusern fliehen. Fast alle Rückhaltebecken in der Südoststeiermark sind voll. Es kam zu mindestens 55 Hangrutschungen. Auch ein Pferd wurde gerettet.

Update 20.57 Uhr: Die Bezirkshauptmannschaft Leibnitz hat die Katastrophe auch für die Gemeinde Gamlitz festgestelt, damit gilt dies nun für 16 Gemeinden. Die Flusspegel sind alarmierend angestiegen.

Update 19 Uhr: Nachdem es kurz nach Entspannung aussah, spitzt sich regional die Lage durch erneut einsetzende starke Regenfällen wieder zu; auch die Pegel zahlreicher Flüsse steigen wieder an.

Update 17:03Uhr:  Wie das Land bekannt gab haben sich  Landeshauptmann Christopher Drexler und LH-Stellvertreter Anton Lang gemeinsam mit Experten ein Bild in den von den Starkregenereignissen hauptbetroffenen steirischen Bezirken Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark gemacht. Sie dankten den Einsatzkräften für ihre unglaublichen Leistungen und werden sich für eine rasche Unterstützung von besonders betroffenen Privathaushalten wie auch der betroffenen Gemeinden einsetzen: „Wir sind mit unseren Gedanken bei unseren Landsleuten, die vom schweren Starkregen der letzten Stunden und Tage so massiv betroffen sind. Wir haben in den betroffenen Regionen enorme Schäden gesehen, deren Ausmaß derzeit noch gar nicht abzuschätzen sind. Als Landesregierung werden wir daher so schnell wie möglich finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Wir können uns nur einmal mehr bei allen Einsatzkräften bedanken - sie leisten Großartiges! Wir alle können nur hoffen, dass der Regen nun endlich aufhört.″

Update 15 Uhr: Thomas Meier, Sprecher der steirischen Feuerwehren, spricht von „Stabilität, aber nicht Entspannung“. Um das Ausmaß der Katastrophe zu begreifen, hat Meier einige Zahlen parat: „Alleine am Freitag hat es über 1300 Unwettereinsätze gegeben. Das sind an einem einzigen Tag mehr als es im ganzen Jahr 2021 waren.“ Schon jetzt im August habe es auch weit mehr Einsätze als im ganzen Jahr 2022 gegeben. 

Update 14 Uhr: Der FC Großklein steht vor den Trümmern seines Fußballplatzes - er ist unter einer Wasseroberfläche verschwunden. Via Social Media ruft der Verein nun Helfer auf. Wer hat Zeit und kann anpacken? 

Update 12.30 Uhr: Der Zugverkehr zwischen Kraubath und St. Michael läuft wieder, zwischen Spielfeld-Straß und Halbenrain wird die Unterbrechung bis Mitternacht andauern.

Update 11.53 Uhr: Ein schier unfassbares Foto hat am Freitag der Leibnitzer Fotograf Kevin Harkam geschossen, als er mit seiner Drohne das Städtische Freibad überflog. Die Pools sind als blaue Flecken in einer von braunem Wasser überfluteten Landschaft erkennbar.

Das Städtische Freibad Leibnitz von oben am 4.8.2023 (Bild: Kevin Harkam)
Das Städtische Freibad Leibnitz von oben am 4.8.2023

Update 11.45 Uhr: Scheinbar ist es nun auch in der Obersteiermark zu Unwetterschäden gekommen. Die ÖBB melden, dass zwischen Kraubath an der Mur und St. Michael kein Zugverkehr möglich ist.

Update 11.40 Uhr: Laut aktuellen Infos der Landeswarnzentrale wurden in Heimschuh 70 Personen evakuiert, sie werden in der Schutzengelhalle vom RK betreut. In Deutschlandsberg hat eine Familie ihr Haus freiwillig verlassen und ist bei einer anderen Familie untergekommen. Im Bezirk Südoststeiermark wurden insgesamt 15 Personen evakuiert, diese sind bei Verwandten oder Bekannten untergekommen.

Das Rüsthaus Gosdorf wurde überflutet und ist nicht betretbar.

Im betroffenen Gebiet ist es zu insgesamt 55 Hangrutschungen gekommen, davon 41 in der Südoststeiermark, sechs im Bezirk Leibnitz, sechs im Bezirk Deutschlandsberg und zwei in Sinabelkirchen, Bezirk Weiz.

Update 11.30 Uhr: In Ehrenhausen ist das Wasser schnell gekommen, aber auch schnell wieder zurückgegangen, berichtet unser Reporter. Viele Keller werden ausgepumt, Straßen gereinigt. Es schüttet allerdings schon wieder in Strömen.

Im Bezirk Leibnitz herrscht in vier Gemeinden Katastrophenalarm. Der Bezirksfeuerwehrverband hat neue Fotos der Einsätze veröffentlicht.

Update 11.15 Uhr: Laut dem Hochwasserkoordinator des Landes, Christoph Schlacher, seien von 19 betroffenen Rückhaltebecken in der Südoststeiermark fast alle voll. Im südweststeirischen Raum seien von 30 Rückhaltebecken zehn „im Vollstau“. Von den Flüssen habe bisher nur die Sulm die rote Hochwassermarke erreicht. „Es deutet sich Entspannung an“, wenngleich die schlimme Lage noch nicht vorbei sei.

Update 11.10 Uhr: Unser Reporter-Team hat in der Gemeinde Ehrenhausen Bürgermeister Johannes Zweytick um ein Update gebeten. „Ich hoffe, wir schrammen an einer Katastrophe vorbei“, sagt der Ortschef.

Update 11 Uhr: Die Weinbau-Gemeinde Gamlitz ist von den Unwettern schwer getroffen worden. Der Motorikpark steht seit Freitag völlig unter Wasser, ebenso die Durchfahrt im Ortszentrum. „Die Hauptaufgaben sind Auspumparbeiten in Kellern, Sicherungsmaßnahmen, um das Eindringen von Wasser in Gebäude zu verhindern, oder Sicherungsarbeiten an Hängen, um weitere Rutschungen zu vermeiden“, informieren die Einsatzkräfte.

Update 10.40 Uhr: Die Marktgemeinde Großklein warnt via Social Media: Bleiben Sie zuhause! „Viele Straßen sind nur schwer passierbar, kaputt und voll Schlamm. Jede Fahrt weniger ermöglicht es der Freiwilligen Feuerwehr sich um die Hochwasserarbeiten zu kümmern!“

Update 10.20 Uhr: Zahlreiche Straßen sind lau ÖAMTC nach wie vor gesperrt: B 69 Südsteirische Grenzstraße zwischen Fluttendorf und Diepersdorf in beiden Richtungen, B 74 Sulmtalstraße zwischen Kreuzung nach Seggau und Fresing in beiden Richtungen sowie zwischen der Kreuzung nach Tillmitsch und nach Seggau in beiden Richtungen. Außerdem ist die Liebochtalstraße L336 überflutet, auf der L669 zwischen Seggau und der Kreuzung nach Leibnitz besteht Gefahr durch Hochwasser.

Zwischen Gosdorf und Halbenrain sind nach wie vor laut ÖBB weder Zug- noch Schienenersatzverkehr möglich. Auch der Zugverkehr Richtung Slowenien ist unterbrochen.

Update 9.30 Uhr: Am Samstagfrüh trafen sich die Landesspitze und Katastrophen-Manager in der Grazer Landeswarnzentrale. Unser Reporter Jörg Schwaiger war vor Ort: „Die wichtigste Botschaft: Es gibt heute leichte Entwarnung. In der Nacht sind nicht so große Regen-Mengen gekommen wie prognostiziert. Damit konnten sich die Feuerwehr-Kräfte auch erholen und haben nur die wichtigsten Fälle abgearbeitet.“

2500 Mann und Frau von 440 Feuerwehren sind derzeit im Einsatz. Es gab Menschenrettungen mit Zillen, anderen Booten und Hubschraubern. Viele waren in Kfz eingeschlossen. Aktuell braucht man keine Feuerwehren aus anderen Bundesländern, aber das Bundesheer ist in der Südosteiermark im Einsatz.

In diesen Gemeinden gilt der Katastrophenfall

  • Südoststeiermark: Paldau, Bad Gleichenberg,  Gnas,  Straden,  Stadtgemeinde Mureck (Ortsteil Gosdorf und Fluttendorf)
  • Leibnitz: Heimschuh (Ortsteil Heimschuh),  Kitzeck (Ortsteil Fresing),  St. Johann im Saggautal (Ortsteil St. Johann und Saggau),  St. Veit in der Südsteiermark (Ortsteile Seibersdorf, Rabenhof und Neutersdorf)
  • Deutschlandsberg:  Eibiswald (Ortsteile Aibl, Großradl und Pitschgau),  Wies (Ortsteile Wies und Wernersdorf),  St. Peter im Sulmtal
  • Stand 5.8.2023, 11 Uhr

Evakuierungen in Leibnitz
Noch am Abend wurden in der Mittelschule in Leibnitz und in der Sporthalle Reinhold Heidinger (120 Betten) Notunterkünfte eingerichtet. Evakuiert werden mussten das Pflegeheim „Haus der Senioren“ in Kaindorf, 27 Bewohner wurden ins Seniorenhaus Koralmblick in Frauental gebracht. 

Seniorenheim evakuiert
Auch das Seniorenwohnheim in Leibnitz wurde vom Roten Kreuz und der Feuerwehr evakuiert. „Eine bettlägerige Person musste hier mit einer Korbtrage von der Feuerwehr ins Freie gebracht werden, ehe sie vom Roten Kreuz in das Landeskrankenhaus Wagna gefahren wurde“, heißt es.

Im nahe gelegenen Ort Heimschuh mussten zuvor Menschen sogar mit Booten in Sicherheit gebracht werden. Nach einem Dammbruch konnten zwei Personen nur per Seil mit einem Helikopter gerettet werden. Feuerwehrsprecher Thomas Meier sagte dem ORF-Radio, man habe „zahlreiche Evakuierungen“ durchführen müssen und eine Notschlafstelle eingerichtet.

In St. Peter am Ottersbach wurde ein Schweinestall geflutet (Bild: Sepp Pail)
In St. Peter am Ottersbach wurde ein Schweinestall geflutet
Gnas stand am Freitag unter Wasser (Bild: Landesfeuerwehrverband Steiermark)
Gnas stand am Freitag unter Wasser

Bezirksrettungskommandant Klaus Steinwendter aus Leibnitz: „Das sind schreckliche Stunden für die Menschen im Bezirk. Wir unterstützen sie, so gut und wo wir können“. Kriseninterventionsteams sind im Einsatz.

Bundesheer füllt Sandsäcke
Rund 80 Soldatinnen und Soldaten aus der Strasser Erzherzog Johann-Kaserne unterstützen 30 Feuerwehrleute im Raum Leibnitz. Rund 50 Soldatinnen und Soldaten aus der Feldbacher Kaserne halfen im Raum Feldbach beim Eindämmen der Hochwassersituation - beispielsweise durch Füllen von Sandsäcken. Das Rote Kreuz Leibnitz ist mit 27 Autos im Einsatz.

Auch aus der Obersteiermark ist Hilfe angerückt, so steht etwa die FF Mariazell in Labuttendorf im Einsatz. Die Eisenerzer Floriani haben sich nach Bad Radkersburg aufgemacht.

Feuerwehr-Bilanz der letzten 24 Stunden

Am Samstagmorgen hat die Landeswarnzentrale die Zahlen der Einsätze von Freitagnacht bis Samstagnacht veröffentlicht: 

  • 1323 technische Einsätze
  • davon 694 Auspumparbeiten
  • 437 Unwettereinsätze
  • 45 Fahrzeugbergungen
  • eine Tier- und eine Menschenrettung
  • 432 Feuerwehren waren eingesetzt

Wie wird das Wetter?
Noch kann keine Entwarnung gegeben werden, laut Wetterbericht „legt der Niederschlag zwischenzeitlich schon Pausen ein“. Auch für Sonntag werden noch Regen und Gewitter erwartet. Laut der GeoSphere ist nach wie vor die zweithöchste Wetter-Warnstufe für Kärnten und Teile der Steiermark aktiv.

Wetterwarnungs-Karte der GeoSphere für Samstag (Bild: GeoSphere)
Wetterwarnungs-Karte der GeoSphere für Samstag

Wie geht es weiter?
Um 9 Uhr gibt es in Graz einen Lagevortrag der Fachabteilung Katastrophenschutz. Neben Katastrophenschutz-Chef Harald Eitner werden auch Geologen, Hochwasser-Experten, der Leiter der Landeswarnzentrale sowie LH Christopher Drexler und LH-Stv. Anton Lang daran teilnehmen. 

LR Hans Seitinger, LH Christopher Drexler und LH-Stv. Anton Lang am Freitag in Gnas (Bild: Land Steiermark)
LR Hans Seitinger, LH Christopher Drexler und LH-Stv. Anton Lang am Freitag in Gnas

Wir halten Sie hier über die Lage in der Steiermark informiert. Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

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