Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) will das „Recht auf Bargeld“ in der österreichischen Bundesverfassung verankern. Zuvor hatte das etwa die FPÖ gefordert. Die Nationalbank veröffentlichte jetzt Zahlen, laut denen mehr als 300 Gemeinden in Österreich gar keinen Bankomaten haben.
Das sind rund 15 Prozent aller Gemeinden. Die Strecke zum nächsten Bankomaten ist aber meist nicht länger als fünf Kilometer, wie Zahlen aus Ende 2021 zeigen. Die Nationalbank berücksichtigte für ihre Berechnungen fast alle Geldausgabegeräte, die in Betrieb waren, auch saisonale Geräte in Skigebieten oder auf Weihnachtsmärkten, kostenpflichtige Bankomaten sowie nicht ganztägig zugängliche Bankomaten in Supermärkten oder Tankstellen. Ausgeklammert wurden nur jene, die gar nicht allgemein zugänglich waren, zum Beispiel in Diskotheken.
Hier sehen Sie eine Grafik dazu, wie weit die Bevölkerung der jeweiligen Gemeinde zum nächsten Bankomaten gehen muss.
Meist Strecken von ein bis zwei Kilometer
Die meisten Gemeinden ohne Geldausgabegerät gibt es demnach im Burgenland mit fast einem Drittel. Insgesamt haben die meisten Gemeinden zumindest einen Bankomaten im Ortsgebiet. In einem Viertel müssen die Bürgerinnen und Bürger durchschnittlich weniger als einen Kilometer gehen, in weiteren 40 Prozent ist der nächste Bankomat maximal zwei Kilometer entfernt. Für ein weiteres knappes Drittel der Gemeinden liegt die Wegstrecke bei maximal fünf Kilometer.
Weitere Distanzen müssen die Menschen nur in ungefähr 75 Gemeinden auf sich nehmen, zum Beispiel in Muhr im Nationalpark Hohe Tauern in Salzburg (12,7 Kilometer) und in Zell in Unterkärnten (12,4 Kilometer).
SPÖ Niederösterreich will mehr Grundversorgung
In der österreichischen Politik wird aktuell viel über Bargeld diskutiert (siehe Video oben). „Seit Monaten fordere ich einen Bankomaten für jede Gemeinde. In den Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP Niederösterreich habe ich vorgeschlagen, dass wir besonders in die Regionen investieren müssen, die vernachlässigt wurden“, sagte Kontroll-Landesrat Sven Hergovich in einer Aussendung. Regionen, die keinen Bankomaten hätten, hätten oft auch keine Postfiliale, Polizeistation oder Gasthäuser.
Bargeld bedeute „Unabhängigkeit und Krisenvorsorge“, sagte der ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker. „Unser Bundeskanzler Karl Nehammer ist der Garant für das Recht auf Bargeld. Als Volkspartei stehen wir voll hinter der Ansage von Karl Nehammer, dass es eine verfassungsrechtliche Absicherung von Bargeld als Zahlungsmittel braucht.“ Die FPÖ verwies darauf, dass sich die ÖVP mit freiheitlichen Ideen schmücke. Bargeld in der Verfassung könnte bereits lange Realität sein, sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl in einer Aussendung.
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