„Extrem attraktiv“

130 Millionen Euro für steirisches Spitalspersonal

Steiermark
20.06.2023 12:00

Der Befreiungsschlag im steirischen Spitalswesen scheint gelungen: Für das Personal gibt es 130 Millionen Euro mehr im Jahr, laut Betriebsrat ist man damit bei den Gehältern europaweit im Spitzenfeld. Gleichzeitig werden auch große Umstrukturierungen in den Häusern und Abteilungen bekannt gegeben. 

Die Uhr tickte gnadenlos: Bis zum Sommer wollten die Landesregierung und die Kages-Spitze ein attraktives Paket für das Spitalspersonal und gleichzeitig einen Notfallplan, um die Versorgung speziell im Sommer (Urlaubszeit!) aufrechtzuerhalten, vorlegen. Der Druck war groß angesichts von zehn Prozent fehlendem Personal im Bereich Pflege und medizinisch-technischen Diensten und acht Prozent bei den Ärzten. 

Verhandlungen bis tief in die Nacht
Bereits in der Vorwoche berichtete Zentralbetriebsratchef Michael Tripolt von äußerst engagierten Verhandlungen, die bis tief in die Nacht dauerten - nun wurde das Paket fertig geschnürt und bei Betriebsversammlungen präsentiert. In Summe gibt es pro Jahr 130 Millionen Euro zusätzlich für das Personal (44 Millionen Euro für Ärzte, 62 Millionen Euro für Pflege- und medizinisch-technisches Personal, 20 Millionen Euro für die Anrechnung von Vordienstzeiten)!

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Das ist das größte Personalpaket und katapuliert uns in der Gehaltsstruktur von den hinteren Plätzen auf die vordersten Plätzen unter den Bundesländern.

Landesrat Werner Amon

Die Gehälter werden deutlich angehoben, für Pflegekräfte beispielsweise um zwölf Prozent (für Einsteiger sogar um 26 Prozent), ebenso Zulagen für bestehendes Personal (Bsp: Spezialisierungszulage für Kinderkrankenschwestern steigt von 219 auf 350 Euro im Monat). „Damit katapultieren wir uns an die österreichweite Spritze“, sagt Personallandesrat Werner Amon (ÖVP), der überzeugt ist, dass das Paket „über die Landesgrenzen hinaus strahlen wird“, sprich: Personal anziehen wird. 

„Für Neueinsteiger extrem attraktiv“
Auch Tripolt ist hochzufrieden. „Es ist ein beachtliches Paket, das vor allem für Neueinsteiger extrem attraktiv ist. Wir sind damit europaweit ganz vorne.“ Wofür man sonst zwei Jahre gebraucht hat, wurde nun in gerade einmal eineinhalb Monaten verhandelt. Vor allem Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) hat, nicht zuletzt in einem „Krone“-Interview, starken Druck für einen raschen Abschluss ausgeübt.

Wesentlich für die Gewerkschaft war, dass Vordienstzeiten angerechnet werden. Das ist gelungen - rückwirkend mit 1. Juli 2022. Journaldienste werden finanziell aufgewertet, Allgemeinmediziner endlich Fachärzten gleichgestellt. Das gesamte Personalpaket tritt mit 1. September in Kraft.

Dienstplansicherheit als großes Ziel
Doch nicht nur mehr Gehalt soll den Job in den Landeskrankenhäusern wieder attraktiver machen: Die Dienstbelastung soll reduziert werden, künftig soll bereits am 1. des Vormonats der Dienstplan stehen. Zudem wird die Dokumentation vereinfacht, so das Versprechen. „Das Ziel war eine Dienstplansicherheit für die Mitarbeiter, damit verbunden auch eine Versorgungssicherheit und eine Steigerung der Qualität“, sagt Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP).

Neue Spitalsverbünde, mehr Erstversorgungszentren
Gleichzeitig mit dem Personalpaket wurden auch Umstrukturierungen in den Kages-Häusern bekannt geben. So werden neue Spitalsverbünde geschaffen: Hartberg und Feldbach-Fürstenfeld werden organisatorisch ebenso zusammengelegt wie das LKH Weiz und das LKH Graz II sowie das LKH Wagna und das LKH Weststeiermark. Zudem wird es zu den bestehenden beiden zentralen Aufnahme- und Erstversorgungszentren (Grazer Uni-Klinikum, Bad Aussee) sechs weitere geben. Allgemeinmediziner sollen dort die Patientenströme lenken.

Die Stoßrichtung laut Bogner-Strauß: „Wir setzen verstärkt auf Tages- und Wochenkliniken. Das ist auch dem medizinischen Fortschritt geschuldet.“ Zudem geht es in Richtung Spezialisierung und Schwerpunktsetzung - und somit bessere Expertise - an den einzelnen Standorten.

„Wir wollen geplante und ungeplante Eingriffe soweit wie möglich zu trennen. Das soll für die Patienten mehr Sicherheit zu bringen, dass der geplante OP-Termin hält“, betont Kages-Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark.

Ein Überblick (Auszug), was sich in den einzelnen Krankenhäusern verändert:

  • In Hartberg wird eine dislozierte Wochenklinik für Gynäkologie eingerichtet, gynäkologische Operationen werden von Feldbach nach Hartberg verschoben.
  • Im neuen süd- und weststeirischen Verbund werden die ungeplanten chirurgischen Eingriffe in Wagna, die geplanten in Deutschlandsberg konzentriert.
  • In Voitsberg wird die Chirurgie-Ambulanz zu einer Bestellambulanz.
  • In Bad Radkersburg bleibt die gut angenommene Tagesklinik für Innere Medizin, neu kommt ein Department für Remobilisation und Nachsorge.
  • Für das LKH Knittelfeld wird ein steiermarkweiter Journaldienstpool für Innere Medizin eingeführt.
  • Die Gefäßchirurgie bleibt trotz vieler Abgänge vorerst im LKH Bruck, neu geplant ist eine Dermatologie-Tagesklinik, auch die Abteilung für Augenklinik wird eine dislozierte Tagesklinik.
  • Die Abteilung für Orthopädie und Traumatologie wandert hingegen von Bruck nach Leoben. In Leoben wird zudem eine Tagesklinik für Innere Medizin etabliert.
  • Am Grazer Universitätsklinikum wird die Bettenanzahl in den Abteilungen für Augenheilkunde (auf 20) und Dermatologie (auf 44) reduziert. Im Kinderzentrum wird die oft gewünschte Portalambulanz implementiert. 
  • In Weiz wird die Chirurgie in eine dislozierte Wochenklinik umgewandelt. 

Für den Fall, dass sich die Personalsituation weiter zuspitzt, werden gröbere Einschnitte vorbereitet:

  • Die Geburtshilfe in der Oststeiermark kann vorübergehend am Standort Feldbach konzentriert werden (sprich: keine Geburtshilfe in Hartberg).
  • Bei weiteren Personalengpässen wird die Abteilung für Allgemein- und Gefäßchirurgie von Bruck nach Leoben verlagert, in Bruck bleiben tagesklinische Leistungen. Im Gegenzug würde die Abteilung für Innere Medizin und Pulmologie nach Bruck verlegt.
  • In Bad Aussee bleibt vorerst die Tageschirurgie. Bei weiteren personellen Abgängen muss die Chirurgie allerdings nach Rottenmann verlegt werden.
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