Pro und Contra

Ist Almjause mit Tofu statt Speck noch zünftig?

Salzburg
19.06.2023 07:00

Die vegane-vegetarische Franz-Fischer-Hütte im Lungau spaltet die Gemüter. Während die einen den Verzicht auf Tierisches kritisieren, loben andere die kulinarische Gratwanderung der Pächter Evelyn Matejka und Tom Burger. Ein Pro und Contra zweier „Krone“-Redakteure.

Pro vegane Hütte! Eine Kolumne von Valentin Snobe

Die Franz-Fischer-Hütte im Lungau zeigt: Verzicht auf Tierisches macht auch in den Bergen Sinn und bringt viele Vorteile mit sich!

Fleisch? Esse ich, selten. Eigentlich nur dann, wenn mir danach ist. So schmeckt es jedes Mal besonders und gut. Es schreibt mir keiner vor, wann und ob ich Fleisch zu essen habe. Zugegeben: Auf der Franz-Fischer-Hütte, der ersten veganen ihrer Art im Alpenraum, gibt es keine freie Wahl. Ausschließlich Veganes und Vegetarisches steht auf dem Speiseplan. Gut so. Es gibt rund 1000 Berg- und Almhütten in Österreich. Wer beim Wandern ausgerechnet auf der hippen Franz-Fischer-Hütte landet, sich von den fleischlosen Köstlichkeiten nicht überzeugen lässt und zudem die Chuzpe besitzt, sich darüber aufzuregen, dem sei gesagt: Bitte die Bergtour das nächste Mal besser planen!

Der Verzicht auf Tierisches bringt ja viele Vorteile mit sich: Ein breiteres, jüngeres Publikum wird angezogen. Es ist die zukünftige Generation von Wanderern. Sie hat teils wirklich lobenswert hohe Ansprüche puncto Tierwohl und Umweltschutz. Begrüßenswert. Stichwort Umweltschutz: Tom und Evelyn von der Franz-Fischer-Hütte haben 2022 laut eigenen Angaben nur drei (!) Restmüll- und acht (!) Plastiksäcke vollgemacht. Bei rund 15.000 bis 20.000 Gästen. 70 Prozent der Nahrungsmittel werden aus dem Lungau bezogen. Der ökologische Fußabdruck ist hier wortwörtlich nur ein einzelner kleiner. Und ich muss noch einmal die Zahlen-Schatztruhe öffnen: Bei gesamt rund einer Million Vegetarier und Veganer in Österreich lautet die Frage nicht, ob eine vegetarisch-vegane Hütte ein Ärgernis ist. Sondern: Wann sperren die nächsten auf?

Wer heutzutage die rund 12,5 Prozent der rot-weiß-roten Bevölkerung völlig negiert oder sie lediglich mit einem Käsebrot abzuspeisen versucht, ist auf einem Holzweg und begibt sich auf eine kulinarische Gratwanderung mit ungewissem Ausgang. Noch ein Zahlentipp: Über die Hälfte der Österreicher verzichtet bereits ab und an bewusst auf Fleisch. Ich bin einer davon.

Contra vegane Hütte! Eine Kolumne von Fabienne Gruber

Traditionelle Speisen wie Wurstsalat oder Brettljausen können nicht durch vegan-vegetarische Alternativen ersetzt werden!

Meine Beine sind müde. Ich schwitze in der Mittagssonne. Und der Rucksack fühlt sich immer schwerer an. Doch die Mühe soll sich bezahlt machen. Sobald ich am Ziel angekommen bin, genieße ich nicht nur die schöne Aussicht. Eine zünftige Jause oder ein Wurstsalat wird als Belohnung dienen und die anstrengende Wanderung wettmachen. Dazu ein kühles Weizenbier und mein Glück ist perfekt. Aber oben angekommen trifft mich fast der Schlag: Anstatt typisch österreichischen Speisen wird veganer Brunch, Suppe mit Käferbohnenknödel oder Gröstl aus Gerste angeboten. Zu allem Überfluss gibt es dazu auch noch Tofu.

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass nicht ich dieser entrüstete Wanderer bin. Aber ich kann mir in einer Bergsteigerfamilie nur allzu gut vorstellen, wie es sich anfühlen muss, in diesem Ausmaß bitter enttäuscht zu werden. Und das, obwohl ich mich selbst seit zwölf Jahren vegetarisch ernähre. Auch wenn geräucherter Tofu wunderbar schmecken kann (man muss nur wissen, wie man ihn zubereitet), gehört auf die Speisekarte einer Almhütte altbekanntes dazu. Würden neben Brettljause und Topfenstrudel vegane Speisen angeboten werden, würde der Eine oder Andere wohl genervt die Augen verdrehen. Aber niemand wäre enttäuscht!

Gibt es aber nur Fleischloses, wird das im besten Fall ein Kopfschütteln auslösen. Natürlich kann man sich vorab informieren, welche Speisen angeboten werden. Aber mal ehrlich: Wer macht das schon? Noch vor wenigen Jahren gab es in den meisten Gaststätten kein vegetarisches Essen. Fündig wurde man lediglich bei Salaten oder Nachspeisen. Nun scheint der Trend aber in die entgegengesetzte Richtung zu steuern! Eine Almhütte muss traditionelle Speisen, dazu können auch Kasnocken oder Spinatknödel gehören, anbieten. Damit sich jeder, ob Fleischliebhaber oder Gemüsefreak, den Bauch genüsslich vollschlagen kann.

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