René Aufhauser

„Ich warte auf die richtige Chance“

Salzburg
18.06.2023 12:00

René Aufhauser verließ Liefering im Sommer 2022, danach wurde es ruhig um die Bullen-Legende. Nach einer Auszeit ist er nun wieder voller Tatendrang, wie er im großen „Krone“-Interview verriet.

„Krone“: Herr Aufhauser, Sie waren Trainerkandidat beim LASK, der sich dann für Thomas Sageder entschieden hat. Wie sieht es aktuell bei Ihnen aus? 
René Aufhauser: Es stimmt, ich hatte Kontakt zum LASK. Aktuell gibt es nichts Konkretes, aber nach meiner Auszeit bin ich wieder bereit für neue Aufgaben – in Österreich oder international.

Gilt das nur für den Cheftrainerposten oder wären Sie auch bereit, wieder als „Co“ zu fungieren? 
Aktuell hat der Cheftrainer absolute Priorität.

Was muss ein Klub mitbringen, damit er für Sie interessant ist? 
Da gibt es keine speziellen Vorlieben. Ich stehe für aktiven und intensiven Fußball. Spielfreude ist das Salz in der Suppe. Meine Spieler sollen mutig vorwärts denken und spielen, egal, ob wir den Ball haben oder der Gegner. Mit wichtigen Grundprinzipien lässt sich das auf viele Klubs übertragen.

Sie waren viele Jahre als Co-Trainer in Salzburg tätig. Vielleicht zu lange, sodass manche Klubs sie als Chef gar nicht am Radar haben? 
Das habe ich mit Freunden schon mal besprochen. Ich kann mich gut an 2019 erinnern, als wir uns zum ersten Mal fix für die Champions League qualifiziert haben. Da gab es Anfragen, auch aus der Bundesliga, um Cheftrainer zu werden. Ich bin als Spieler aber mein ganzes Leben der Champions League nachgelaufen und plötzlich stand sie vor der Tür. Das wollte ich nicht aufgeben und entschied mich zu bleiben. Rückblickend würde ich es wohl wieder so machen, irgendwann war es dann aber doch genug Zeit als Co-Trainer (lacht).

Gaben zwei Jahre lang gemeinsam die Richtung vor: Marco Rose (li.) und René Aufhauser (Bild: Tröster Andreas)
Gaben zwei Jahre lang gemeinsam die Richtung vor: Marco Rose (li.) und René Aufhauser

Viele Posten sind bereits besetzt. Wie schätzen Sie die aktuelle Marktlage ein? 
Ich habe das Gefühl, dass es generell sehr ruhig ist. Es wird aber wieder eine Phase geben, da wird’s ganz turbulent und gleich mehrere Vereine verändern sich.

Sind Sie diesbezüglich geduldig oder stresst Sie das? 
Ich bin absolut geduldig. Nach meiner Aufarbeitungsphase traue ich mir zu, wieder durchzustarten. Wenn die Lage in einem Jahr noch so ist, würde ich ungeduldig werden. Aktuell bin ich aktiv, warte aber auf die richtige Chance und bin offen für alles.

Wie ernst war es in der Vergangenheit, was den Job als Salzburg-Coach betrifft? 
Das war klar mein Ziel. Mir wurde immer wieder mal gesagt, dass ich nicht infrage komme, weil ich keine Erfahrung als Cheftrainer hatte. Nach meinem Jahr in Liefering hat sich die Situation dann anders dargestellt, allerdings hat man mir gesagt, dass ich auf Sicht nicht Salzburg-Trainer werde. Das war dann auch ausschlaggebend dafür zu sagen, den nächsten Schritt zu gehen.

Sie haben jetzt ein Jahr Auszeit hinter sich. Wie haben Sie diese Zeit genutzt? 
Ich habe mich letzten Sommer bewusst zum Schritt entschieden, eine Pause zu nehmen. Ich bin doch seit 25 Jahren dabei, nach der Spielerkarriere ging es nahtlos über ins Trainergeschäft. Wenn sich letzten Sommer ein gutes Projekt aufgetan hätte, hätte ich schon weitergemacht. So aber habe ich die Zeit genutzt, um durchzuschnaufen, das Jahr als Cheftrainer in Liefering aufzuarbeiten und auch mal rauszufinden, was gut und was weniger gut war.

Wie wichtig war es, mal aus diesem „Hamsterrad Profifußball“ auszubrechen? 
Es tat sehr, sehr gut. Zugleich hat es viel Zeit gebraucht, um wirklich abzuschalten. Ich dachte, das würde ein, zwei Monate dauern, weil man sonst ja nie so lange Urlaub hat. Wirklich entspannt war ich aber erst nach vier, fünf Monaten. Die Zeit war wichtig, um mich neu aufzustellen und für neue Aufgaben bereit zu sein.

Guardiola, Tuchel, Spalletti – Sie alle nahmen oder nehmen sich eine Auszeit. Ist das schnelllebige Fußballgeschäft ermüdend? 
Solange du Teil des Prozesses bist, wirst du nicht müde. Man macht diesen Job gerne und ist mit Herzblut dabei. Die Zahnräder drehen sich im Kopf auch an freien Tagen weiter oder während Länderspielpausen. Erst während einer längeren Pause kannst du mal richtig durchschnaufen. Kleine Pausen sind aber wichtig, da dieser Job mental sehr fordernd ist.

Es gibt einen Trend, dass Topspieler für unvorstellbare Summen nach Saudi-Arabien gehen. Verliert der Fußball den Kontakt zur Welt der „Normalos“? 
Es hat auch vor 20 Jahren Topspieler gegeben, die horrende Summen bekommen haben. Das war vielleicht noch in Schilling, aber im Vergleich zum Normalarbeitenden waren sie auch irrsinnig. Es betrifft nicht nur den Fußball, sondern auch Basketball, Golf, Formel 1, Tennis, selbst Skifahren. Das hat eine unglaubliche Dynamik genommen, ich würde aber nicht sagen, dass es dem Fußball schadet. Der Sport kann auch volksnah sein, bei Fans wird eine große Begeisterung ausgelöst – in unterschiedlichen Klassen und Niveaus. Extreme Ausreißer wird es immer geben, das war auch früher schon so. Wichtig ist, dass kleinere Vereine immer die Chance haben, die Großen ärgern. Die einst aufgepoppte Super League, dieser geschlossene Kreis der großen Klubs, würde dem Fußball mit Sicherheit schaden.

Im Interview mit der „Krone“ gab René Aufhauser zu verstehen, dass er bereit ist, wieder einen Klub zu trainieren. (Bild: Tröster Andreas)
Im Interview mit der „Krone“ gab René Aufhauser zu verstehen, dass er bereit ist, wieder einen Klub zu trainieren.

Entwickelt sich nicht auch die Champions League zu einer Art „Super League light“? Es sind doch meistens dieselben Vereine, die teilnehmen und vor allen Dingen dann auch um den Titel mitspielen? Auch in den höchsten Ligen gibt es immer öfter Serienmeister, siehe Salzburg oder Bayern. 
Das hat sicher damit zu tun, dass du extreme finanzielle Möglichkeiten bekommst, vor allem bei Investoren aus dem arabischen Raum. In der Champions League spielen im Frühjahr oft dieselben Teams, das stimmt. Der Rest muss versuchen, Lücken zu schließen und zu wachsen. Mit einem Scheich hast du ganz andere Möglichkeiten, was Spieler und Staff betrifft. Das kann man aber nicht aufhalten.

In Salzburg war es kein Scheich, sondern ein Mäzen, der eingestiegen ist. Inwieweit hat der Meister sich inzwischen von der Abhängigkeit Red Bulls emanzipiert durch die regelmäßige Teilnahme an der Königsklasse und lukrative Spielertransfers? 
Ohne den Einstieg von Red Bull wüsste ich nicht, ob Salzburg überhaupt in der Bundesliga spielen würde. Dieses Erfolgsmodell hat in den letzten Jahren zu greifen begonnen und finanziert sich inzwischen sehr gut durch Spielerverkäufe, auch wenn die von manchem Fan nicht gerne gesehen werden. Ohne unsere Liga schlechtreden zu wollen – sie macht eine gute Entwicklung -, aber die Spieler, die in jungen Jahren in der Champions League spielen können, sind einfach reif für eine Topliga.

Regelmäßig wechseln Spieler von Red Bull-Klub Salzburg zu Red Bull-Klub Leipzig. Das missfällt vielen Fans. Wie stehen Sie dazu? 
Ich kann verstehen, dass der Fan nicht gutheißt, dass schon rund 20 Spieler den Wechsel nach Leipzig vollzogen haben. Aus sportlicher Sicht ist es aber eine Win-Win-Situation. Das System ist ähnlich, die Trainer wissen genau, wen sie bekommen, die Anpassungszeit ist deutlich kürzer. Natürlich hat es einen Beigeschmack, aber ob der Spieler nach Dortmund, Leipzig oder Milan geht, ändert nichts daran, dass sie Salzburg verlassen. Ein Erling Haaland wird nicht vier Jahre in Salzburg bleiben, auch kein Naby Keita oder Sadio Mané. Du kannst solche Spieler nicht so lange halten. Ist es dann wirklich besser, wenn sie zu Inter oder Valencia wechseln? Du verlierst sie doch sowieso. Der sportliche Austausch mit Leipzig hat immer wieder gut funktioniert, viele Spieler sind mit dieser Art der Karriereplanung gut gefahren.

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