Auch in Steyr gab es eine Reihe jüdischer Opfer des Nationalsozialismus, Steine mit beschrifteten Messingplatten wurden nun an den Wohnorten dieser Familien verlegt; man nimmt damit an einem weltweiten Projekt teil.
Annemarie Niedereder hat einen Pflasterstein in der Hand, der mit einer Messingplatte versehen ist, darauf der Name „Renee Garde“. „Diese Frau, ein junges Mädchen jüdischer Herkunft, hat in der Enge Gasse 18 gewohnt“, sagt Niedereder. „Ich weiß von ihr nicht viel, aber ich bin Patin von dem Stolperstein, der an sie erinnert.“ Darauf steht: Renne Garde, Jahrgang 1927, Flucht 1938, Krakau, ermordet am 7. 10. 1942.
Niedereder legt den Messing-Stein in den Boden, ein zweiter Stein mit QR-Code liegt dabei. Scannt man diesen mit dem Handy, erhält man per Internet genaue Information über das Schicksal. Insgesamt elf dieser „Stolpersteine“ wurden kürzlich in Steyr verlegt.
Schicksale bekommen einen Namen
Neben Name und Geburtsjahr steht auch die Todesursache der Steyrer Bürger knapp verzeichnet: „Deportiert, 1943, Auschwitz, ermordet“ oder „Flucht in den Tod“ oder „Schloss Hartheim, Aktion T4“, wie man in bürokratischer Sprache den Massenmord an Menschen mit Behinderungen bezeichnete.
Stolpersteine sind zur Erinnerung und zur Mahnung für die Gegenwart und die Zukunft, für alle, besonders aber für die nachkommenden Generationen bedeutsam. Diese Zeichen der Erinnerung gibt es nun auch in Steyr.
Waltraud Neuhauser-Pfeiffer, Historikerin, Initiatorin und pensionierte Lehrerin in Steyr
Projekt geht weiter
Nächstes Jahr sollen weitere Steine verlegt werden, die sich dem Gedenken an Opfer des NS-Regimes widmen. Initiatorin ist die Historikerin Waltraud Neuhauser-Pfeiffer, die die Geschichte jüdischer Familien in Steyr erforscht. Und die gesamte Aktion ist zudem Teil des europäischen Gedenkprojekts, das Gunter Demnig bereits 1996 in Deutschland startete. Mittlerweile sind 90.000 „Stolpersteine“ in 26 europäischen Ländern verlegt. In Oberösterreich haben sich bisher 11 Gemeinden an dieser Form der Erinnerung beteiligt; Linz setzt nicht auf Steine, sondern auf Gedenksäulen, wir berichteten bereits.
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