Das Gesundheitssystem wankt und der zuständige Minister Johannes Rauch (Grüne) hat eigene Prioritäten. Er kümmert sich um Vogelnester. Das ist auch wichtig, aber angesichts der dramatischen Lage in den Spitälern am Thema vorbei.
Kassenärzte und Pfleger fehlen hinten und vorne, und die Lage der Kliniken ist erschreckend - wir haben mehrfach darüber berichtet. Angesichts der dramatischen Lage möchte man meinen, Gesundheitsminister Johannes Rauch würde sich jede Minute seiner Arbeitszeit der Gesundheitskrise widmen.
Doch der Grüne aus Vorarlberg kümmert sich um Vogelnester. Das ist kein Scherz. Rauch nimmt am Donnerstag in der Wiener Burggasse gemeinsam mit der Schauspielerin Lilian Klebow ein Gerät in Betrieb (eine sog. Rufattrappe), das Mauersegler anlockt. Der kleine Vogel soll durch spezielle Laute zum Wohnhaus gelotst werden, wo Nistplätze für ihn vorbereitet sind. Ein Artenschutzprojekt.
Zugegeben: Der Apus Apus ist eine seltene Art, und Rauch setzt sich gerne für Tiere ein, wenngleich nicht er, sondern der Landwirtschaftsminister vom Ressort her für Tierschutz zuständig ist. Doch mittlerweile gehört auch der Wiener Spitalspatient zu einer schwer gefährdeten Gattung.
Ein paar Beispiele:
In der Klinik Favoriten fehlen in der Anästhesieabteilung die Hälfte der Ärzte. Dadurch können deutlich weniger Operationen durchgeführt werden. In der Klinik Ottakring steht die Zentrale Notaufnahme vor dem Kollaps. Viele Betten des Spitals sind gesperrt, weil es zu wenige Pfleger gibt.
Die Klinik Donaustadt muss Stationen „schrumpfen“. Auch hier der Grund: Personalnot. Im AKH mussten Patienten am Boden übernachten. In der Klinik Floridsdorf knirscht es in der Kinder- und Babyabteilung. Die Liste könnte man weiter führen.
Keine Frage: Tierschutz ist sehr wichtig. Aber, Herr Gesundheitsminister: Zählt die Rettung von Menschenleben nicht zu Ihren vordringlichsten Aufgaben? Die Landesgesundheitsreferenten warten dringend auf Reformvorschläge.
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