20 Jahre Gefängnis?

US-Reporter bleibt in russischer Haft

Ausland
18.04.2023 14:39

Der US-Journalist Evan Gershkovich muss in russischer Untersuchungshaft bleiben. Der Reporter gibt sich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit der Festnahme jedoch optimistisch - obwohl er nun zurück ins berüchtigte Moskauer Gefängnis Lefortowo muss. 

Der in Russland inhaftierte US-Journalist Evan Gershkovich bleibt vorerst hinter Gittern. Das entschied ein Gericht in Moskau am Dienstag. Davor legte der Reporter des „Wall Street Journal“ gegen seine bis zum 29. Mai verhängte Untersuchungshaft Berufung ein. Das gesamte Verfahren dauerte kaum 90 Minuten, und der Einspruch wurde abgelehnt.

Der 31-Jährige lächelte und machte einen entschlossenen Eindruck, wie eine AFP-Reporterin berichtete. In dem Glaskasten, in den in Russland Beschuldigte geführt werden, schaute er mit verschränkten Armen den Reporten zu, die Aufnahmen von ihm machten.

Fragen von Reportern ließ das Gericht nicht zu, die Anhörung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Damit muss Gershkovich weiter im berüchtigten Moskauer Gefängnis Lefortowo ausharren. Ehemalige Insassen beschreiben Lefortowo dem „Spiegel“ zufolge als eine „Unterdrückungsmaschine“, die darauf abzielt, ihre Insassen von der Außenwelt abzutrennen.

Gershkovich drohen 20 Jahre Haft
Die russischen Behörden werfen dem Reporter Spionage vor, was er kategorisch zurückweist. Der US-Bürger und ehemalige AFP-Journalist Gershkovich war während eines Reportage-Einsatzes in Jekaterinburg am 30. März festgenommen worden.

Kurz nach seiner Verhaftung behauptete Kremlsprecher Dimitri Peskow, der Journalist sei „auf frischer Tat ertappt“ worden. Allerdings haben weder Peskow noch die russischen Strafverfolgungsbehörden irgendwelche Beweise für diese Behauptung vorgelegt. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft.

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Heutzutage gibt es in Russland zwei Arten von Nachrichten: Jemand wurde verhaftet, etwas wurde geschlossen.

Evan Gershkovich, inhaftierter US-Journalist

Die US-Botschafterin Lynne Tracy, die den Journalisten am Vortag im Gefängnis besucht hatte, war am Dienstag im Gericht anwesend. Seit der Festnahme Gershkovichs gibt es Spekulationen, dass es erneut einen Gefangenenaustausch zwischen Russland und den USA geben könnte. Der Reporter ist der erste US-Journalist seit dem Ende der Sowjetunion, der in Russland wegen Spionagevorwürfen inhaftiert wurde.

Vor seiner Festnahme interviewte Gershkovich beispielsweise Familien von toten russischen Soldaten und Kritiker von Wladimir Putin. Auch als die Geschichten aus Russland nach der Invasion in der Ukraine immer düsterer wurden, verlor Gershkovich seinen Humor nicht. „Heutzutage gibt es in Russland zwei Arten von Nachrichten: Jemand wurde verhaftet, etwas wurde geschlossen“, schrieb er im Juni 2022 auf Twitter und fügte hinzu: „Ich wurde freundlicherweise daran erinnert, dass es auch noch eine dritte Art von Nachrichten gibt: Etwas wurde verboten.“

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