„Krone“-Interview

Ex-Botschafter: „Wir sind noch eine Weltmacht“

Salzburg
20.03.2023 08:00

Martin Weiss, Ex-Botschafter in den USA, führt jetzt das Salzburg Global Seminar und damit auch das Schloss Leopoldskron. Im Interview spricht er über seinen neuen Job, die Rückkehr nach Salzburg und in welchem Bereich er Österreich noch als Weltmacht sieht.

Herr Weiss, bitte erklären Sie unseren Lesern kurz, was das „Salzburg Global Seminar“ macht?

Das Seminar wurde 1947 nach dem Zweiten Weltkrieg aus einem positiven Gedanken heraus gegründet. Nach den verheerenden Weltkriegen wurde gesagt, wenn wir es nicht schaffen, miteinander in einen dauerhaften Dialog zu treten, dann passiert das in 20 bis 30 Jahren wieder. Wenn wir uns gegenseitig nicht verstehen, haben wir das Rezept für die nächste Katastrophe geschrieben. Es war ein naiver, positiver, aber auch gescheiter Ansatz zu sagen, das können wir besser. Das war am Anfang gleich von großem Erfolg getragen. Den Amerikanern hat es hier irrsinnig gut gefallen und für die jungen Europäer, die in Wahrheit auf einem zerstörten Kontinent gestanden sind, war es sehr spannend, mit den Amerikanern ins Gespräch zu kommen. So hat das begonnen.

Zur Person

Martin Weiss ist seit Sommer 2022 Präsident der Non-Profit-Organisation Salzburg Global Seminar. Davor war er Botschafter in Washington (USA), Israel und Zypern sowie Sprecher des Außenministeriums. Weiss kam in Innsbruck zur Welt, wuchs aber in Salzburg auf und maturierte im Akademischen Gymnasium.

Was macht das Seminar heute?

Wir sind nach wie vor sehr stark auf dem Thema gegenseitiges Verstehen, nicht mehr nur zwischen Amerika und Europa. Während der Zeit des kalten Krieges sind viele Leute aus Osteuropa hierhergekommen. Das setzen wir jetzt fort, zum Beispiel beim Thema Ukraine. Da versuchen wir Leute aus der Zivilgesellschaft hierherzubringen und Rezepte für eine neue Ukraine zu schreiben. Wir werden es auch zum Thema China fortsetzen. Das ist das nächste große Thema, bei dem man spürt, wie zwei große Mächte aufeinanderprallen könnten, was für uns katastrophale Folgen hätte.

Es ist eine sehr internationale Institution, die in Salzburg nicht sehr bekannt ist. Soll sich das ändern?

Wir überlegen uns, wie wir uns gezielt öffnen können. Wir hatten schon eine Fotoausstellung über Kinder im Krieg in der Ukraine. Bei einem Seminar hier zum Thema Ukraine kam diese Idee auf. Diese Ausstellung haben wir für die Öffentlichkeit geöffnet. Genauso möchte ich es handhaben, wenn wir jemanden hier haben, der interessante Dinge zu sagen hat, dass wir einen kleinen Vortrag machen oder Journalisten einladen. Wir machen ja schon jetzt auch andere Veranstaltungen wie „Shakespeare im Park“ bei uns im Schlosspark oder während der Festspiele. Es ist ja fast schade, dass jeder Salzburger die Festspiele kennt, aber kaum jemand das „Salzburg Global Seminar“. Das ist eine Verpflichtung für uns, deutlich mehr zu machen.

(Bild: Tschepp Markus)

Sie sind seit rund einem halben Jahr wieder in Salzburg und sind aus Washington gekommen. Dort die große Weltpolitik, hier das kleine Salzburg: Wie ist es Ihnen mit der Umstellung gegangen?

Damit ist es mir gut gegangen, weil ich die Vorteile an beidem sehe. Ich schätze zum Beispiel die Kleinheit und Unkompliziertheit des Salzburger Flughafens. Oder dass man mit dem Rad in zehn Minuten in der Innenstadt ist. Wo kann man das schon machen? Ich genieße diese Vorteile extrem. Oder beim Schwimmen: Auf der ganzen Welt ist es extrem mühsam, eine Bahn zu bekommen. In Salzburg ist das AYA Bad ein perfektes Schwimmbad, Bahnen für jeden Schwimmer, das gibt es fast nirgends.

Wie war das in Washington, wenn Sie gesagt haben, Sie kommen aus Salzburg. Kennt man die Stadt dort?

Das ist einer der Punkte, wo wir als Österreicher sagen können, gerade im Bereich Kultur sind wir immer noch eine Weltmacht. Da traut uns jeder und jedes Land zu, dass wir da etwas können. Ob das jetzt die Wiener Philharmoniker sind oder die Salzburger Festspiele oder die Mozartwoche. Mozart wird einfach mit uns verbunden.

Das Schloss Leopoldskron ist wohl das größte Schloss in privaten Händen in Salzburg. Wie schwierig ist die Erhaltung des Hauses?

Wir sind eine Non-Profit Organisation und haben das Schloss 1949 von Helene Thimig, Max Reinhardts Witwe, nach der Restitution gekauft. Das Schloss ist auch über Salzburgs Grenzen hinaus bekannt, ein ikonisches Gebäude. Das ist für uns eine Verpflichtung und eine laufende Aufgabe. Es ist immer etwas zu tun. Einmal ist es der Garten, einmal ist es der Rote Salon, dann sind es die Fassaden. Da zählen wir auf die Unterstützung von Bund und Land, wenn es notwendig ist.

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