Erhöhte Präsenz

Terroralarm: Anschlagsgefahr auf Kirchen in Wien

Wien
15.03.2023 10:16

Vermehrte Polizeipräsenz in der Bundeshauptstadt: Via Twitter berichtete die Landespolizeidirektion am Mittwochvormittag von einem verstärkten Aufgebot, teils auch in Sonderausrüstung. Der Grund: drohende Anschlagsgefahr auf Wiener Kirchen.

Konkret gibt es einen Sicherheitsalarm der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN). Nach „Krone“-Recherchen erhielt der polizeiliche Nachrichtendienst demnach Hinweise über einen geplanten Anschlag durch eine syrisch-islamistische Terrorzelle.

Die Drohung soll sich offenbar gegen die vor dem Krieg und Diktator Baschar al-Assad nach Österreich geflüchteten Landsleute richten. Demnach sollten diese, weil sie nicht als Gotteskrieger für den Dschihad in den Kampf zogen, bei einem Messbesuch ermordet werden.

(Bild: Schiel Andreas, Krone KREATIV)

Um für Sicherheit zu sorgen, stehen deshalb vermehrt Polizisten - Bezirkskräfte, WEGA und Cobra - im Einsatz, hieß es seitens der Polizei. „Bei den Überwachungen handelt es sich um vorsorgliche Maßnahmen“, wurde betont - ein üblicher Vorgang bei solchen Szenarien.

Kirche in engem Austausch mit Polizei
Die Gefahr sei jedoch nicht so hoch, dass derzeit temporäre Schließungen oder Absagen von Gottesdiensten notwendig seien, teilte die Erzdiözese Wien mit. Die katholische Kirche sei in engem Austausch mit der Polizei. „Wir wissen, dass stärker kontrolliert wird“, so Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien. Wiens Dompfarrer Toni Faber zeigte sich gegenüber Kathpress der Polizei bzw. den Sicherheitsbehörden dankbar, „dass sie die Lage im Griff haben und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergriffen haben“.

Der Gründer der syrisch-othodoxen Kirche in Österreich, Emanuel Aydin, hatte nach eigenen Angaben noch keinen direkten Kontakt mit der Polizei. Beamte seien in der Umgebung seiner Kirche in Favoriten gewesen und hätten mit Mitgliedern der Gemeinde gesprochen. Das Gotteshaus sei weiterhin geöffnet.

Bischof Gabriel von der koptisch-orthodoxen Kirche bestätigte gegenüber dem Ö1-„Mittagsjournal“, man sei über eine Bedrohungslage informiert worden.

Bundesheer: „Kräfte sensibilisiert“
Das Bundesheer wurde zunächst nicht zur Assistenz herangezogen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberst Michael Bauer. „Unsere Kräfte, die routinemäßig die Botschaften bewachen, sind sensibilisiert.“ Bei einem Lokalaugenschein in der Innenstadt war nur wenig verstärkte Polizeipräsenz wahrzunehmen.

Wie lange die Bewachung der Kirchen aufgrund „erhöhter islamistisch motivierter Anschlagsgefahr“ aufrechterhalten wird, ist unklar.

„Auch in Österreich gibt es Hochrisikogefährder“
Dass auch nach der weitgehenden Zerschlagung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine Bedrohung durch radikal-islamistische Kräfte gegeben ist, hatte zuletzt der Leiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst, Omar Haijawi-Pirchner, am Dienstag in einer Pressekonferenz im Innenministerium betont. Aus der Beobachtung einschlägiger Netzwerke sehe man „Islamisten, die in Europa Anschläge begehen könnten“, sagte Haijawi-Pirchner. Auch in Österreich gebe es „Hochrisikogefährder“.

Was die in Österreich aufhältigen Personen betrifft, von denen eine Gefahr ausgeht, unterschied Haijawi-Pirchner drei Gruppen: einzelne, oftmals im Internet Radikalisierte, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind und auf Social-Media-Kanälen wie TikTok und Instagram agieren. Daneben gibt es eine zweite Gruppe, die sich auch der sozialen Medien bedient, aber zusätzlich einschlägige Moscheen und Lokale besucht. Die letzte Gruppe bilden erwachsene, oftmals in Österreich geborene Männer, die untereinander sehr stark vernetzt sind und konspirativ vorgehen.

Immer wieder Polizeischutz für muslimische Persönlichkeiten
Tarafa Baghajati, Obmann der „Initiative Muslimischer Österreicherinnen und Österreicher“ (IMO), zeigte sich betroffen und schockiert über die möglichen Anschlagspläne. Von solchen Tendenzen wären auch gemäßigte Imame und oder muslimische Persönlichkeiten betroffen, betonte er. In den vergangenen Jahren hätten immer wieder auch muslimische Persönlichkeiten Polizeischutz in Anspruch nehmen müssen, weil sie vom IS bedroht oder auf eine „Todesliste“ gesetzt worden seien.

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