Nach 2:6-Desaster

Constantini: “Das nehme ich natürlich auf meine Kappe”

Fußball
03.09.2011 11:05
Zumindest Realitätsverweigerung kann man unserem Nationalteam nicht vorwerfen. Nach der 2:6-Watschn am Freitag in Gelsenkirchen im EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland waren sich Harnik, Fuchs und Co. einig: Deutschland ist fußballerisch eine andere Welt. Auch Teamchef Didi Constantini, zuletzt extrem dünnhäutig und gereizt, versuchte diesmal erst gar nicht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. "Das nehme ich natürlich auf meine Kappe", seufzte er. An Rücktritt denkt er trotzdem nicht. Constantini sitzt auch gegen die Türkei auf der Bank.

Verlässlicher als die Eskapaden von Marko Arnautovic kommen wohl nur die Sticheleien der deutschen Presse. "Ein Özil besser als alle Ösis" diagnostizierte die "Bild"-Zeitung mit gewohnter analytischer Schärfe. Das Tragische daran: Bisweilen hatte es am Freitagabend in der Veltins-Arena auf Schalke tatsächlich den Anschein, als würden Özil, Kroos und Co. die österreichische Abwehr auch mit angezogener Handbremse schwindelig spielen.

So sah es auch Teamchef Constantini. "Wir haben zu viele Eigenfehler gemacht, unsere Formationen waren zu weit auseinander. Das war für die deutschen Zentralspieler ideal", erklärte er nach dem Spiel. Sein ernüchterndes Fazit: "Nichts von dem, was wir uns vorgenommen haben, ist aufgegangen. Jeder hat in diesem Match den Riesen-Unterschied gesehen."

"Da rennst du nur hinterher"
Der Plan war laut Constantini, rund zehn Meter in der gegnerischen Hälfte mit Pressing zu beginnen und danach bei Balleroberung schnelle Gegenstöße zu starten - allerdings hielten sich nicht alle Kicker an diese Vorgabe, es entstand keine enge Blockbildung, wodurch sich wiederum den Deutschen große Räume boten. "Da rennst du nur hinterher", kritisierte der Coach.

An eine Vertragsverlängerung Constantinis glauben daher mittlerweile offenbar selbst seine eigenen Spieler nicht mehr. "Der Kopf des Trainers ist natürlich immer der erste, der rollt", wusste Kapitän Christian Fuchs nach dem Spiel. Und auch Torschütze Martin Harnik ("Mir geht es nach dem Spiel entsprechend, Deutschland war auf jeder Position besser") machte aus der Teamchef-Diskussion keinen Hehl: "Mit der leben wir seit Monaten…"

Constantini denkt schon an das Türkei-Spiel
Doch der Cheftrainer selbst scheint keineswegs daran zu denken, das Handtuch zu werfen. Vielmehr richtet sich sein Blick schon wieder in Richtung Zukunft. "Gegen die Türkei dürfen wir nicht so viele Ball- und Eigenfehler machen und müssen schauen, dass wir Tore schießen", legte er unmittelbar nach dem Spiel den Fokus schon auf das nächste Match, das am Dienstag um 20.45 Uhr im Wiener Happel-Stadion angepfiffen wird. Von Rücktritt wollte der Teamchef nämlich vor dem Spiel ("Ich habe einen Vertrag bis 31. Dezember, den werde ich auf alle Fälle erfüllen") ebenso wenig wissen wie danach. Gegen die Türkei sitzt Constantini also wohl wieder auf der Bank.

"Meine Bilanz ist nicht unbedingt gut"
Allerdings ist sich Constantini auch seiner ungemütlichen Position bewusst. "Wenn ein Trainer nicht gewinnt, wird er entlassen." In den 22 Spielen in seiner Amtszeit brachte es die ÖFB-Auswahl bei 13 Niederlagen und zwei Remis gerade einmal auf 7 Siege, das Torverhältnis steht bei 30:42. "Meine Bilanz ist nicht unbedingt gut", gab Constantini zu.

Trotzdem traut er der aktuellen Truppe zu, in näherer Zukunft bedeutend erfolgreicher abzuschneiden. "Ich glaube, dass diese Mannschaft Zukunft hat, auch wenn es gegen Deutschland nicht so ausgesehen hat. Wenn man sie zusammenlässt, wird etwas weitergehen."

So sahen es übrigens auch viele der ÖFB-Fans auf Schalke, die die Mannschaft mit Applaus verabschiedeten. Einige (Emanuel Pogatetz und Christian Gratzei) hatten dies gar nicht mitbekommen, weil sie gleich enttäuscht in die Kabine marschiert waren, andere (Franz Schiemer und Fuchs) deswegen nicht, weil sie noch minutenlang auf dem Feld diskutierten…

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(Bild: KMM)



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