Operation Zahnfee

Drogendeals im Zahnlabor: Kokain statt Füllungen

Kärnten
19.01.2023 15:00

Dort der Behandlungsstuhl, da der Safe mit den Drogen: Ein Dentallabor in Villach entpuppte sich als großer Umschlagplatz für Kokain. Vor allem in den Corona-Lockdowns liefen die Geschäfte der Dealer bestens. Am Donnerstag wurde der Bande vor Gericht auf den Zahn gefühlt.

„Wenn’s bergab geht, dann gleich richtig“, schildert ein 30-jähriger Angeklagter, wie er vor einigen Jahren plötzlich in die Villacher Suchtgiftszene abgerutscht ist: „Vorher war ich Sportler, habe weder geraucht noch getrunken, war beruflich und familiär abgesichert. Doch nach einem Arbeitsunfall bin ich in den falschen Freundeskreis geraten.“

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Wenn´s bergab geht, dann gleich richtig! Für die Sucht tat ich alles.

Angeklagter erzählt über Abstieg in Drogenszene

„Alles, was ich hatte, ging dafür drauf“
Einer seiner neuen Spezis betrieb ein Zahnlabor in der Draustadt - und dort ging’s hoch her: „Neben dem Behandlungsstuhl gab’s einen Safe, wo Drogen drin waren.“ Großteils Kokain. „Ich war süchtig danach“, erzählt der junge Mann. „Alles, was ich hatte, ging dafür drauf.“ Er schlief in Parks, auf Baustellen, um Geld für den Stoff zu sparen. „Ein Wahnsinn.“

Kokain im Zahnlabor
Am Donnerstag sitzt er nach eigenen Angaben clean vor Richter Christian Liebhauser-Karl. „Ich mache eine Therapie, brauche keine Ersatzdrogen und habe ab Februar auch wieder einen neuen Job.“ Dass er sogar die Liebe gefunden hat, klingt fast zu schön, um wahr zu sein.

Auch seine fünf Komplizen - zwischen 28 und 54 Jahre alt - wirken alle geläutert. Jahrelang hat die Bande über das Zahnlabor Koks aus Slowenien vertrieben, wie Staatsanwältin Daniela Zupanc anmerkt: „Das war quasi ein florierender Betrieb.“ 

Drogendeals im Corona-Lockdown
Die besten Geschäfte liefen während der Corona-Lockdowns: „In der Pandemie gab es ja sonst nichts zu tun“, seufzt einer der Dealer, denen man in der „Operation Zahnfee“ mit Videoüberwachungen, Autopeilungen und Lauschangriff auf die Schliche kam. Ursprünglich war der Prozess gegen die Bande auf mehrere Wochen angelegt. Durch die teils überraschenden Geständnisse aller Angeklagten ging es dann aber plötzlich flott: Haftstrafen zwischen eineinhalb und vier Jahren, nicht rechtskräftig.

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