„Helden der Krise“ fühlen sich von der Politik völlig im Stich gelassen. Die Mitarbeiter sind an ihre körperlichen und vor allem psychischen Grenzen gegangen. Es werden endlich bessere Rahmenbedingungen für die Pfleger gefordert.
Der Ärger über den Pflegebonus ebbt nicht ab. Wie berichtet, hat die Bundesregierung den Pflegekräften einen Bonus von 2000 Euro in Aussicht gestellt. Aber nur ein Teil davon komme wirklich bei den Betroffenen an, kritisieren vida-Landesvorsitzender Erich Mauersics und ÖGB-Frauen-Vorsitzende Bianca Graf, die auch Betriebsrätin im Spital Oberwart ist.
Wenig Lohn
Tatsächlich seien rund 1580 Euro auf dem Lohnzettel aufgeschienen, rechne man die Abzüge weg, würden die Mitarbeiter gerade einmal 1100 Euro erhalten. Wer damit einkaufe oder tanke, zahle nochmal Mehrwert- und CO2-Steuer. Der Staat hole sich somit an die 1200 Euro wieder zurück.
An den eigenen Grenzen
Wertschätzung sehe anders aus, sind sich Mauersics und Graf einig. Einige Betroffene, die heuer in Pension gehen, würden komplett um den Bonus umfallen. Hebammen und Assistenzberufe seien überhaupt ausgenommen. Für Mauersics eine Verhöhnung einer Berufsgruppe, die im Zuge der Corona-Pandemie bis an ihre körperlichen und psychischen Grenzen gegangen ist, unzählige Überstunden geleistet hat und sogar Übergriffen ausgesetzt war.
Schon jetzt fehlt es in der Branche an Kräften. Die Arbeit ist anstrengend und oft auch belastend, die Verantwortung gleichzeitig sehr groß. Viele würden aufgeben oder zumindest mit dem Gedanken spielen, sagt Graf. Manche würden die Ausbildung machen und wieder hinschmeißen, nachdem sie die harte Realität kennenlernen. „Das war schon vor Corona so, aber durch die Pandemie hat es sich weiter zugespitzt.“
Bonus gefordert
Es brauche nicht nur einen Pflegebonus, der diesen Namen verdiene, sondern auch eine Gehaltserhöhung und bessere Arbeitsbedingungen. Hier könnte der Bund etwa durch eine Änderung des Betreuungsschlüssels aktiv werden und für mehr Personal sorgen. „Denn wenn die Rahmenbedingungen passen, kann es ein sehr schöner Beruf sein“, erklärt die ÖGB-Frauen-Vorsitzende.
Hoffen auf laufende Gehaltsverhandlung
Zumindest einen positiven Ausblick gibt es: Bei den derzeit laufenden Gehaltsverhandlungen mit dem Land sei davon auszugehen, dass der Abschluss besser ausfallen werde, als auf Bundesebene, gibt sich Graf zuversichtlich. Insgesamt sind im Burgenland 4488 Menschen in der Pflege beschäftigt, über drei Viertel davon sind Frauen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.