„Die Zeit drängt“

Fehlende Asylquartiere: Strafen für Bundesländer?

Politik
12.12.2022 14:14

Bundesländer, die die Quote zur Unterbringung von Asylwerbern nicht erfüllen, sollten Strafzahlungen leisten. Das wurde am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Asylkoordination, Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ), Schauspielerin Katharina Stemberger und Migrationsforscherin Judith Kohlenberger gefordert. Finanziert werden soll damit der angekündigte Teuerungsausgleich für Quartiergeber.

Eine „nachhaltige Lösung der Unterbringungskrise“ könne nur erreicht werden, wenn in den Bundesländern ausreichend Quartiere geschaffen werden, sagte Lukas Gahleitner-Gertz von der Asylkoordination.

„Der Teuerungsausgleich wurde zwar angekündigt, aber gekommen ist noch nichts“, kritisierte er. „Die Zeit drängt.“ Vielen privaten Quartiergebern gehe die Luft aus. „Es braucht hier Sanktionen, es braucht hier Strafzahlungen“, forderte er.

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Vielen privaten Quartiergebern geht die Luft aus. Es braucht hier Sanktionen, es braucht hier Strafzahlungen.

Lukas Gahleitner-Gertz von der Asylkoordination

Die 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern über die Unterbringung von Asylwerbern sei „am Papier richtig“, sagte Babler. „Aber es ist eine zahnlose Vereinbarung“, sprach auch er sich für mehr Verbindlichkeit aus.

„Massenlagerzustände“
Seit Monaten befänden sich an die 2000 Menschen im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen, während in der gesamten Landesgrundversorgung in Niederösterreich rund 1300 Asylwerber untergebracht seien, kritisierte Babler die „Massenlagerzustände“. „Man versucht, künstlich das abschreckende Bild Traiskirchen zu produzieren“, sagte er. Erstmals habe das System auch obdachlose Geflüchtete geschaffen. Politisch Verantwortliche, die durch ihre Handlungen Menschen Schaden zufügten, seien „das Allerletzte“, fand Babler scharfe Worte.

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Man versucht, künstlich das abschreckende Bild Traiskirchen zu produzieren.

Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ)

Eine „eklatante Verantwortungsverweigerung seitens der Bundesländer und des Bundes“ ortete Migrationsexpertin Kohlenberger. Österreich sei „sehenden Auges und mit sehr viel Anlauf“ in die Unterbringungskrise geraten. Auch sie übte Kritik daran, dass die Nichterfüllung der Quote nicht sanktioniert werde. „Einzig und allein den Außengrenzschutz als Antwort auf die Herausforderungen in der Asylpolitik zu geben, das ist zu kurzfristig.“ Das Veto Österreichs gegen den Schengen-Beitritt von Rumänien und Bulgarien bezeichnete sie als „Ablenkungsmanöver“.

Quartiergeber kritisiert bürokratische Hürden
Von der Politik im Stich gelassen fühlt sich auch der private Quartiergeber Hannes Gollowitzer, der gemeinsam mit seiner Familie in seinem Einfamilienhaus im Burgenland vier Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht hat. Er beklagte, dass es mehr bürokratische Hürden als Unterstützung von staatlicher Seite gebe. Auch mangelnde finanzielle Unterstützung sei gerade angesichts der Teuerung ein Problem für viele private Quartiergeber.

„Jeder Mensch hat das Recht auf ein faires Asylverfahren und menschenwürdige Unterbringung“, betonte Stemberger, Vorsitzende der Initiative „Courage - Mut zur Menschlichkeit“. „Herbergsuche heute ist kein Gnadenakt, sondern ein Recht“, so die Schauspielerin.

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