Walter Rosenkranz:

„Die Regierung entlassen ist das Leichteste“

Politik
16.09.2022 06:00

Spurt der Kanzler nicht, greife er als Bundespräsident durch, sagt Kandidat Walter Rosenkranz (FPÖ).

Walter Rosenkranz tritt seriös auf, spricht meist ruhig und überlegt. Inhaltlich sind seine Positionen aber so gelagert, wie es sich eingefleischte Freiheitliche vom FPÖ-Kandidaten für die Bundespräsidenten-Wahl erwarten. Im Gespräch mit der „OÖ-Krone“ in der Linzer Redaktion kommt Rosenkranz schnell auf eines seiner Lieblingsthemen zu sprechen: das Pouvoir des Bundespräsidenten, eine Regierung zu entlassen. „Das ist das Leichteste, was unsere Verfassung hergibt.“ Das Staatsoberhaupt könne das „frei von jeder Vorgabe, auch aus Jux und Tollerei“ machen, sagt er.

„Schwachstellen“ in der Regierung austauschen
Rosenkranz hat konkrete Vorstellungen, wie er das angehen möchte: Anhand eines „Fragenkatalogs“ würde er „Schwachstellen“ in der Regierungsmannschaft ausloten. Sollte sich der Bundeskanzler weigern, diese auszutauschen, sei seine Botschaft: „Lieber Kanzler, dann kann ich nur dich als Kapitän entlassen oder die gesamte Regierung.“

Autokratische Tendenzen oder gar Putsch-Fantasien sieht der FPÖ-Kandidat dabei nicht: Seit 1929 erlaube die Verfassung ein derartiges Vorgehen. „Wenn die Parlamentarier das nicht mehr wollen, müssen sie die Verfassung ändern“, erklärt Rosenkranz.

Lob für Orban
Einer, dem durchaus autokratische Züge zugeschrieben werden, erhält aber dennoch Lob vom Niederösterreicher: Viktor Orban spiele mit Ungarn innerhalb der EU eine „selbstbewusste Rolle“, die Rosenkranz sich auch von Österreich wünsche. Stattdessen sei unser Land nur „ein Anhängsel der EU“, das vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine „seine große Tradition als Vermittler verspielt“ habe.

Einen „Öxit“ strebe er zwar derzeit nicht an, die Sanktionen gegen Russland sollte Österreich aus seiner Sicht aber gern auch im Alleingang beenden. Das Land würde davon doppelt profitieren, glaubt Rosenkranz: „Es würde wieder Gas nach Österreich fließen, das wir dann an andere Staaten weitergeben könnten.“

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Österreich hat seine große Tradition als Vermittler verspielt.

Walter Rosenkranz, Bundespräsidentschaftskandidat

Die Sanktionsthematik nimmt der Freiheitliche auch zum Anlass, um Sympathisanten der ÖVP - die bekanntlich keinen eigenen Kandidaten stellt - zu umwerben, zumal es aus Oberösterreich Kritik gab: Dort wisse ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer „offensichtlich noch, dass es Probleme bei den Leuten gibt“, spricht er dessen Vorstoß für ein Überdenken der Sanktionen an.

Weißwein, aber keine Zigaretten in der Hofburg
Kein gutes Wort verliert der deutschnationale Burschenschafter über den derzeitigen Amtsinhaber. Alexander Van der Bellen habe in sechs Jahren „überhaupt nichts Vereinendes“ gemacht. Rosenkranz sehe sich als den besseren Brückenbauer. Als Volksanwalt und langjähriger Gemeinderat in Krems kenne er die „breit gefächerten Probleme“ des „kleinen Mannes“.

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Ich kenne die breit gefächerten Probleme des kleinen Mannes.

Rosenkranz

Was er bei einem Einzug in die Hofburg in den Koffer packen würde? „Keine Zigaretten, dafür Wachauer Weißwein, Hemden, Anzug und Krawatten - und CDs mit klassischer Musik.“

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