Ende der 1980er Jahre war man zwar schon froh, in den USA ein Medikament gefunden zu haben, das dem Humanen Immundefizienz-Virus etwas entgegensetzen konnte, es kam aber noch zu zahlreichen Nebenwirkungen. Mit den heutigen tollen Möglichkeiten in der HIV-Therapie nicht mehr vergleichbar!
„Damals bedeutete Therapie, oftmals eine ganze Handvoll Tabletten nehmen zu müssen, dreimal täglich, mit strengen Nahrungsrestriktionen. Das hat sich extrem gewandelt, heute reicht im Normalfall eine Tablette pro Tag. Es stehen zudem mehrere Substanzkombinationen zur Verfügung“, berichtet Infektiologe und HIV-Experte Univ.-Prof. Dr. Alexander Zoufaly, Tropeninstitut Wien 1060.
Keine Einschränkungen im Alltag
War früher aufgrund äußerer Veränderungen, vor allem im Gesicht, für jedermann sichtbar, wenn jemand eine HIV-Therapie erhielt, gibt es diese Problematik heute gar nicht mehr. Betroffene fühlen sich in der Regel gut, haben keine Einschränkungen im Alltag, können ein Leben führen wie alle anderen auch. Und noch ein wesentlicher Fortschritt besteht: Ging es ehemals vordringlich darum, Begleiterkrankungen abzuwehren oder solche, die durch die Immunschwäche entstanden sind, in Schach zu halten, ist jetzt eine vollständige und dauerhafte Unterdrückung des Virus der Normalzustand in der Therapie.
Eine Frage, die an die Behandler immer wieder herangetragen wird, ist die nach Impfungen? Sollen/können HIV-positive sich impfen lassen? Und was tun auf Reisen?Generell besteht kein Grund, sich wegen einer HIV-Infektion nicht impfen zu lassen, im Gegenteil, wie Prof. Zoufaly betont. Zum Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen wird empfohlen, sich gegen Hepatitis A und B immunisieren zu lassen. Ebenso gegen HPV bis zum 45. Lebensjahr. Erkrankungen, die im Zusammenhang mit HIV schwerer verlaufen können: Influenza („echte Grippe“), Pneumokokken (Erreger der bakteriellen Lungenentzündung), Gürtelrose. Vorsicht geboten ist bei Lebendimpfungen, wie Mumps-Masern-Röteln, wenn bei HIV-infizierten Personen eine herabgesetzte Immunsituation vorliegt. Hat sich der Immunstatus durch moderne Therapien verbessert, lässt sich das nachholen.
Das HI-Virus kann in jedem Stadium erfolgreich unterdrückt werden. Aber der frühe Einsatz einer Therapie hält auch Folgeschäden in Schach. Dafür muss man aber seinen Status kennen, also sich testen lassen.
HIV-Experte Univ.-Prof. Dr. Alexander Zoufaly, Tropeninstitut Wien
Das detaillierte Wissen über das Virus und seine Mechanismen führte auch zur Entwicklung zielgerichteter, besonders effizienter Arzneimittel. Sie sind im Stande, die Virusvermehrung auszuschalten. So steht nun im Fokus, Erkrankungen, die oft gar nichts mit HIV zu tun haben, sondern mit dem Lebensstil oder wegen anderer Ursachen bestehen, zu managen. Dazu kommt die annähernd gleiche Lebenserwartung HIV-positiver Menschen, sodass bei ihnen die üblichen Altersbeschwerden auftreten.
Auch bei später Diagnose sofort behandeln!
Grundlage für bestmöglichen Behandlungserfolg ist und bleibt frühes Erkennen, bzw. Testen, aber auch bei späterer Diagnose sollte sofort eine Medikation erfolgen. Prof. Zoufaly: „Das Virus kann in jedem Stadium erfolgreich unterdrückt werden! Aber wenn es bereits Schaden angerichtet und das Immunsystem angegriffen hat, kann das irreversibel sein. Es ist allerdings durchaus möglich, das Fortschreiten zu stoppen.“
Keine ferne Zukunftsmusik mehr sind Verbesserungen bei der Anwendung moderner Therapieformen, viele davon auch schon zugelassen. Derzeit erprobt oder sogar schon verfügbar sind Substanzen, die länger wirksam, nur einmal die Woche einzunehmen sind oder auch als Injektionen in regelmäßigen Abständen verabreicht werden. Im besten Fall nur zweimal pro Jahr. Damit kann für jeden Patienten die geeignete Therapie gefunden werden.
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