Prozess in Wien

Rosenstrauß für Kellnerin: Blind nach Faustschlag

Im Prater blühen nicht die Bäume, sondern auch Watschen.

(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Der Prater in Wien - faszinierend für Kinder und Touristen, ein „Grätzel“ für dort Arbeitende und deren Stammgäste. Wie der pensionierte Bäcker, der dort seiner Wettspielleidenschaft - „Fußball, Salzburg gegen Sturm Graz“ - nachgeht. Und 500 Euro gewonnen hat ...

In seinem Überschwang kaufte er einem Rosenverkäufer den ganzen Strauß ab und wollte ihn der Kellnerin schenken. Doch die nahm die Blumen nach einem Blick auf ihren ebenfalls anwesenden Lebensgefährten nicht an.

„Vom Teigkneten hat er ja Kraft in den Händen“
Was dann passierte, darüber gibt es beim Prozess zwei völlig unterschiedliche Darstellungen. Der angeklagte Lebensgefährte will vom Bäcker gewürgt worden sein – „vom Teigkneten hat er ja Kraft in den Händen“ – und habe sich nur durch einen Schlag befreien können.

„Renn weg, der bringt dich um“
Der ging buchstäblich ins Auge: Der Bäcker ist seitdem links blind! Und hat eine ganz andere Wahrnehmung: „Irgendwie hab ich den Eindruck, die wollten mich einfahren lassen!“ Denn an sich gibt’s ein Lokalverbot für ihn, „weil mir halt oft das Geld ausgegangen ist“. Ein Bekannter habe ihn noch gewarnt: „Renn weg, der bringt dich um.“ Also sei er in ein Taxi gesprungen.

Als er am nächsten Morgen aus dem Auge geblutet hatte, kam er ins Spital. Trotz zweier Operationen ist sein Augenlicht nicht zu retten gewesen. Richterin Claudia Bandion-Ortner vertagte: Sie will den Rosenverkäufer ausfindig machen und den Gerichtsmediziner hören.