„Nur Meter entfernt“

Kapitol-Sturm: Mob war bereit, Mike Pence zu töten

Ausland
17.06.2022 09:52

„Hängt Mike Pence!“ - Das riefen Mitglieder des Mobs, der am 6. Jänner 2021 das Kapitolgebäude in Washington stürmte, um die Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden zu verhindern - angestachelt durch Donald Trump. Dessen Vizepräsident Mike Pence war dabei, die Auszählung der Wahlmännerstimmen zu beaufsichtigen. Er musste rasch in Sicherheit gebracht werden. Wie ernst die Drohung der gewaltbereiten Trump-Fans war, hat nun der U-Ausschuss zum Sturm auf das US-Parlament enthüllt.

Eine Gerichtsakte, die bei der dritten Anhörung im U-Ausschuss zum 6. Jänner am Donnerstag gezeigt wurde, enthüllt nun das schockierende Ausmaß der Bedrohung für Pence während des Angriffs. So waren Mitglieder der rechtsextremen Gruppe „Proud Boys“ an diesem Tag nur zwölf Meter von Vizepräsident Pence entfernt. Sie waren bereit, ihn zu töten, weil er den Sieg von Joe Biden bei der Präsidentenwahl offiziell bestätigen wollte.

„Hätten Pence getötet, wenn sie die Chance gehabt hätten“
Das Dokument, so der demokratische Abgeordnete aus Kalifornien, Pete Aguilar, „erklärt, dass ein vertraulicher Informant der Proud Boys dem FBI gesagt hat, dass die Proud Boys Mike Pence getötet hätten, wenn sie die Chance dazu gehabt hätten“. Der Zeuge sagte laut Akte zudem aus, dass andere Mitglieder der Gruppe sagten, „dass jeder, den sie in die Finger bekämen, getötet würde, einschließlich Nancy Pelosi“ - die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses.

Ein Unterstützer von Trumps Versuch, die Wahl 2020 zu annullieren, nahm eine unverhohlene Drohung gar selbst mit seinem Handy auf. Falls Pence nachgeben sollte, werde man ihn und weitere Politiker „durch die Straßen schleifen“, sagte er. In den Augen von Trump und seinen fanatischen Unterstützern gab Pence tatsächlich nach. Er weigerte sich, die Bestätigung von Bidens Sieg zu stoppen. Bennie Thompson, der Vorsitzende des Ausschusses, sagte: „Der Mut von Mike Pence hat ihn in große Gefahr gebracht. Als Mike Pence deutlich machte, dass er Donald Trumps Plan nicht nachgeben würde, hetzte Donald Trump den Mob gegen ihn auf.“

Trump stachelte Menge mit Tweets auf
Der Ausschuss präsentierte dazu einen Tweet, den Trump zu einer Uhrzeit abgesetzt hatte, als er wusste, dass das Kapitol gestürmt worden und Pence aus dem Senatssaal gedrängt worden war. Trump schrieb: „Mike Pence hatte nicht den Mut, das zu tun, was zum Schutz unseres Landes und unserer Verfassung hätte getan werden müssen, nämlich den Staaten die Chance zu geben, eine korrigierte Reihe von Fakten zu bestätigen und nicht die betrügerischen oder ungenauen, die sie zuvor zu bestätigen aufgefordert wurden. Die USA verlangen die Wahrheit!“

Demokrat Aguilar las weitere Tweets von Trump vor, in denen er behauptete, Pence sei befugt, die Wahlergebnisse abzulehnen. Zeugen, darunter Ivanka Trump, sprachen über einen Anruf Trumps bei Pence. Nick Luna, Trumps ehemaliger Leibwächter, sagte: „Ich erinnere mich, das Wort ,Weichei‘ gehört zu haben.“ Nachdem sich Pence in einer schriftlichen Stellungnahme öffentlich geweigert hatte, die Auszählung zu stoppen, sei der Mob wütend geworden, schilderte der Abgeordnete im U-Ausschuss die Ereignisse. „Die Worte des Präsidenten hatten eine Wirkung“, betonte Aguilar. Vor dem Kapitol wurde ein Galgen errichten, einige Randalierer skandierten: „Hängt Mike Pence!“

„Das Leben des Vizepräsidenten war in Gefahr“
Wenige Minuten später musste Pence in Sicherheit gebracht werden. Viereinhalb Stunden verharrte er mit Mitgliedern seines Teams in einer Tiefgarage. Bis auf 40 Fuß (etwa zwölf Meter) war der Mob an ihn herangekommen. „Das ist alles, was da war“, erklärte der Demokrat Aguilar im U-Ausschuss: „40 Fuß zwischen dem Vizepräsidenten und dem Mob. Machen Sie keinen Fehler, das Leben des Vizepräsidenten war in Gefahr.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele