„Krone“-Kommentar

Der rasante Verfall kommt zur Unzeit

Analysiert für die „Krone“: Innenpolitik-Experte Claus Pándi

(Bild: Julia Hürner, stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Irgendwie ist es fast schon lustig, wie die ÖVP beisammen ist: Der Kanzler berät sich in Fragen der Regierungspolitik vorzugsweise mit seiner selbstbewussten Ehefrau und dem ebenfalls nicht sehr dezenten Wolfgang Sobotka. Der Nationalratspräsident redet viel seltsames Zeug daher, wenn der Tag lang ist, aber Karl Nehammer scheint ihm zu vertrauen.

Das Motto des fidelen Trios lautet offenbar: Hauptsache laut. Mit Getöse ließen sich die Ärgernisse lange übertönen. Etwa Machenschaften wie die im Einflussbereich des Vorarlberger Landeshauptmanns. Die sind übel genug. Noch erschreckender ist der lässige Umgang höchster Vertreter der Republik mit derartigen Affären. Alles Anzeichen einer Verwahrlosung der Sitten.

Klare Worte des demnächst in den Wahlkampf eintretenden Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen wären überfällig. Sein „So sind wir nicht“- Bonmot ist längst zu einem bitteren Witz geworden.

Die Aufgabe, die Dinge beim Namen zu nennen, bleibt uns in den Zeitungen überlassen. Da fällt der Befund eindeutig aus: So, wie es jetzt läuft, ist kein Staat zu machen. Der rasante Verfall kommt zur Unzeit. Vor der Pandemie und vor Putins Krieg machte das alles weniger aus. Es ging in Österreich nicht um viel. Jetzt ist die Lage eine völlig andere.

Durch Russlands Vernichtungsfeldzug gegen die Ukraine entsteht eine neue Weltordnung mit zahllosen wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Die können überwindbar sein, wie alle Krisen. Doch dazu bedarf es eines nüchternen Blicks auf die Wirklichkeit.