Volkskultur in Kärnten

Kinder sind die Chefs: Lärm im Namen des Georgs

Kärnten
18.04.2022 10:26

Zu Georgi sind Kinder in Latschach Chefs. Zuvor haben sie den Brauch gelernt. Denn in der Volksschule Latschach gibt es Unterricht der anderen Art: Mitglieder der Dorfgemeinschaft brachten ihnen bei, wie man Bocks- und Kuhhörnern laute Töne entlockt...

Segenssprüche in deutscher und slowenischer Sprache standen neben der Georgslegende ebenfalls auf dem Stundenplan. So sind die Kinder bestens vorbereitet, um am 22. April, am Vorabend des Georgstages, einen Heischebrauch lebendig zu halten: das Georgijagen, im slowenischen Dialekt Šenturij jagata. „Wir wollen Bräuche vor dem Aussterben bewahren; dabei ziehen alle Latschacher an einem Strang“, freut sich Herbert Sternig von der Dorfgemeinschaft, die gemeinsam mit Volksschule und Feuerwehr hinter dem Georgijagen steht.

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Der Heilige Georg klopft an die Tür und bittet um ein Nachtquartier. Er wünscht Unglück hinaus und Glück hinein, das ganze Haus soll gesegnet sein. Er segnet den Herrn, die Frau, die Kinder, die Tiere im Stall und die Hühner, dass sie viel Eier legen und uns auch ein paar geben. Die Ratzen und die Tatzen soll der Teufel zerkratzen. Nun gebt, was euer Wille ist.

Segensspruch

Kinder haben eigenen Capo
Aber nur bis 22. April, denn dann haben die Kinder ihren eigenen Capo, den Gruppenältesten, der Entscheidungen trifft. Nach seinem Kommando wird am Abend der Reisighaufen entzündet - heuer bewacht von der Feuerwehr. Nach dem Gebet stürmen die Buben und mittlerweile auch Mädchen mit Hörnern und Glocken ins Dorf, um mit dem Lärm den Winter auszutreiben.

„Das ganze Haus soll gesegnet sein“
Bei den Häusern sagen sie Segenssprüche wie: „Der Heilige Georg klopft an die Tür und bittet um ein Nachtquartier. Er wünscht Unglück hinaus und Glück hinein, das ganze Haus soll gesegnet sein. Er segnet den Herrn, die Frau, die Kinder, die Tiere im Stall und die Hühner, dass sie viel Eier legen und uns auch ein paar geben. Die Ratzen und die Tatzen soll der Teufel zerkratzen. Nun gebt, was euer Wille ist.“

Die beste Eierspeise der Welt
Gegeben werden ihnen Brot, Eier, Butter und Sasaka, also Verhackertes. Nachdem die Georgijäger überall gute Wünsche angebracht haben, gehen sie zum Capo nach Hause und essen Eierspeise. Viele Männer haben diese als „beste Eierspeise der Welt“ in Erinnerung. Jede Gruppe hat ihr Gebiet. Wird die Grenze überschritten, kommt es zur Rauferei um die Gaben. Die Georgijäger sind heuer in fünf Dörfern der Gemeinde Finkenstein unterwegs.

Die Dorfgemeinschaft Latschach hofft, der Brauch möge in weiteren Orten wieder lebendig werden. „Denn es ist wunderbar und außergewöhnlich“, erinnert sich Sternig gern an seine aktive Georgijagenzeit zurück. 

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