Osterbrauch in Imst

Rückkehr der Superlatten war ein großes Schauspiel

Tirol
11.04.2022 09:00

Es seien die höchsten Palmlatten der Welt - sagen die Imster. Nach zwei Jahren Corona-Pause kitzelten am Palmsonntag die sakralen Fichten wieder die Wolken. Der über 40 Jahre alte Brauch lebt wieder auf und mit ihm die abermals staunende Bevölkerung. 

Hier noch ein paar Efeuzweige, da noch etwas Buchs und Zypresse, auch die Erika passen. Die Brezen und Bänder hängen auf dem gebogenen Haselnusszweig, der die Verneigung vor Jesus symbolisieren soll. Damit dies quasi auf Augenhöhe geschieht, nun der schwierigste Akt im über 40 Jahre alten Brauch, der zu Imst gehört wie das Schemenlaufen: das Aufstellen in die Senkrechte.

Zwei Jahre lang mussten die Teams aus höchstens zehn Burschen auf diesen Nervenkitzel Corona-bedingt verzichten. Umso größer war am Palmsonntag wieder die Spannung, ob die mehr als 30 Meter langen Latten der Spannung standhalten. Es war wieder heikel, denn eines darf keinesfalls passieren: der Bruch. Denn gleich dreimal müssen Zebisch-, Bäck-, Roller-Scheller-, Sirapuit-, Bagger- und Spitzäckerlatte dem Materialtest standhalten: erst bei der Pfarrkirche, dann bei der Pestkapelle und abermals bei der Pfarrkirche. Und dann noch die Spannung, wer hat diesmal die Längste?

Roller-Scheller-Latte siegte mit 34,5 Metern
Die Paarung aus sakraler Ehrfurcht und sportlichem Wettkampf lockte am Sonntag des Einzuges Jesu nach Jerusalem wieder unzählige Staunende in die Imster Oberstadt. „Gefährlich wird es, wenn das Aufstellen nicht in einem Zug klappt und die Latte wieder zurückschnellt“, weiß Nikolaus Larcher. Während die Prozession nach der Messe den meditativen Weg über das „Bergle“ geht, werden die Latten zur Pestkapelle transportiert und zum zweiten Mal aufgerichtet. Wieder geht alles gut. Würde eine Latte, die in Wirklichkeit aus drei Teilstücken besteht, brechen, hätte man höchstens 20 Minuten Zeit, sie zu „richten“.

Nun wird‘s spannend: Alle sechs Palmlatten werden vor dem Hotel Hirschen nebeneinander auf die Straße gelegt. Der unbestechliche BM Stefan Weirather gibt nach der Abmessung bekannt, wer diesmal der Lattenkönig ist: „Heuer hat die Roller-Scheller-Latte mit 34,5 Metern Länge gesiegt.“ Der Jubel hält sich in Grenzen, denn einmal noch muss sie in die Senkrechte bei der Pfarrkirche, ohne zu zerbersten. Die letzten Kräfte werden mobilisiert, dann ist die Krone aufgesetzt. Und das vom Stadtchef spendierte Würstl schmeckt jetzt besonders gut.

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