Betrieb geschlossen
EHEC: Sprossen des Biohofs “definitiv” schuld an Epidemie
Nach den bisherigen Erkenntnissen stammen die von Lebensmittelkontrolleuren in Nordrhein-Westfalen untersuchten Sprossen aus dem Erzeuger-Betrieb in Bienenbüttel, der am Freitag gesperrt worden war. Der Nachweis gelang Forschern des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts Rhein-Ruhr-Wupper, wie das Düsseldorfer Verbraucherschutzministerium am Freitag mitteilte. Die Sprossen-Packung hatte sich demnach im Mistkübel einer Familie befunden, in der zwei EHEC-Erkrankungen registriert worden waren (siehe auch Bericht in der Infobox "Mutation des EHEC-Keims in Magdeburg entdeckt").
RKI: "Es sind die Sprossen!"
Bereits zuvor hatte das Robert-Koch-Institut erklärt, dass die Ursache für die schwere EHEC-Epidemie mit großer Wahrscheinlichkeit in den Sprossen zu finden sei. RKI-Präsident Reinhard Burger sagte am Freitag in Berlin: "Es sind die Sprossen!" Wie "Spiegel Online" berichtet, hatte eine signifikante Häufung von Erkrankungen in Gastronomiebetrieben, die von ein und demselben Biohof Sprossen bezogen hatten, die EHEC-Fahnder auf die Spur gebracht.
Der unter EHEC-Verdacht stehende Biohof im niedersächsischen Bienenbüttel ist jetzt komplett gesperrt und darf kein Gemüse mehr in den Handel liefern, wie Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann am Freitag in Hannover mitteilte. Bisher galt das Verkaufsverbot nur für Sprossen. Der Betreiber habe aber bereits freiwillig seit Sonntag keine anderen Produkte mehr in Umlauf gebracht, sagte Lindemann.
Der Betrieb sei definitiv als Hauptauslöser für die EHEC-Erkrankungswelle in Deutschland ausgemacht worden, dennoch könne es andere Wege gegeben haben, sich mit EHEC anzustecken als durch den Verzehr von Sprossen, betonte der Minister. So sei ein Infektionsweg von Mensch zu Mensch oder von Mensch zu Produkt denkbar. Burger erklärte, der Ausbruch der Epidemie sei außerdem noch nicht vorbei, es gebe weiterhin Neuerkrankungen.
Warnung für Gurken, Salat und Paradeiser aufgehoben
Der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, Andreas Hensel, betonte während einer Pressekonferenz, dass die verhängte Warnung vor dem Verzehr roher Paradeiser, Gurken und Blattsalate aufgehoben wurde. Die Warnung der Behörden für Sprossen bleibe dagegen bestehen. Vor allem rohe Sprossen sollten nicht gegessen werden, sagte Hensel.
Burger hält es für möglich, dass die EHEC-Infektionsquelle bereits versiegt ist und daher keine EHEC-Keime auf den Sprossen festgestellt werden konnten. Dies stehe aber noch nicht fest. Denkbar sei auch, dass die betroffenen Lebensmittel nur über einen bestimmten Zeitraum mit dem Bakterium in Kontakt gewesen seien. Hier gebe es noch Klärungsbedarf, so Burger.
Rendi-Wagner: "Kein eindeutiger Beweis"
In Österreich wurde der deutsche Ausbruchsstamm nie nachgewiesen, wie Pamela Rendi-Wagner, Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit, im Ö1-"Mittagsjournal" betonte. Mehr als 470 Proben wurden heuer gezogen, in Österreich habe es keinen Anlass zur Sorge gegeben. Dass es sich in Deutschland bei dem Auslöser um rohes Gemüse gehandelt haben könnte, wurde aufgrund des Geschlechts und des Alters der Opfer angenommen: Es handelte sich meist um erwachsene Frauen, die sich gesund ernährt haben. Dennoch: "Der endgültige Beweis ist bisher in Deutschland ausgeblieben", so Rendi-Wagner.
Erfreut über die Aufhebung der deutschen Warnung zeigte sich Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich. "Diese Warnung hat zu einer massiven Verunsicherung der Konsumenten in ganz Europa geführt", so der Minister. "Das ist eine positive Nachricht für unser Nachbarland und auch für uns. Ich bin überzeugt, dass sie dazu führen wird, das Konsumentenvertrauen in Europa und somit auch Österreich wieder zurückzuerobern", sagte Berlakovich
Bereits 30 Todesopfer in Deutschland
In Niedersachsen ist am Freitag bekannt geworden, dass eine weitere Frau nach einer EHEC-Infektion gestorben ist. Die 75-Jährige aus dem Landkreis Göttingen starb vor einer Woche, wie das niedersächsische Gesundheitsministerium in Hannover mitteilte. Damit erhöhte sich die Zahl der EHEC-Todesfälle in Deutschland auf mindestens 30 Menschen.
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