„Bunter Vogel“

Ex-Vizekanzler und ÖVP-Chef Busek verstorben

Politik
14.03.2022 10:26

Wie am Montag bekannt wurde, ist der ehemalige Vizekanzler und ÖVP-Chef Erhard Busek im Alter von 80 Jahren verstorben. Er starb unerwartet am Sonntag, teilte das Institut für den Donauraum und Mitteleuropa am Montag mit, bei dem der Jurist seit als Vorstandsvorsitzender fungierte. Busek war bekannt dafür, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen - von seiner zuweilen bissigen Kritik wurden selbst Parteifreunde nicht verschont. Ende März hätte er seinen 81. Geburtstag gefeiert.

Busek war von 1991 bis 1995 Bundesparteiobmann der ÖVP. Von 1991 bis 1995 war er zudem Vizekanzler in der Großen Koalition mit der SPÖ und gleichzeitig zunächst Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, ab 1994 Unterrichtsminister.

Katholisch geprägtes Leben
Geboren wurde der liberale Intellektuelle am 25. März 1941 in Wien als Sohn eines Ingenieurs und Baumeisters. Von der Familie bekam er seine katholische Prägung, die er bis zuletzt behielt. So engagierte sich Busek schon früh in der Kirche, er war Ministrant und bei der Katholischen Jungschar. Während seines Jus-Studiums war er dann bei der Katholischen Jugend.

Seine politische Karriere begann Busek im ÖVP-Klub 1964, ab 1968 war er im Wirtschaftsbund tätig. Von 1975 bis 1976 war er unter Bundesparteiobmann Josef Taus ÖVP-Generalsekretär, von 1975 bis 1978 Abgeordneter zum Nationalrat.

„Bunter Vogel“ der Kommunalpolitik
Buseks Laufbahn in der Wiener Kommunalpolitik begann 1976, als er zum Landesparteiobmann gewählt wurde. Als nicht amtsführender Stadtrat 1976 bis 1989 bzw. als Vizebürgermeister von 1978 bis 1987 belebte er als „bunter Vogel“ die Wiener Kommunalpolitik und fuhr für die ÖVP Wahlergebnisse von bis zu 35 Prozent (1983) ein. Die Niederlage bei den Gemeinderatswahlen 1987 ließ seinen Stern vorübergehend verblassen. In einer Kampfabstimmung im Oktober 1989 wurde Busek durch Wolfgang Petrik als Parteiobmann abgelöst.

Im selben Jahr wurde er unter Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) Minister für Wissenschaft und Forschung in der österreichischen Bundesregierung. 1991 wurde Busek als Nachfolger von Josef Riegler zum neuen ÖVP-Parteichef gewählt und übernahm auch die Funktion des Vizekanzlers in der Koalitionsregierung mit der SPÖ unter Kanzler Vranitzky.

Präsident des Forum Alpbach
Als Wissenschaftsminister zeichnete Busek vor allem für das Universitätsorganisationsgesetz (UOG) 1993 verantwortlich - dieses brachte den Unis mehr Autonomie. Seither dürfen sie etwa selbst Professoren berufen. Außerdem wurden die verschiedenen Universitätsebenen durchgehend in operative und strategische Organe getrennt. Auch die Einrichtung von Fachhochschulen (FH) fiel in Busek Amtszeit. Dem Wissenschaftssektor blieb er auch danach verbunden - etwa als Präsident des Forum Alpbach, als Rektor der FH Salzburg (2004-2011) und als Vorsitzender des Universitätsrats an der Medizin-Uni Wien (2008-2018).

Nach der Nationalratswahl am 9. Oktober 1994 blieb Busek zwar Vizekanzler, wechselte jedoch ins Unterrichtsressort. Bald danach setzte seine Demontage als Parteiobmann ein, die schließlich zur Wahl von Wolfgang Schüssel zum neuen Parteichef und zum Ausstieg Buseks aus der Regierung führte. Am 9. Mai 1995 übernahm Busek wieder ein Abgeordnetenmandat im Nationalrat, das er allerdings zwei Monate später zurücklegte.

„Ein bissl aufwachen tät‘ uns gut“
Bis zuletzt nahm Busek in Interviews und Kommentaren immer wieder zu innen- und europapolitischen Entwicklungen Stellung, dabei ging er mitunter auch zu seiner Partei auf Distanz. Vor Kurzem kommentierte er noch den Krieg in der Ukraine und meinte in Richtung Europa: „Ein bissl aufwachen tät‘ uns gut“. Der Krieg Putins in der Ukraine habe die Dimension, ein Weltkrieg zu werden. Darüber hinaus übte er auch Kritik an der Tätigkeit Schüssels im Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Lukoil.

Land „verliert begeisterten Europäer“
Die ÖVP zeigte sich in einer Aussendung tief betroffen über das überraschende Ableben. Das Land habe damit „einen großen Österreicher und begeisterten Europäer verloren“, erklärte Bundeskanzler Karl Nehammer. Man werden ein „ehrendes Andenken“ an ihn bewahren, so Generalsekretärin Laura Sachslehner.

Kondolenzen kamen auch vom burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und vom Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (beide SPÖ). Österreich verliere mit Busek einen „Brückenbauer und ein Vorbild für die Politik“, erklärte Doskozil. „Mit dem Tod Buseks verliere man einen ‚Vordenker, dessen große Begabung es war, über den gesellschaftlichen und politischen ,Tellerrand‘ hinauszublicken“, sagte der Wiener Bürgermeister.

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