Lebensform „prekär“

Kardinal  für Abschaffung des Pflichtzölibats

Ausland
02.02.2022 18:31

Münchens Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hat sich für die Abschaffung des Pflichtzölibats ausgesprochen: „Bei manchen Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet. Ich denke, so wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen." Damit aber meint er nicht die generelle Abschaffung des Zölibats: „Aber ob man das für jeden Priester als Grundvoraussetzung nehmen soll, da mache ich doch ein Fragezeichen.“ Die priesterliche Lebensform generell sei „prekär“.

Es ist das erste Mal, dass sich Marx so deutlich in dieser Frage positioniert. Vor der Amazonas-Synode 2019 hatte er lediglich gesagt, er könne sich regionale Einschränkungen des Zölibats in Gegenden mit Priestermangel vorstellen.

„Und wenn alle heiraten: Und wenn schon!“
Die priesterliche Lebensform generell sei „prekär“, so Marx zur „Süddeutschen Zeitung“. „Das sage ich jungen Priestern immer wieder: Alleine zu leben ist nicht so einfach.“ Diese Diskussionen müssten geführt werden: „Und einige werden sagen: Wenn wir den Pflichtzölibat nicht mehr haben, werden ja jetzt alle heiraten! Meine Antwort lautet: Und wenn schon! Wenn alle heiraten, wäre das doch erst recht ein Zeichen dafür, dass es so nicht gut funktioniert.“

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Alleine zu leben ist nicht so einfach.

Kardinal Marx

Nach wie vor zurückhaltend äußerte sich Marx zu der Frage, ob Frauen Priesterinnen werden können. Die Argumente dagegen seien für ihn immer schwächer geworden. „Ich bin da nicht am Ende, ich weiß nur, dass wir einen großen Konsens brauchen“, sagte er - und fügte hinzu: „Oder man zerbricht das ganze Gebäude.“

Video: Missbrauchs-Skandal: Kardinal Marx fordert umfassende Reform

Marx über Benedikt XVI.: „Ich will eine Hoffnung äußern“
Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs dürfe man nicht von Reformen trennen, sagte Marx. Es gehe um systemische Dinge, um Klerikalismus, Zölibat, Männer und Frauen: „All das kann man nicht ausklammern.“ Forderungen, Benedikt XVI. solle sich entschuldigen, wollte sich Kardinal Marx nicht anschließen: „Ich will jetzt nicht über die Medien eine Forderung stellen, sondern eine Hoffnung äußern: Dass er sich, so wie angekündigt, umfassend äußert. Und dass die Erklärung auch ein gutes Wort der Anteilnahme mit den Betroffenen enthält.“

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