Verdacht in Spanien

Justiz will Kindesmissbrauch in Kirche untersuchen

Ausland
01.02.2022 14:42

Die spanische Justiz will zahlreiche Fälle von mutmaßlichem Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche untersuchen. Generalstaatsanwältin Dolores Delgado habe die regionalen Staatsanwaltschaften bereits angewiesen, alle Verdachtsfälle und Anzeigen zusammenzutragen und innerhalb der nächsten zehn Tage nach Madrid zu schicken. 

Eine offizielle Mitteilung dazu gab es zunächst zwar nicht. Der Radiosender Cadena Ser zitierte aber einen Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft mit den Worten, man werde „die Opfer zu Wort kommen lassen“ und in jenen Fällen, in denen aufgrund der Verjährungsfrist keine Strafverfolgungsmaßnahmen ergriffen werden könnten, „eine opferorientierte Justiz anwenden“. Man wolle erreichen, dass „so etwas nie wieder passiert“.

220 erfasste Fälle seit 2001
Vor rund neun Monaten hatte die katholische Kirche in Spanien erstmals Daten über Fälle von Kindesmissbrauch offengelegt. Die Bischofskonferenz teilte damals mit, seit 2001 habe es insgesamt 220 erfasste Fälle von sexuellem Missbrauch durch Geistliche gegeben. Bei 151 Fällen sei die interne Untersuchung bereits abgeschlossen, hieß es. Weitere Details, wie die Zahl der Opfer oder Angaben zu Tätern oder Tatorten, wurden nicht enthüllt.

Jeden Verdacht vor Gericht bringen
In Spanien hatte die Generalstaatsanwaltschaft bereits 2019 gewarnt, dass die Maßnahmen der Kirche zur Aufdeckung und Vermeidung von sexuellem Kindesmissbrauch „unzureichend“ seien. Die Kirche wurde damals aufgefordert, jeden Verdacht ohne „interne Überprüfungen oder Filter“ vor Gericht zu bringen.

Über 497 Opfer in Deutschland
Inwieweit die Aufarbeitung von Missbrauchsskandalen der Kirche überlassen werden soll, sorgt nicht nur in Spanien für Debatten. Am Montag betonte die deutsche Regierung, dass es bei der Aufklärung mutmaßlicher Missbrauchsfälle im katholischen Erzbistum München und Freising kein kirchliches Sonderrecht geben werde.

In einem vom Erzbistum selbst in Auftrag gegebenen Gutachten ist von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern und einer großen Dunkelziffer die Rede.

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