Die EU hat bei ihrem Zoll-Deal mit den USA ziemlich viele Zugeständnisse gemacht – die Illusion einer gleichberechtigten Partnerschaft ist damit endgültig verpufft und es hagelte Kritik von allen Seiten. Doch der Deal birgt auch Chancen für die EU-Länder.
Es „liegt auf der Hand“, dass der Handels-Deal die Wettbewerbsfähigkeit der EU geschwächt hat, schreibt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) in einer aktuellen Analyse. Aber: Gegenüber manchen Produzenten, die ebenfalls in die USA liefern, sind die EU-Unternehmen im Vorteil. Und das trotz des Zollsatzes von 15 Prozent auf fast alle in die USA exportierten Güter.
Denn auf Produkte aus Ländern wie China oder der Schweiz sind die Zölle noch höher als auf EU-Waren – die Nationalbank sieht darin eine Chance für die EU. Denn immerhin schneiden die EU-Unternehmen im Vergleich zu diesen Produzenten besser ab. Und das zahlt sich aus: Diese Länder waren bisher für knapp ein Drittel der in den USA verkauften Güter verantwortlich.
Apropos China: Für EU-Unternehmen könnte der Handelskrieg zwischen China und den USA eine echte Chance bieten. Wenn China weniger Produkte in die USA exportiert, werden laut den Berechnungen der Nationalbank die Exporte aus der EU steigen. „Gleichzeitig wird Europa als Handelspartner im Vergleich attraktiver, da hier die Handelskosten niedriger sind“, schreibt die Nationalbank. Obwohl man auch nicht vergessen darf, dass die Auswirkungen auf die Wirtschaft insgesamt „eher gering“ sein dürften.
Nachteile durch den Deal
Zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass die EU-Unternehmen im Vergleich zu den USA oder dem Vereinigten Königreich schlechter abschneiden als vor dem Deal. Das Vereinigte Königreich hat einen geringeren Zoll-Satz mit Trump ausgehandelt als die EU. Trotzdem: Die EU steht mit dem Deal immer noch besser da als ohne – denn dann wäre die Situation möglicherweise völlig eskaliert.
Skepsis bei den Investitionen
Beim Thema Direktinvestitionen ist sich die Nationalbank unsicher, ob diese auch wirklich fließen werden. Im Deal war ausgehandelt worden, dass europäische Unternehmen umgerechnet bis zu 517 Milliarden Euro in den USA investieren. So viel Geld ist noch nie innerhalb so kurzer Zeit von der EU in die USA geflossen. Außerdem sind die Investitions-Vorhaben, von denen die EU-Kommission geredet hat, niedriger als die Summe, die sich die USA erhoffen.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass nur ein Viertel der angekündigten direkten Investitionen aus der EU in die USA auch tatsächlich umgesetzt werden. Es „steht in den Sternen“, ob die Investitionen in die Vereinigten Staaten tatsächlich so stattfinden, wie sich das Trump vorstellt, schreibt die Nationalbank. Trotzdem ist die Haltung zum Handels-Deal eindeutig: Für die EU ist der Deal nicht optimal – aber immer noch besser als eine Eskalation.
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.