Urnengang

Der Countdown läuft: Wen wählt Lech?

Vorarlberg
30.01.2022 08:00

Am 6. Februar wird in der Arlberggemeinde ein neuer Ortschef gewählt. Beide Kandidaten sind zuversichtlich, dass Rennen für sich zu entscheiden. Das politische Erbe ist so oder so ein schweres.

Das viele Meter hohe Gemeindezentrum im Herzen des noblen Skiorts Lech hat einiges gekostet. Alt-Bürgermeister Ludwig Muxel das Amt, seinem Nachfolger Stefan Jochum das Nervenkostüm, dem Dorf das urtümliche Antlitz und der Gemeinde über 45 Millionen Euro. Offen ist, was im Laufe der nächsten Jahre noch alles auf der Rechnung landen wird. Eines ist klar: Billiger wirds nimmer, und zahlen müssen jedenfalls die Lecher und Lecherinnen.

Schon im Herbst 2020 wurden diese zur Wahlurne gerufen - und haben sich nach einem Schmutzkübelwahlkampf der Sonderklasse gegen jenen Mann entschieden, der der Gemeinde den Baukoloss überhaupt erst aufgepfropft hat, Ludwig Muxel. Auf ihn folgte Stefan Jochum von der Liste „Unser Dorf“ - er hatte sich eindeutig gegen das Gemeindezentrum positioniert. Gebaut wurde der urbane Fremdkörper schließlich trotzdem - mit allen Konsequenzen. Jochum rieb sich zwischen den Fronten im Dorf auf und nahm im vergangenen November schließlich den Hut.

Nun soll’s also ein anderer richten. Und obwohl Lech mehr als nur eine Baustelle hat, haben sich zwei Kandidaten gefunden. Da ist einerseits Gerhard Lucian, erfolgreicher Hotelier und Unternehmer in Oberlech, als Vertreter der „Liste Lech“ , mit der 2020 auch Ludwig Muxel angetreten war. Andererseits stellt sich Stefan Muxel der Wahl, ebenfalls Hotelier, zudem aber auch Bergbauer und Wirt. Er gehört der Liste „Unser Dorf“ an.

Beide Kandidaten üben sich in Gelassenheit
Während Lucian als eher kühl, distanziert und vielleicht sogar ein wenig abgehoben gilt, soll Muxel ein echter Mann des Volkes sein, der auch „auf die Kleinen schaut“. Ist damit die Wahl also schon klar? Wohl kaum. Das dürften auch die Kandidaten selbst wissen. So lässt Lucian die Bürger und Bürgerinnen per Aussendung wissen, dass man nun auf stabile Mehrheiten, auf Ausgleich und auf Zusammenführung setzen will.

Dieser Weg des Dialogs soll vor allem mit einem Partner beschritten werden, der Liste „Zusammen uf Weg“, der auch Vizebürgermeisterin Cornelia Rieser angehört. „Es sind zwei verschiedene Listen, mit unterschiedlichen Meinungen. Aber in den wichtigen Dingen werden wir uns absprechen und für entsprechende Abstimmungen in der Gemeindevertretung sorgen“, erklärt Lucian vor der Wahl auf „Krone“-Nachfrage.

Für Lucian macht das deshalb Sinn, weil beide Listen zusammen eine Mehrheit bilden - und diese auch schon in der Vergangenheit genutzt haben. Erlaubt sein muss aber die Frage, welche Qualität diese „Koalition“ haben soll. Erst vor wenigen Tagen entschied der Verfassungsgerichtshof, dass die Umwidmung im Naturschutzgebiet „Gipslöcher“ für den Bau einer Liftanlage rechtswidrig war. Betreiber des Projekts: Gerhard Lucian. Jahrelange Gegnerin: Cornelia Rieser. In einigen Fragen dürfte man sich also doch nicht so einig sein.

Diesem Koalitionsgebilde steht nun Bürgermeister-Kandidat Stefan Muxel gegenüber. Sein Beitrag zum Wahlkampf: „Ich drehe ein paar Handy-Videos, mehr gibt’s von mir nicht“, erklärt er entspannt. Genauso so, nämlich entspannt, sieht er auch die Mehrheiten in der Gemeindevertretung: „Wenn ich Bürgermeister werden sollte und erst mal alle das Wahlergebnis akzeptiert haben, kann man mit dem Großteil der Mandatare reden, da sehe ich gar kein Problem.“ Gänzlich unproblematisch würde es aber wohl für beide Kandidaten nicht werden, sich im Chef-Sessel niederzulassen. Denn das Gemeindezentrum hat für einen tiefen Riss im Dorf gesorgt. Für einen echten Dialog bräuchte es große Anstrengungen. Angelika Drnek

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