„Mephisto“ in Linz

Ein Pakt mit dem Teufel der Karriere wegen

Oberösterreich
20.12.2021 10:00
Wie weit verbiegt sich ein Mensch für persönlichen Erfolg? Stephan Suschke inszeniert im Schauspielhaus Klaus Manns „Mephisto“ als beeindruckende Farce über Macht und Unterwerfung. Im Zentrum steht der Schauspieler Höfgen, der in den 1930er Jahren zum Darling der faschistischen Machthaber emporsteigt.

Klaus Mann porträtierte in seinem Roman „Mephisto“ seinen Freund Gustav Gründgens, bis heute Ikone des faustisch Bösen. In Buch und Stück wird aus Gründgens Hendrik Höfgen: Ein eitler Schauspieler verfolgt nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten geschickt seine Selbstverwirklichung und Karriere, er verschmilzt dabei immer mehr mit seiner Paraderolle als Mephisto. Als Protegé Görings gelangt er an die Spitze des deutschen Theaters - ein Pakt mit dem Teufel.

Im Spiegel des Zeitgeists
Stephan Suschke umkreist den Charakter Höfgens im Spiegel des Zeitgeists der 1930er Jahre. Dabei hätte man sich mehr Depression im Wechselspiel mit Ekstase gewünscht. Immer wieder treten die Figuren kurz aus ihren Rollen, bringen Erzählmomente ein. Doch das Stilmittel wirkt aufoktroyiert. Der Exaltiertheit Höfgens wird vom Ensemble nicht immer die Stirn geboten.

Brutalität des Regimes
Ein Glücksgriff aber ist mit Christian Taubenheim gelungen, der in der Hauptrolle überzeugend die Handlung vorwärts peitscht. Kongenial sein Diener Sebastian Hufschmidt. Etwas blass dagegen die Domina, gespielt von Salka Weber. Klaus Müller-Beck lässt als irrwitziger Göring die Brutalität des Regimes wunderbar über die Klinge schnellen. Weiters u.a. Lorena Emmi Mayer, Alexander Hetterle oder Alexander Julian Meile.

Doppelbödige „Hingabe“
Das dunkle Bühnenbild von Momme Röhrbein wird von großen Buchstaben eingerahmt, die sich im Laufe des Theaterabends zum Wort „Hingabe“ formieren, das doppelbödig zu verstehen ist. Joachim Werner am Klavier untermalt die sich verdichtende Handlung wie Filmmusik. Insgesamt eine große Leistung, unverhohlen aktuell! Infos und Karten landestheater-linz.at

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