Intrigen und Mord

Ötzi wurde von seinen eigenen Leuten ermordet

Wissenschaft
22.12.2004 08:54
Der Alpenmann „Ötzi“ ist nach neuen Spekulationen einem Tyrannenmord zum Opfer gefallen. „Ötzi“ sei ein halsstarriger, an seiner Macht festhaltender Dorfvorsteher gewesen und deswegen ermordet worden, vermutet der Professor für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Innsbruck, Walter Leitner.
"Ötzi" habe mit seinen 47 Jahren ein fürsteinzeitliche Verhältnisse geradezu methusalemhaftes Altererreicht. "Seine Konkurrenten sahen keine Alternative, als ihngewaltsam aus dem Weg zu räumen", sagte Leitner der Wochenzeitung"Die Zeit".
 
"Das Ganze ist ein historischer Kriminalfall", fasstder Wissenschaftler im Gespräch mit der dpa die Lage zusammen.Wie ein Kriminalist setze auch er die Fakten und Erkenntnissezu einer Theorie zusammen: "Den tatsächlichen Hergang werdenwir nie enträtseln, aber es gibt deutliche Hinweise auf Motive,die sich logisch zusammensetzen lassen."
 
Blutspuren von vier Menschen
Die gesicherten Fakten haben ergeben, dass "Ötzi"gewaltsam ums Leben gekommen sei: Bestätigt sind Blutspurenan den Händen der 5.300 Jahre alten Gletschermumie, die nichtvon dem Mann selbst stammen. Im Blut auf den mitgeführtenGegenständen wurden DNA-Spuren von mindestens vier Menschengefunden.
 
"Mehr als ein Zufall"
Aus der Pfeilspitze, die das rechte Schulterblattdes Alpenmannes durchbohrt hatte, sei zu schließen, dassÖtzi von hinten erschossen worden war. Da er sich in baumlosemGelände befunden habe, sei ein Versehen auszuschließen.Eine weitere Verletzung durch einen Pfeil lasse vermuten, dassnoch ein zweiter Schütze auf ihn geschossen habe. "Das istmehr als ein blöder Zufall", interpretiert der 54- jährigeHistoriker.
 
Aus allem schließt der Archäologe, dass"Ötzi" einer Intrige zum Opfer gefallen ist: "Der Mann warfür seine Zeit in sehr hohem Alter und er war nicht der Gesündeste.Er hatte selbst medizinische Kenntnisse, war vielleicht Schamane.Jedenfalls war er eine Autoritätsperson, vielleicht vergleichbarmit einem Bürgermeister, und eine solche Person bietet Angriffsflächen.Er hatte wohl Feinde in der Gruppe". Dieser "Mördertrupp"habe "Ötzi" abseits der Siedlung aufgelauert.
 
Möglicherweise habe sich ein Angreifer demAlten in den Weg gestellt und es sei zu einem Kampf gekommen,bei dem sich Ötzi die festgestellte Wunde an der Hand durcheine Abwehrbewegung zugezogen habe. "Der Gegner muss Helfer gehabthaben, und es muss zu einem brachialen Getümmel gekommensein", glaubt Leitner.
 
Da man den Tod der Autoritätsperson als Unfalldarstellen musste, habe man das Opfer verletzt allein gelassenund ihm auch die wertvollen und Jagdutensilien nicht abgenommen.Vor allem diese Tatsache lässt den Innsbrucker Frühhistorikeran die Mordtheorie glauben.
 
Nach dem Tod habe jedoch bald Schneefall eingesetzt,der dazu geführt hat, dass der Leichnam nicht verwest sei."Der Plan, den sich seine Feinde ausgedacht haben, ist aufgegangen",unterstreicht der Wissenschaftler sein Modell: "Auch wir sindja anfangs von einem Jagdunfall ausgegangen".
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