Lira bricht ein

Türkische Politiker raten beim Essen zu sparen

Wirtschaft
23.11.2021 16:05

Nach Aussagen des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, der drastische Zinssenkungen befürwortet, ist die Landeswährung Lira am Dienstag stark eingebrochen. Sie sank sowohl zum Dollar als auch zum Euro auf Rekordtiefstände. Politiker von Erdogans Regierungspartei AKP sorgen unterdessen mit Spartipps für Diskussionen und Unmut.

Gegenüber dem US-Dollar betrugen die Tagesverluste zeitweise zehn Prozent, der Dollar stieg im Gegenzug erstmals über zwölf Lira, der Eurokurs legte auf 14,06 Lira zu. Der erneute Absturz der Währung folgt auf Forderungen Erdogans nach einer „wettbewerbsfähigen“ Lira. Ein noch schwächerer Wechselkurs solle Investitionen und Arbeitsplätze fördern. Die Inflation dürfte damit weiter angeheizt werden, da eingeführte Waren teurer werden.

Lira verlor allein im November Viertel ihres Wertes
Allein in diesem Monat hat die Lira gegenüber Dollar und Euro rund ein Viertel ihres Werts verloren. Die Inflation im Land lag zuletzt bei knapp 20 Prozent, worüber viele Menschen klagen. AKP-Politiker Zülfü Demirbag riet Bürgern, statt zwei Kilo Fleisch monatlich nur ein halbes zu essen. Anstatt zwei Kilo Tomaten würden vielleicht auch zwei Stück reichen. Gemüse außerhalb der Saison zu essen, sei ohnehin nicht besonders gesund. Anfang des Monats riet Energieminister Fatih Dönmez, die Heizungen runterzudrehen, um Geld zu sparen.

Die Notenbank hatte zuletzt nach Erdogans Druck die Leitzinsen gesenkt und so die Lira auf Tiefstände geschickt. Erdogan vertritt entgegen der geltenden Lehre die Meinung, dass hohe Zinsen die Inflation befördern. Der Druck auf die Notenbank dürfte daher anhalten. So forderte Devlet Bahceli, Chef der ultranationalistischen Partei MHP, eine Diskussion über das Ende der Unabhängigkeit der Notenbank.

Die MHP ist Teil der Regierung Erdogans. „Unabhängige Institutionen können nicht über dem Willen des Volkes stehen“, sagte Bahceli. „Die Türkei soll frei von der Zinsbelastung sein.“ Zudem forderte er, dass sich die Türkei dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der „Zinslobby“ entgegenstelle. Die Aussagen dürften das Vertrauen in die Lira und die türkische Wirtschaft weiter schwächen.

Türkische Stadt erhöht Preise für Ausländer
Ein Bürgermeister in der Türkei macht mit Extrapreisen für Ausländer von sich Reden. Menschen ohne türkischen Pass müssen im nordtürkischen Bolu den zehnfachen Preis für Wasser und deutlich mehr als türkische Staatsbürger für zivile Trauungen zahlen, berichtete der staatliche Sender TRT am Dienstag.

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