Am Montag tritt der vierte Lockdown in Kraft, die Schulen bleiben aber offen. Eltern fragen sich: Soll ich mein Kind nun in die Schule schicken? Die „Krone“ holte den Rat von Experten ein.
Die Schüler können in die Schule kommen, müssen aber nicht. Es gibt weiter Präsenzunterricht, aber keine Präsenzpflicht. Seit dieser unklaren politischen Ankündigung herrscht das blanke Chaos - in Schulen und bei Eltern. Die Frage, die sich so gut wie allen Eltern stellt: Soll ich denn nun mein Kind in die Schule schicken oder nicht? Regierung und Landeshauptleute appellieren, die Kinder bei Möglichkeit zu Hause zu lassen. Was sagt Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP)? Dass es „von verschiedenen Faktoren“ abhänge, „ob die Kinder in die Schule kommen sollen“. Etwa, ob das Kind beim Lernen Unterstützung braucht und ob es zu Hause in Ruhe lernen kann.
Präsenzunterricht und Distance Learning „nicht gleichzeitig möglich“
Auch in den Schulen ist die Aufregung, dass die Politik keine klare Entscheidung getroffen hat, groß. „Ich kann mit jeder Entscheidung leben. Was mir aber nicht gefällt, ist, wenn keine klare Entscheidung getroffen wird!“, schreibt ein aufgebrachter Direktor aus Oberösterreich Eltern und Lehrern. Präsenzunterricht oder Distance Learning sei möglich, aber nicht beides gleichzeitig. Ein anderer aus Kärnten informierte die Eltern, dass es noch keinen endgültigen Entschluss gibt, wie es am Montag an der Schule weitergeht.
Die „Krone“ fragte daher bei mehreren Experten um ihren Ratschlag - die Antworten lesen Sie hier:
Virologin Dorothee von Laer: „Schulen sind ein Infektionstreiber. Wenn Eltern die Möglichkeit haben, ihre Kinder zu Hause zu unterrichten, ist das positiv. Auf jeden Fall ist es vorzuziehen, das Kind nicht in die Schule zu schicken, wenn es ein Risiko einer schweren Erkrankung hat oder jemand im Haushalt lebt, der ein solches Risiko hat.“
Psychotherapeut Peter Stippl: „Die Eltern sind gut beraten, ihr Kind zu fragen, ob es in die Schule oder in den Kindergarten gehen mag. Der Großteil der Kinder möchte das. Und das sollte man den Kindern dann auch ermöglichen und die entsprechenden Maßnahmen, die zu treffen sind, wie Maskenpflicht und Händewaschen, gut erklären.“
Bundesschulsprecherin Susanna Öllinger: „In dieser Entscheidung gibt es in meinen Augen keine klare Ja- oder Nein-Antwort. Die Entscheidung muss individuell von den Eltern getroffen werden. Wichtig dabei ist, dass nicht über den Kopf der Kinder hinweg entschieden wird, sondern dass man sich an einen Tisch setzt und gemeinsam die passende Lösung sucht.“
Elternvertreter Christoph Drexler: „Eltern werden hier vor eine schwierige Entscheidung gestellt. Wir schicken unsere Kinder in die Schule. Uns ist die Entscheidung aber nicht leicht gefallen. Und wir versuchen bestmöglich dazu beizutragen, dass die Pandemie bewältigt werden kann. Mein Beitrag ist, dass ich seit eineinhalb Jahren im Homeoffice arbeite.“
Rechtsanwältin Katharina Braun: „Mit der aktuellen Lösung stößt man alle vor den Kopf. Als Rechtsanwältin wäre Eltern zu sagen, dass es ihnen rechtlich freisteht, ob sie ihr Kind zum Unterricht schicken oder nicht. Im Einzelfall sollten Eltern mit ihren Kindern genau abklären, welcher Unterricht deren Förderung am meisten gerecht wird.“
Lehrervertreter Paul Kimberger: „Wir haben in den Schulen sehr hohe Inzidenzen. Um diese herunterzubringen, brauchen wir in den Schulen eine Reduktion der Präsenzzeit und eine Kontaktreduzierung, weil sonst nicht der erhoffte Effekt eintreten wird. Deswegen der Appell an die Eltern, dass sie die Kinder zu Hause betreuen, wenn es möglich ist.“
Gesundheitsbeamtin Katharina Reich: „Die Möglichkeit, das Kind aus der Schule zu nehmen, stellt jedenfalls einen Beitrag zur Senkung des Infektionsgeschehens dar. Das Home Schooling kann also dazu beitragen, kurzfristig das Infektionsgeschehen zu minimieren, sollte aber so kurz wie möglich andauern und stellt die Ultima Ratio dar.“
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