Aufregung in Slowenien

Todesfall nach Corona-Impfung: Druck auf Minister

Ausland
19.10.2021 14:30

Der slowenische Gesundheitsminister Janez Poklukar kommt nach dem Tod einer jungen Frau, die Ende September nach der Impfung mit dem Corona-Impfstoff Janssen des Herstellers Johnson & Johnson gestorben ist, stark unter Druck. Die Opposition fordert seinen Rücktritt, weil er und sein Team für eine umstrittene Regelung verantwortlich sein sollen, die zur steigenden Popularität dieses Vektorimpfstoffes vor allem bei jungen Menschen führte. Poklukar lehnt einen Rücktritt ab.

Als Slowenien Mitte September die 3G-Regel in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens einführte, wurde beschlossen, dass man den Impfpass schon am Tag der Vollimmunisierung bekommt. Am schnellsten konnte man dieses Kriterium mit dem Janssen-Vakzin erfüllen, bei der nur eine Impfdosis reicht. Das führte zu einer steigenden Nachfrage nach dem Impfstoff, der in vielen anderen Ländern für jüngere Menschen gar nicht eingesetzt wurde.

Auch die 20-jährige Frau hatte sich für die schnelle Variante entschieden und das kostete sie vermutlich das Leben. Ihr Tod wird mit der Corona-Impfung in Verbindung gebracht, da sie zwei Wochen vor ihrem Ableben mit dem Janssen-Vakzin geimpft wurde. Bei der 20-Jährigen wurde ein Blutgerinnsel im Gehirn sowie eine Hirnblutung festgestellt.

Umstrittene Regelung zur Gültigkeit der Impfung
Wie die Tageszeitung „Dnevnik“ nun berichtete, sollen der Gesundheitsminister und sein Team für die umstrittene Regelung, dass der Impfpass schon am Tag der Impfung Gültigkeit bekommt, verantwortlich sein. Die Bestimmung wurde trotz mehrfacher Mahnungen von Experten, dass der Schutz in der Regel eigentlich erst zwei Wochen nach der Impfung eintritt, beibehalten, und sie gilt immer noch.

Rücktritt gefordert und Misstrauensantrag angedroht
Nach den Enthüllungen forderte die links-liberale Opposition den Gesundheitsminister zum Rücktritt auf, weil er gegen die Empfehlungen von Experten gehandelt haben soll. „Der Minister trägt eine objektive Verantwortung und sollte zurücktreten“, forderte etwa die Linke-Abgeordnete Natasa Sukic. Die Sozialdemokraten (SD) werfen dem Minister, der selbst Arzt ist, einen schweren beruflichen Fehler und Irreführung von Bürgern vor, da kein Impfstoff eine sofortige Schutzwirkung haben könne. Die Opposition deutete bereits die Möglichkeit eines Misstrauensantrags an.

Zitat Icon

Der Minister trägt eine objektive Verantwortung und sollte zurücktreten.

Linke-Abgeordnete Natasa Sukic

Poklukar, der den Tod der jungen Frau erneut bedauerte, wies die Rücktrittsforderungen zurück. Als Minister arbeite er nach bestem Wissen und Gewissen, betonte er und fügte hinzu, dass er auf diese Weise auch die Entscheidung über das Impfzertifikat gleich nach der vollständigen Impfung getroffen habe. Deshalb sehe er keinen Grund zurückzutreten, ergänzte er.

Johnson & Johnson wird nicht mehr verimpft
Nach dem tragischen Fall stellte Slowenien Ende September die Schutzimpfung mit Johnson & Johnson ein. Seit rund eine Woche gilt die Empfehlung der Impfkommission, vorzüglich die mRNA-Impfstoffe zu verwenden. Vektorimpfstoffe, darunter AstraZeneca, sollen nur noch auf ausdrücklichen Wunsch verabreicht werden. Außerdem wird für unter 30-Jährige der Pfizer-Impfstoff empfohlen. Zuvor gab es in Slowenien eigentlich keine Einschränkungen für die verschiedenen Impfstoffe: Bei allen Volljährigen konnte man sie gleichermaßen anwenden, für Schwangere wurden bereits zuvor mRNA-Impfstoffe empfohlen. Mit dem Johnson-Impfstoff wurden fast 122.000 Slowenen geimpft, das sind mehr als elf Prozent aller Vollimmunisierten.

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