Nahezu täglich kommt ein Aufruf sich impfen zu lassen, so zuletzt am Mittwoch von den Parlamentsparteien mit Ausnahme der FPÖ. Doch was wirkt wirklich, um die Menschen zur Impfung zu bewegen: Eine Lotterie, Geldanreize oder doch nur noch Druck?
Eine Impf-Lotterie, wie sie derzeit etwa im Burgenland ins Leben gerufen wurde, kann funktionieren - auch dort sieht man bereits Erfolge. Allerdings warnte die Politologin Barbara Prainsack am Donnerstag im Ö1-„Morgenjournal“, dass Anreize in dieser Form nicht immer gefahrlos seien: Einerseits spiele man Leuten damit in die Hände, die behaupten, mit der Impfung sei etwas falsch, denn wenn man fürs Impfengehen bezahlt werde, dann werde schon irgendetwas faul sein, argumentierte die Expertin. Man erhöhe zudem auch die Folgekosten, denn „Menschen, die sich diesmal ohne Anreiz haben impfen lassen, werden dann beim nächsten Mal vielleicht zuwarten, bis sie bezahlt werden“.
Fixe Termine könnten helfen
Prainsack findet Lotterien grundsätzlich überlegenswert, wie sie betonte. Mehr Erfolg verspräche sie sich allerdings von fixen Terminen. Würde den Menschen ein Tag zugeteilt, an dem die Impfung stattfinden solle, den sie bei Nicht-Inanspruchnahme absagen müssten, dann wäre die Impfquote vermutlich höher. „Man könnte zwar annehmen, dass das auf dasselbe rauskommt, wenn man sich niederschwellig einen Termin ausmachen kann oder ihn absagen muss. Es gibt aber tatsächlich hier einen psychologischen Effekt, der einen Unterschied macht“, so Prainsack.
Um noch mehr Menschen zur Impfung zu bewegen, sollte auch immer versucht werden, nah an den Menschen zu agieren - Stichwort: niederschwellige Impfangebote, Hausärzte einbinden und Angebote für Menschen schaffen, die nicht online sind.
Druck als letzter Ausweg?
Ob schlussendlich nur noch Druck weiterhelfen kann, wenn die gewünschte Impfquote nicht erreicht wird, wollte die Expertin so nicht aussprechen. „Der richtige Weg ist eine Kombination aus allem - in einer idealen Welt bräuchte man den Druck nicht, da würde das Zuckerbrot reichen und auch die innere Motivation der meisten“, so Prainsack. In der Situation, in der wir uns jetzt befinden, ist es allerdings „unvermeidlich, dass es für Ungeimpfte unbequemer wird“, so die Politologin. Es sei wichtig, dass auch Ungeimpfte nicht von den wichtigen Dingen des täglichen Lebens ausgeschlossen werden, aber dass bestimmt Dinge, die optional sind, nicht mehr möglich seien, so Prainsack gegenüber Ö1.
Schwierig, alle zu erreichen
Wie viele der Ungeimpften man noch erreichen kann und wie dies am besten erfolgt, sei nicht ganz einfach zu beantworten, denn die Gruppen und ihre Gründe seien höchst unterschiedlich - von Verschwörungstheoretikern bis hin zu jenen, die Impfen als Schwäche sehen, erläuterte die Expertin abschließend.
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