Bilanzen „auffrisiert“

Rieder Energieversorger tief im Betrugssumpf

Oberösterreich
10.09.2021 06:00

Paukenschlag in Ried! Die ehemaligen Geschäftsführer der Energie Ried dürften die Aufsichtsbehörde E-Control um insgesamt 5,2 Millionen Euro - und nicht, wie ursprünglich angenommen, um 300.000 Euro - betrogen haben. Jetzt droht den zwei pensionierten Bossen wegen vorsätzlichem Betrug sogar eine mehrjährige Haftstrafe.

Die Energie Ried versinkt immer tiefer im Betrugssumpf. Wie von uns berichtet, wird dem ehemaligen Langzeit-Geschäftsführerduo vorgeworfen, der Aufsichtsbehörde E-Control über Jahre hindurch wissentlich falsche Daten übermittelt und sogar Bilanzen frisiert zu haben – es gilt die Unschuldsvermutung.

Datenauswertung noch unvollständig
Nachdem die „Krone“ den Skandal im Frühjahr aufgedeckt hatte, war von einem Schaden in der Höhe von mindestens 300.000 Euro die Rede. Nun der Hammer: Das Betrugsausmaß dürfte nach noch unvollständigen Auswertungen der Datenforensiker bei 5,2 Millionen Euro liegen.

Vor Abgang löschten die Ex-Bosse alle E-Mails
Die Ex-Geschäftsführer dürften unmittelbar vor ihrer Pensionierung Ende des Vorjahres alle ihre E-Mails gelöscht und sich während der sechsmonatigen Einschulung ihrer Nachfolger Silke Sickinger und Anton Eckschlager wenig kooperativ gezeigt haben. Den „Neuen“ wurden etwa der Zugriff auf ihre Computern verwehrt.

Vorsatz nachweisbar
Nun konnte aber eine große Menge an Daten wiederhergestellt werden. Es soll jetzt sogar nachgewiesen werden können, dass Bilanzen vorsätzlich zur Gewinnoptimierung des 100 Prozent im Besitz der Stadt stehenden Unternehmens manipuliert worden sind.

Mehrjährige Haftstrafe droht
Bei einer Verurteilung drohen den einstigen Energie-Bossen mehrere Jahre Gefängnis, obwohl sie sich mit ihren Machenschaften, bis auf die Auszahlung höherer Gewinn-Prämien, persönlich nicht bereichert haben. Beide Ex-Geschäftsführer waren nicht für die „Krone“ erreichbar.

Zitat Icon

Ich lege alle politischen Ämter zurück und werde keinesfalls ein Ersatzmandat oder einen Vorsitz in einem Aufsichtsrat annehmen.

Bürgermesiter Albert Ortig, ÖVP

Auch von ÖVP-Bürgermeister Albert Ortig – er ist die Ein-Mann-Generalversammlung des Unternehmens – war keine Stellungnahme zu haben. Er verwies auf Termine bei der laufenden Rieder Messe. Einzig die Gerüchte kommentierte er, wonach er den Aufsichtsratsvorsitz der Energie Ried anstrebe: „Ich werde keinesfalls irgendeine Funktion annehmen. Meine politischen Funktionen sind mit der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Bürgermeisters und Gemeinderats beendet.“

Schaden bezahlt vorerst das Unternehmen
Sickinger und Eckschlager halten sich vorerst bedeckt. Nur so viel ist klar – für den Schaden muss vorerst das Unternehmen aufkommen: „Nach den uns bekannten Ermittlungsergebnissen muss davon ausgegangen werden, dass vorsätzlich gehandelt wurde und deshalb keine Versicherungsdeckung besteht. Sobald alle Ermittlungen abgeschlossen sind, wird sich die Energie Ried im Sinne der Stadt und der Steuerzahler selbstverständlich an der ehemaligen Geschäftsführung schadlos halten.“

 

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