„Krone“-Kommentar

Der Mensch Anschober

Kolumnen
14.04.2021 06:00

60 Jahre alt. Heutzutage, bitteschön, kein Alter.

Es sei denn, man ist 14 Monate österreichischer Gesundheitsminister in Pandemie-Zeiten.

Da altert man.

Ohne es zunächst zu merken. Denn dazu hat man keine Zeit.

Man arbeitet durch. Wie ein Besessener. Leidenschaftlich, überzeugt. 14, 18 Stunden am Tag. Und in der Nacht träumt man von seiner Arbeit.

Es gibt keine Pausen, keine Erholung. Das Virus beherrscht einen.

Man ist isoliert. Die Polit-Freunde, die man zu haben vermeint, halten sich in sicherer Entfernung bedeckt.

Nur nicht anstreifen an den Minister.

Bloß keine Sympathie zeigen. Das schadet der eigenen Karriere. Soll er doch schauen, wie er zurecht kommt mit seinen Lockdowns.

Die Zeitungen haben einen im Visier. Die Kolumnisten machen einen nieder. Die Leitartikler höhnen. Das Netz explodiert. Die Twitteristen schreiben sich die Finger wund. Der ORF-Wolf feiert Orgien.

Irgendwann bricht man zusammen. Aber nach ein, zwei Wochen ist man wieder da.

Man ist 60 Jahre alt. Heutzutage kein Alter.

Der große, gefährliche Irrtum. Denn zuerst ist man Mensch und dann erst Ressortchef. Alle Bosheiten, die ich an dieser Stelle an Anschober schrieb, galten dem Gesundheitsminister. Der Mensch Anschober war mir egal.

Das war falsch. Es tut mir leid. Ehrlich.

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