Streit um Vakzin

Slowaken sollen „Sputnik V“-Lieferung zurückgeben

Ausland
08.04.2021 21:40

Der russische Impfstoff „Sputnik V“ sorgt in der Slowakei für einen handfesten Schlagabtausch zwischen den beiden Ländern - mit möglichen Folgen für die Durchimpfung der Bevölkerung unseres östlichen Nachbarn. Denn Russland spricht angesichts slowakischer Labortests seines Impfstoffs von einem „Sabotageakt“ und will von den Slowaken bereits gelieferte Dosen wieder zurückhaben. Mit den Worten „Gratuliere, Idioten!“ kommentierte der frühere slowakische Premierminister und nunmehrige Finanzminister Igor Matovic die Entwicklungen in seinem Land - nachdem er selbst überraschend nach Moskau gereist war.

Der Russische Fonds für Direktinvestitionen (RFPI) hat laut eigenen Angaben am 6. April die Slowakei aufgefordert, bereits gelieferte Dosen von „Sputnik V“ zurückzugeben. Gleichzeitig übte der Fonds am Donnerstagnachmittag via Twitter heftige Kritik an der slowakischen Arzneimittelbehörde SUKL, die sich zuvor skeptisch über einen Einsatz des russischen Vakzins geäußert hatte.

„SUKL hat eine Desinformationskampagne gegen ,Sputnik V' gestartet und plant weitere Provokationen“, kritisierte der russische Fonds. Die Behauptung des Instituts, dass sich in die Slowakei gelieferten Dosen des Vakzins von jenen unterschieden, die im Fachmedium „The Lancet“ beschrieben wurden, sei „Fake News“, wiederholte man von russischer Seite einen Vorwurf, der bereits am Mittwoch artikuliert worden war.

Das Staatliche Institut für Arzneimittelkontrolle habe zudem „in Verletzung des gültigen Vertrags und in einem Sabotageakt“ Sputnik in einem Labor testen lassen, das nicht zum Netzwerk der amtlichen Arzneimitteluntersuchungsstellen (OMCL) der EU gehöre, erklärten die russischen Vermarkter auf dem offiziellen Twitteraccount des Vakzins.

RFPI habe die slowakische Regierung aufgefordert, den gelieferten Impfstoff in einem zertifizierten Labor dieses EU-Netzwerks testen zu lassen. Man habe auch wegen „vielfacher Vertragsverstöße“ die slowakische Regierung in einem Brief vom 6. April aufgefordert, die gelieferten Dosen zu retournieren, um sie in anderen Staaten verfügbar zu machen. Worin diese Verstöße abgesehen von der Laborwahl lagen, konnte ein Sprecher des russischen Fonds der APA am Donnerstagabend nicht beantworten.

Finanzminister flog überraschend nach Moskau
Der „Sputnik V“-Twitter-Account berichtete gleichzeitig auch über ein „produktives Treffen“ von RFPI-Chef Kirill Dmitrijew mit dem nunmehrigen slowakischen Finanzminister Igor Matovic. Matovic war Ende März nach Kritik an seinem Alleingang bei der Bestellung des russischen Impfstoffes als Premierminister zurückgetreten. Am Donnerstag war er überraschend nach Moskau gereist.

Nach seinem Treffen mit Dmitrijew kritisierte der slowakische Politiker der Partei „Gewöhnliche Leute und unabhängige Persönlichkeiten“ negative slowakische Medienberichte zu „Sputnik V“ und schrieb mit Verweis auf eine Vertragskündigung durch Russland auf Facebook: „Gratuliere, Idioten!“. Weitere Details kündigte er in einer Pressekonferenz für Freitagvormittag an.

Auch in Österreich wird der Einsatz des russischen Vakzins offenbar stark in Betracht gezogen. Die Vertragsverhandlungen seien „in den letzten Zügen“, hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag gesagt. Prioritär wäre für Kurz eine Zulassung durch die EMA, doch schloss er auch einen Alleingang Österreichs über eine Notfallzulassung nicht aus.

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