23.02.2021 16:00 |

Hoffen auf Sommer

Reutte könnte heuer Ehrentitel „Stadt“ erhalten

Nur mehr zwei Bezirkshauptorte in Österreich sind Markt, Reutte ist einer davon. Die Metamorphose zur Stadt ist dort seit Jahrzehnten Thema und wäre auch der Wunsch des Marktchefs in seinem letzten Amtsjahr. Eine Gemeindeversammlung war Corona-bedingt nicht möglich, jetzt hofft man auf den heurigen Sommer.

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Reuttes Bürgermeister Alois Oberer tritt 2022 nicht mehr zur Wahl an. Im finalen Jahr seines Wirkens möchte er noch ein „erhebendes“ Gefühl erleben. Der stattliche Wunsch: Die Marktgemeinde Reutte soll zur Stadt erhoben werden. Im Prinzip eine alte Geschichte, hat man sich doch schon vor 40 Jahren ernstlich damit beschäftigt. Doch mittlerweile scheint dieser „Wunsch“ überfällig. Gemeinsam mit Tamsweg ist Reutte der letzte Bezirkshauptort in Österreich mit Marktstatus.

„Für uns ist das kein Thema“, berichtet Gunda Steinwender, Amtsleiterin in Tamsweg. Für die Außerferner Metropole mit fast 6000 Einwohnern sehr wohl! Man würde paradoxerweise „nur“ mit dem rund zehn Kilometer entfernten Vils gleichziehen. Das Grenzdorf mit heute rund 1500 Bürgern wurde bereits 1327 zur Stadt erhoben. Allerdings in einer Zeit, in der das Stadt- oder Marktrecht enorme Privilegien mit sich brachte.

„Markt ist überholt“
„Was ist denn heutzutage ein Markt?“, stellt BM Oberer die entscheidende Frage und gibt sich die Antwort selbst: „Dieser Status hat keine Bedeutung mehr.“ Der glühende Stadt-Befürworter hätte möglicherweise sein großes Ziel schon erreicht, hätte die Pandemie nicht die dazugehörige Bürgerversammlung unmöglich gemacht.

„Wir müssen die Bevölkerung unbedingt einbinden“, ist GR Günter Salchner überzeugt. Sind die Reuttener positiv eingestellt, wäre man „nur“ mehr einen Gemeinderatsbeschluss vom urbanen Status entfernt. Von Seiten des Landes Tirol als letzte Instanz stehe nichts im Wege und die insgesamt 19 Gemeinderäte seien mehrheitlich für die Statusänderung.

Plädoyer für die Stadt
Nicht zuletzt seit dem November 2019. Da erörterte der heimische Historiker Richard Lipp den Mandataren die Vor- und Nachteile, würde man zur Stadt erhoben werden. Fakt sei, dass es keine Nachteile gibt, sondern nur ein unwiderlegbares Argument: „Dös isch alla so g’wese.“ In dem wissenschaftlich fundamentierten Vortrag forderte Lipp die Kommunalpolitiker vehement auf, die Stadtwerdung voranzutreiben.

„Eine Stadt signalisiert wirtschaftliche Kompetenz, drückt Dynamik und Fortschritt aus“, betonte er. Auch für Tourismus, Kultur und Sport gebe es erwiesene Vorteile.

Befürchtungen, dass man mehr Steuern zahle und alles teurer werde, seien vollkommen aus der Luft gegriffen. Auch der Gemeindesäckel würde nicht ärger belastet: Die Mandatare erhielten dieselben Entschädigungen, aus Gemeindeamt würde Stadtamt, der Gemeindevorstand mutiere zum Stadtrat, die „Erhebungskosten“ seien nicht erheblich, sondern zu vernachlässigen.

Es ist ein Ehrentitel“
Wenn auch Historiker Lipp auf künftige, positive Entwicklungen hinweist, ist eines klar: Im Hier und Jetzt gibt es keinen sofort spürbaren, rationalen Vorteil. „Es ist ein Ehrentitel“, bestätigt Andreas Wieser von der Gemeindeabteilung des Landes, „eine Stadterhebung hat auch keine finanziellen Auswirkungen“.

Tatsächlich wird ein attraktiverer Schlüssel der Zuweisung von Abgabenertragsanteilen erst ab einer Einwohnerzahl von 10.000 schlagend, egal welcher Status. Darauf wird der Außerferner Bezirkshauptort allerdings noch lang warten müssen, doch das Motto bleibt: Stadt statt Markt!

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