Immer wieder wird seitens der Exekutive vor Betrug durch falsche Polizisten gewarnt. Ziel der Betrüger sind Pensionisten, denen Geld und Preziosen abgeluchst werden sollen. Viel zu oft leider auch mit Erfolg. Eine Betrügerbande in Wien ist bereits seit 2018 aktiv, erbeuteten bis dato zweistellige Millionenbeträge. Mittlerweile gab bereits zahlreiche Festnahmen sowie erste Verurteilungen. Unter den Opfern der Betrüger befindet sich auch die Mutter des ehemaligen Grünen Wiener Stadtrats Christoph Chorherr, die vor der perfiden Masche warnen will.
Der Kopf der Gruppierung sitzt in der Türkei. Der Mann hat Germanistik studiert und lange Zeit in Vorarlberg gelebt, nunmehr soll er vom Raum Istanbul aus das kriminelle Geschehen steuern. Bisher sind am Landesgericht Wien in dieser Sache nur einige „Geldabholer“ verurteilt worden, im Jänner hatten sich die Mutter und die Schwester des Bandenchefs sowie vier Mitangeklagte vor einem Schöffensenat verantworten müssen, sie fassten drei Jahre teilbedingte Haft aus - die beiden Frauen unbedingt.
Mehrere Hundert Versuche, mindestens 205 vollendete Taten
205 vollendete Taten werden der Bande zugeordnet, davon sind 110 geklärt, hieß es bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Mehrere Hundert weitere Versuche habe es überdies gegeben, hieß es. Es habe 21 Festnahmen und 38 Hausdurchsuchungen gegeben. Seit Ausforschung der Hauptgruppierung habe jedoch ein „sehr, sehr großer Rückgang“ bei Betrugsversuchen durch falsche Polizisten beobachtet werden können, wurde betont.
Über Rolle als Opfer „nicht sehr glücklich“
Eines der Opfer der Betrügerbande wurde die 85-jährige Christa Chorherr, Autorin und Mutter des ehemaligen Grünen Wiener Stadtrats Christoph Chorherr. Sie warnte bereits nach der Tat auf ihrem Blog vor derartigen Machenschaften. Über ihre Rolle als Opfer sei sie „nicht sehr glücklich“, vielmehr sei es „sehr erschreckend, feststellen zu müssen, dass man manipulierbar ist“, sagte die Seniorin.
Auch Chorherrs Sohn stellte bei der Pressekonferenz Fragen an die Ermittler - etwa hinsichtlich, wie es sein könne, dass der Kopf der Bande unbehelligt in der Türkei sitze. Das sei eine „heikle Frage“ und könne „diplomatische Verwürfnisse auslösen“, antwortete der stellvertretende LKA-Chef Michael Mimra. Die Türkei ist nicht Mitglied der EU, nicht im Schengen-Raum, nicht bei Eurojust. Außerdem sei bekannt, dass es mit der EU nicht die „beste Zusammenarbeit“ gibt.
Gegen den namentlich bekannten Verdächtigen gibt es einen europäischen Haftbefehl. Dieser könne aber nicht in der Türkei für einen türkischen Staatsbürger vollzogen werden.
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