Im Griff der Pandemie

Leerer Himmel: Airlines träumen vom Wendepunkt

Ausland
25.01.2021 10:30

Schnelle Lösungen für den Luftverkehr gibt es nicht in der Corona-Krise. „Der Weg zur Normalität im Flugbetrieb ist sehr viel weiter, als wir alle gewünscht und gehofft haben“, sagt beispielsweise der Berliner Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup. Insbesondere in Europa mit seinen kleinen Binnenmärkten und den vielen grenzüberschreitenden Flügen sind die Auswirkungen der Pandemie auf die einst wachstumsverwöhnte Luftverkehrsindustrie verheerend.

Gerade noch 36 Prozent der Vorjahresflüge sind in den ersten Jänner-Wochen am Himmel, berichtet Eurocontrol und erwartet weitere Rückgänge im Februar. Am Mittwoch vergangener Woche (20. Jänner) registrierten die Lotsen in ganz Europa gerade noch 204 Flüge der Lufthansa-Kernmarke, satte 86 Prozent weniger als am vergleichbaren Tag im Vorjahr. Konzernchef Carsten Spohr mag sich kaum noch festlegen bei seinen zeitlichen Prognosen: „Irgendwann im Sommer“ werde es scharf aufwärts gehen, „zwischen dem zweiten und dritten Quartal“ positive Auswirkungen von Impfungen und verstärkten Tests spürbar werden. Bis zu einer Rückkehr zu alten Umsatzrekorden werden wohl „noch viele Jahre“ vergehen.

Lufthansa verliert pro Stunde 500.000 Euro
Der Lufthansa-Konzern, so viel verspricht Spohr, werde schlanker und wesentlich effektiver zurückkehren. Mehr Touristenflüge und der Wegfall zahlreicher Direktverbindungen der Konkurrenz sollten zunächst dem Kranich-Konzern mit seinen Drehkreuzen helfen. 29.000 Beschäftigte mussten weltweit bereits das Unternehmen verlassen, die übrigen 106.000 warten meist in Kurzarbeit auf den Wendepunkt. Immerhin hat es der vom deutschen Staat gerettete Konzern geschafft, den Abfluss von Barmitteln zu halbieren: Lufthansa verliert in der Stunde nur noch ein halbe statt einer ganzen Million Euro. Die Staatshilfe von neun Milliarden Euro müsse man voraussichtlich gar nicht voll ausschöpfen, verspricht Spohr.

Mutationen und Regierungen machen Probleme
Neue Mutationen des Corona-Virus sowie teils widersprüchliche Abwehrmaßnahmen der Nationalstaaten hemmen aber derzeit nahezu jede positive Entwicklung des Luftverkehrs, klagt unter anderen Eurocontrol-Chef Eamonn Brennan. Im Blindflug durch die Corona-Krise wollen die Airlines seit Monaten umfassende Schnelltests und digitale Gesundheitspässe für ihre Passagiere durchsetzen, doch die nationalen Regierungen spielen nicht schnell genug mit.

Der Welt-Airlineverband IATA entwickelt zwar wie auch die Organisation CommonPass eine Mobilfunk-App, auf der theoretisch sämtliche Impf- und Testnachweise sowie Einreiseinformationen gesammelt werden könnten. Doch in der EU wird über einen einheitlichen Nachweis gestritten. Getestet werden die neuen Apps nun am arabischen Golf bei den Fluggesellschaften Etihad und Emirates.

Impfstoffe und Schnelltests sollen Reisen ermöglichen
Nur wenn die Corona-Impfstoffe schnell verteilt werden und zudem deutlich mehr Passagiere mithilfe von negativen Schnelltests reisen dürfen, erwartet die IATA zur Jahresmitte eine Erholung der Ticketnachfrage. Die globalen Umsätze der Industrie sollen der Schätzung nach 459 Milliarden Dollar (rund 377,5 Milliarden Euro) erreichen nach 328 Milliarden Dollar im Jahr 2020.

Tickets bleiben wohl billig
Auf deutliche Preissteigerungen sollten die Airline-Manager beim Neustart nicht hoffen: Die Ticketpreise sind in der Krise in schlecht ausgelasteten Jets eher gesunken und der Billigflieger Ryanair hat für den Neustart bereits aggressive Kampfpreise angekündigt. Die ohnehin flexiblen Iren können dabei erstmals auch auf besonders kostengünstige Flugzeuge vom Unglückstyp Boeing 737 Max zurückgreifen, der im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten aus dem globalen Verkehr gezogen worden war. Nach technischen Nachbesserungen steht die Rückkehr des Flugzeugs auch am europäischen Himmel unmittelbar bevor.

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