Ärger im Burgenland

Straftäter sollen in leeres Hotel: „Nicht mit uns“

Burgenland
01.08.2025 15:26

30 psychisch kranke Straftäter – nur Männer –  sollen am Friedrichshof im Burgenland untergebracht werden, betreut vom Verein Agora, beschäftigt in Gastronomie und Nahversorgung. Doch nun schaltet sich das Land ein: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil stellt klar: „Dieses Projekt wird es mit uns nicht geben!“

Auch der Zurndorfer Bürgermeister Werner Friedl zeigt sich erbost: „Wir wurden überrumpelt. Die Gemeinde wurde in keinster Weise eingebunden. Die Bevölkerung wurde vor vollendete Tatsachen gestellt – das ist absolut inakzeptabel.“ Die Empörung in Zurndorf ist nach einer Informationsveranstaltung für die Bewohner des Friedrichshofes groß. Jetzt bekommt die verunsicherte Bevölkerung Rückendeckung.

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Dieses Projekt wird es mit uns nicht geben.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) bezieht klar Stellung gegen die geplante Unterbringung von rund 30 psychisch kranken Menschen aus dem Maßnahmenvollzug im leerstehenden Hotelareal des Friedrichshofs. „Wer denkt, dass solche Einrichtungen in dieser Größenordnung ohne das Land und die Einbindung der betroffenen Gemeinden und Bürger umgesetzt werden können, hat sich geirrt. Dieses Projekt wird es mit uns nicht geben“, heißt es von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gegenüber der „Krone“.

Parallelen zum Flüchtlingslager in Eberau
Doskozil verweist auf das Beispiel Eberau, wo bereits erfolgreich ein geplantes Flüchtlingslager durch widmungsrechtliche Maßnahmen gestoppt werden konnte. „Auch diesmal stehen wir auf der Seite der Menschen – solche Einrichtungen gehören nicht in ein kleines Dorf.“

Gleichzeitig fordert der Landeshauptmann vom zuständigen Sozialministerium, dass alle Förderungen – sollten solche zum Beispiel in Form von Tagsätzen geplant sein – sofort gestoppt werden.

Verein Agora: Klienten sind medizinisch stabil
Geplant war, das leerstehende Hotel- und Gastroareal mit Leben zu füllen: Psychisch kranke Menschen, die nach §21 StGB verurteilt wurden - wegen kleiner Delikte wie Diebstahl oder Widerstand – sollten hier wohnen und schrittweise ins Arbeitsleben zurückgeführt werden. „Unsere Klienten sind medizinisch stabil, werden rund um die Uhr betreut und haben mehr Angst vor der Gesellschaft als umgekehrt“, sagt Agora-Geschäftsführer Andreas Lef.

30 Häftlinge – 200 Anrainer: „Unverhältnismäßige Belastung“
Doch für das Land ist die geplante Dichte der Bewohner schlicht zu viel. „30 Maßnahmepatienten auf rund 200 unmittelbare Anwohner – das ist eine völlig unverhältnismäßige Belastung für die Region“, rechnet Doskozil vor. Grundsätzlich seien Sozialprojekte zur Wiedereingliederung von Tätern in die Gesellschaft wichtig, sagt der Landeshauptmann weiter. Tagsüber sollen die Bewohner frei am Gelände tätig sein – ein Gedanke, der viele Menschen in der Gemeinde beunruhigt. „Die Menschen vor Ort haben zurecht Sorgen, wir stehen an ihrer Seite“, erklärt Bürgermeister Friedl.

Bund schob Projekt an – Land nicht eingebunden
Dass dieses sensible Projekt ohne Einbindung der Gemeinde oder des Landes vorbereitet wurde, sorgt für zusätzlichen Zündstoff. Der Verein Agora arbeitet eng mit dem Justizministerium zusammen. Der Vorstand des Friedrichshofs zeigt sich dem Projekt gegenüber sehr offen: „Unser ursprünglicher Plan war es, wieder einen Gastrobetreiber zu finden. Nach über 100 Gesprächen ohne Ergebnis haben wir die Idee aufgegriffen“, sagt Geschäftsführerin Jennifer Griemann. Heute steht sie hinter dem Projekt und spricht von einer „zweiten Chance“ für psychisch kranke Menschen und sogar von einer „Versöhnung mit der Geschichte des Ortes“. Laut Verein Agora wollte man noch heuer mit dem Projekt starten. 

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