Impfplan wackelt

Anschober: „Herber Rückschlag für Europa“

Politik
22.01.2021 22:52

Österreich setzt beim Impfen vor allem auf AstraZeneca - davon sollten eigentlich zwei der insgesamt fast sechs Millionen Dosen bis Ende März in Österreich ankommen. Nun dürften es vorerst nur 600.000 werden, wie die „Krone“ erfuhr. Die fehlenden 1,4 Millionen sollen im April nachgeliefert werden. Gesundheitsministerium Rudolf Anschober (Grüne) reagierte geschockt auf die Nachricht - etwaige Lieferungsverringungen seien „völlig inakzeptabel“ und ein „herber Rückschlag für Europa“. AstraZeneca bestätigte inzwischen die geringeren Produktionsmengen.

Die EU und somit Österreich haben von AstraZeneca am meisten bestellt - insgesamt hat sich Österreich 5,9 Millionen Impfdosen verbindlich gesichert. Der mit der Universität Oxford zusammen entwickelte Impfstoff benötigt keine so aufwendige Logistik wie die beiden anderen Vakzine. Nun ist möglicherweise nicht nur der Weg zur Marktzulassung holprig.

AstraZeneca bestätigt Produktionsverzögerungen
Wie ein Sprecher des Unternehmens erklärte, werde die gelieferte Menge an Impfstoffen zu Beginn niedriger sein als geplant. Grund seien geringere Erträge an einem Produktionsstandort „innerhalb unserer europäischen Lieferkette.“ Eine Verzögerung der Lieferungen sei aber nicht geplant.

Nach anfänglicher Unsicherheit über die Wirksamkeit stehen die Mühlen wieder still: Der Impfstoff wird überarbeitet. Er soll dann auch gegen Mutationen des Virus SARS-CoV-2 wirken. Möglicherweise aus diesem Grund könnte es nun zu Lieferverzögerungen an die EU kommen.

Länder bereits über nächsten Impf-Rückschlag informiert
Nach „Krone“-Informationen habe AstraZeneca sowohl die EU als auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) darüber informiert, dass man die vereinbarte Impfstoffmenge im geplanten Zeitraum nicht werde liefern können. Der Impf-Koordinator im Gesundheitsministerium Clemens Martin Auer informierte die Länder aber bereits über den nächsten Impf-Rückschlag.

Gesundheitsminister erzürnt
Auch Minister Anschober meldete sich in der Causa bereits in einer Aussendung zu Wort. „Zugesagte Liefermengen müssen eingehalten werden. Gleichzeitig zeigt diese mögliche Entwicklung, wie wichtig es war, dass Österreich in den vergangenen Wochen große zusätzliche Mengen an Impfstoff von Biontech/Pfizer eingekauft hat", so Anschober. Die kolportierten Lieferungsverringungen seien jedenfalls „völlig inakzeptabel.“

Impfplan wackelt
Alle EU-Staaten seien von dem Problem gleich schlimm betroffen, es sei ein „herber Rückschlag für Europa“, meint Anschober in der ORF „ZiB 2“. Wie sich die Engpässe nun auf den Impfplan auswirken werden, würde sich wohl erst kommende Woche zeigen, „wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen“.

Er drängte nun darauf, dass zumindest alle Impfstoffe, die bestellt wurden, auch geliefert werden. Auch wenn es abhängig von den Lieferzeiten der Hersteller nun wohl zu Verzögerungen kommen werde, kämpfe er, dass die Impfungen möglichst rasch nachgeholt werden können.

Kaiser: „Verzögerung unzumutbar“
Ähnlich drastisch reagierte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) am Freitag: „Jede weitere Verzögerung wäre unverantwortlich und den Impfwilligen gegenüber unzumutbar.“ Kärnten habe seine Hausaufgaben erledigt, sei „bestens vorbereitet“ und warte nur noch auf die Lieferung größerer Impfstoffmengen.

NEOS fordern Impf-Krisengipfel
„Hier zeigen sich die fatalen Fehler des türkis-grünen Impfplans deutlich. Die Bundesregierung hat sich zu sehr darauf verlassen, dass der AstraZeneca-Impfstoff früh zugelassen wird und mit einer früheren Lieferung gerechnet“, reagierte NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker erschüttert.

Dass nun die Schuld auf die Europäischen Behörden geschoben werden soll, bezeichnete er als „absurd“. Er forderte zudem erneut einen sofortigen nationalen Impf-Krisengipfel, um „die Impfstrategie völlig neu aufzusetzen.“

Biontech/Pfizer lieferte vorerst 20 Prozent weniger
Lieferverzögerungen gibt es derzeit auch bei Biontech/Pfizer, von dem 11,1 Millionen Dosen reserviert sind. Hier sollen vorerst 20 Prozent weniger im Februar nachgeliefert werden, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz.

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