Starb mit 92 Jahren

Gotthilf Fischer, der „König der Chöre“, ist tot

Adabei
16.12.2020 17:06

Der „König der Chöre“ Gotthilf Fischer ist tot. Wie seine Managerin Esther Müller am Mittwoch bestätigte, schlief der rund um die Welt bekannte Chorleiter bereits am Freitag im Alter von 92 Jahren „einfach ein“. Kein anderer Dirigent in Deutschland brachte solche Massen zum Singen wie Fischer. Mehr als 16 Millionen Schallplatten und CDs konnte er im Lauf seiner Karriere absetzen - und das, obwohl er vor allem Volkslieder wie „Hoch auf dem gelben Wagen“ oder oft stark religiös geprägte Eigenkompositionen singen ließ. 

Fischer kam am 11. Februar 1928 zur Welt. Der Taxifahrer, der seine Mutter zur Entbindung ins Krankenhaus brachte, hatte allerdings einen schweren Unfall, das Leben der Mutter und ihres noch Ungeborenen stand auf der Kippe. Doch beide überlebten - und auf Drängen der Krankenschwestern bekam der Junge den Vornamen Gotthilf. Fischer glaubt, dass ihm der Name auch später half - er überlebte drei Flugzeugunglücke.

Durchbruch nach dem Grubenunglück von Lengede
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm der Autodidakt seinen ersten Chor. Mit zehn Sängern fing er an, nach 14 Tagen hatte er 80 Chormitglieder. Schon bald nahm er die ersten Lieder auf, der Durchbruch gelang ihm infolge des Grubenunglücks von Lengede 1963. Bei der Trauerfeier für die verstorbenen 29 Bergleute trat Fischer erstmals mit einem Chor aus 200 Sängern im Fernsehen auf. Ab Ende der 60er-Jahre ging es dann Schlag auf Schlag. Die Fischer-Chöre bekamen immer wieder Fernsehauftritte.

Rund um die Welt dirigierte Fischer zeitweise 62.000 Sangesfreunde, vereint in Freundeskreisen der Fischer-Chöre. Mehr als 16 Millionen Schallplatten wurden weltweit verkauft. „Böse Menschen haben keine Lieder“ - das Motto der Fischer-Chöre war sein Credo. Es gab auch eine Zeit eher irritierender Schlagzeilen: Bei der Love-Parade 2000 machte Fischer Bekanntschaft mit der Modedroge Ecstasy, er sprang medienwirksam mit dem Fallschirm ab und besuchte den „Big Brother“-Container.

Sein Wunsch: „Eines Tages dirigierend in die Kiste zu fallen“
„Saubere Töne sind besser als Tabletten“, hatte Fischer anlässlich seines 90. Geburtstages im Februar 2018 gesagt und darauf verwiesen, dass da bei ihm gesundheitlich alles wieder „reibungslos“ lief. Für seinen eigenen Tod wünschte sich der Schwabe mit schlohweißen Haaren einmal, „eines Tages dirigierend in die Kiste zu fallen“. Dies war ihm zwar nicht vergönnt, laut seiner Managerin schlief er am Freitag „einfach ein“. Es sei „die Zeit“ gewesen „und das Alter“. Am Mittwoch wurde er im engsten Familienkreis beigesetzt.

Seit 2008 war Fischer Witwer, seine Frau Hilde starb im Alter von 89 Jahren nach 59-jähriger Ehe. Sie hatte 1949 einen Sohn mitgebracht, gemeinsam bekamen sie zwei Kinder.

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(Bild: kmm)



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